TIM will Festnetz an KKR verkaufen

Der TIM-Verwaltungsrat hat mehrheitlich einem Verkauf der Festnetzsparte an den US-Investor KKR zugestimmt. Doch Großaktionär Vivendi und der Anlageberater Merlyn, der ein Alternativangebot vorgelegt hat, wollen juristisch gegen die Entscheidung vorgehen. Sie fordern die Einberufung einer Hauptversammlung.

TIM will Festnetz an KKR verkaufen

Telecom Italia (TIM) steht vor dem Verkauf des Festnetzgeschäfts. Der Verwaltungsrat stimmte dem Angebot des US-Finanzinvestors KKR in Höhe von bis zu 22 Mrd. Euro trotz des massiven Widerstands von TIM-Großaktionär Vivendi (23,75%) mehrheitlich zu. Der Verkauf soll bis zum Sommer 2024 abgeschlossen sein. Der italienische Staat übernimmt etwa 20% am Festnetzsektor.

Doch bevor es zum ersten Verkauf des Festnetzgeschäfts eines europäischen Telekomanbieters kommen kann, gibt es noch viele Hindernisse und offene Fragen. Denn Vivendi will sich mit allen rechtlichen Möglichkeiten gegen den Verkauf des Festnetzgeschäfts wehren. Die Franzosen halten nicht nur den Verkaufspreis für viel zu niedrig und fordern etwa 30 Mrd. Euro. Vivendi hat auch erhebliche Zweifel an der Überlebensfähigkeit des verbleibenden Dienstleistungsgeschäfts für Privat- und Firmenkunden. Der Großaktionär fordert die Einberufung einer Hauptversammlung, die über diese Frage entscheiden müsse. Vivendi hätte in einer Aktionärsversammlung große Chancen, eine Mehrheit gegen die Pläne der Geschäftsführung zu erreichen. Im Verwaltungsrat, der mehrheitlich eine Zustimmung der Hauptversammlung nicht für erforderlich hält, stimmten drei der 14 Mitglieder gegen den Verkauf an KKR.

Der Verwaltungsrat lehnte auch eine Offerte mehrerer Aktionäre unter Führung des Anlageberaters Merlyn ab. Deren Plan sieht den Verkauf des Privatkundengeschäfts und der sehr rentablen brasilianischen TIM-Mobilfunkgesellschaft für insgesamt 16 Mrd. Euro vor. TIM solle sich stattdessen auf das Festnetzgeschäft und die Sparte mit den Firmenkunden konzentrieren. Außerdem solle der frühere TIM-Manager Stefano Siragusa den bisherigen CEO Pietro Labriola ablösen. Eine solche Strategie stehe im Widerspruch zum Unternehmensplan von CEO Pietro Labriola, so der Verwaltungsrat. Auch Merlyn will juristische Schritte gegen die Entscheidung des Aufsichtsgremiums einleiten.

Die italienische Regierung unterstützt den Verkauf an KKR. Rom will im Zuge des Verkaufs des Festnetzgeschäfts bis zu 2,2 Mrd. Euro für den Erwerb eines 20-prozentigen Anteils an dieser Sparte ausgeben und damit bei strategischen Entscheidungen Mitsprache haben. Der italienische Fonds F2i will dem Vernehmen nach 10 bis 15% erwerben. Laut Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti hat Vivendi als Aktionär Rechte und wird sie wahrnehmen können.

Die Offerte beinhaltet nicht die Gesellschaft Sparkle, die Unterwasserkabel verlegt und über deren Verkauf weiter verhandelt wird. Das Angebot bewertet die Netco, die das inländische Festnetzgeschäft und Sparkle beinhaltet, inklusive der Schulden mit 18,8 Mrd. Euro. Unter bestimmten Bedingungen steigt der Preis auf 22 Mrd. Euro. Labriola will 20.000 der 40.000 TIM-Mitarbeiter an die Festnetzsparte abgeben, an diese etwa 14 der 26 Mrd. Euro Schulden übertragen und hofft auf „neue Wachstumsperspektiven“. Die Infrastrukturen sollen von der künftig separaten Festnetzgesellschaft angemietet werden.

Massiver Wertverlust

Vivendi soll unter bestimmten Bedingungen zu einem Ausstieg bei TIM bereit sein. Die Franzosen hatten 4 Mrd. Euro für die TIM-Beteiligung ausgegeben. Heute ist der Anteil nur noch etwa 1 Mrd. Euro wert. Vivendi soll einen Preis von 50 Euro-Cent für akzeptabel halten. Doch die Kluft zum aktuellen Kurs ist riesig. Die TIM-Aktie, die am Montag deutlich nachgab, notiert aktuell bei 25 Euro-Cent. Die Franzosen hatten seinerzeit 1,07 Euro je Aktie gezahlt.

Italien

TIM verkauft Festnetz an KKR

Französischer Großaktionär Vivendi will juristisch dagegen vorgehen und fordert Hauptversammlung

bl Mailand

Bei Telecom Italia (TIM) geht es drunter und drüber. Der Verwaltungsrat hat zwar mehrheitlich dem Verkauf der Festnetzsparte für bis zu 22 Mrd. Euro an den US-Investor KKR zugestimmt. Doch Großaktionär Vivendi ist damit nicht einverstanden und will gerichtlich gegen die Entscheidung vorgehen.

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