TKMS schwimmt auf der Rüstungswelle
TKMS schwimmt auf der Rüstungswelle
TKMS schwimmt auf der Rüstungswelle
Marinesparte von Thyssenkrupp hat jährliches Wachstum von 10 Prozent im Blick – Margenziel mittelfristig über 7 Prozent
ab Köln
Die Marinesparte von Thyssenkrupp steht kurz vor dem Börsengang. Auf dem auf Kapitalmarkttag lenkte der Vorstand den Blick auf die riesigen Wachstumschancen. Auch ein Dividendenversprechen soll Investoren locken. Doch auch nach dem Spin-off hält Thyssenkrupp die Mehrheit an der Rüstungssparte.
Mit hehren Wachstumszielen hat die Marinesparte von Thyssenkrupp, TKMS, wenige Wochen vor dem Spin-off die Werbetrommel gerührt. Angesichts der veränderten geopolitischen Lage gebe es spürbaren Rückenwind für das „Maritime Powerhouse“, hieß es auf dem Kapitalmarkttag, auf dem sich der Vorstand Investoren und Analysten präsentierte. „Der geplante Börsengang soll uns ermöglichen, zusätzliche finanzielle Spielräume zu eröffnen“, sagte Vorstandschef Oliver Burkhard. Laut Präsentation geht es dabei um etwaige Mittelaufnahmen im Zuge von Konsolidierungsmöglichkeiten.
An hehren Versprechen mangelte es nicht: Mittelfristig soll der Umsatz jährlich um 10% wachsen, die Umsatzrendite bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll zugleich auf über 7% steigen. Zudem sollen die Aktionäre schon im ersten Jahr nach der Verselbständigung, also für das Geschäftsjahr 2025/26, eine Dividende erhalten. Geplant ist, 30 bis 50% des Nettogewinns auszuschütten.
Milliardenschwerer Markt
TKMS versteht sich als integrierter Lösungsanbieter für die Marineschifffahrt. Neben Unter- und Überwasserschiffen verfügt die Gesellschaft mit Atlas Elektronik auch über Elektronik-, Sensorik- und IT-Lösungen. Das ermögliche den Kunden, allen voran den Nato-Mitgliedstaaten, „One-Stop-Shopping“. TKMS setzt angesichts der veränderten Bedrohungslage auf steigende Rüstungsausgaben. Der für das eigene Unternehmen adressierbare Markt dürfte sich unter den durchgespielten Szenarien bis 2033 auf 61 Mrd. Euro fast verdoppeln, so die Schätzung. Im zurückliegenden Geschäftsjahr hatte TKMS erstmals die 2-Mrd.-Euro-Marke beim Umsatz geschrammt.
Dass die ambitionierten Ziele auf solidem Fundament stehen, belegt der Auftragsbestand von 18,6 Mrd. Euro (per 30. Juni). Um die Fertigungszeiten zu verkürzen und Aufträge schneller in Umsatz zu wandeln, sollen die Kapazitäten am Standort Wismar ausgebaut werden. Dafür sind 200 Mill. Euro budgetiert, die größtenteils bis 2028 investiert und weit überwiegend über Kundenvorauszahlungen finanziert werden.

Parallel zum Wachstum verspricht TKMS, die auch nach dem Spin-off mehrheitlich (51%) zu Thyssenkrupp gehören wird, die Profitabilität zu steigern. Dazu soll vor allem das überproportionale Wachstum mit Software und Elektronik beitragen. Dieses Geschäft wirft höhere Margen ab. Wird im U-Boot- und Schiffbau bis 2033 mit durchschnittlichen Wachstumsraten von 8 und 6% gerechnet wird, werden der Elektroniksparte zweistellige Raten zugebilligt. Hatte sich die operative Marge im abgelaufenen Turnus auf 4,3% belaufen, waren es zurückgerechnet auf die letzten Monate bis Juni 2025 schon 5,5%. Die Marktdynamik erlaube bei der Auftragshereinnahme selektiver vorzugehen.
Zugleich zeichnet sich TKMS nach den Angaben durch ein Cash-schonendes Geschäftsmodell aus. Kundenanzahlungen führten dazu, dass über den gesamten Projektzyklus von fünf bis zwölf Jahren Cash-positiv operiert werde. Auch bilanziell sieht sich TKMS mit einer Nettofinanzposition von 745 Mill. Euro (per Ende Juli 2025) gut aufgestellt. Finanzschulden gibt es keine, wohl aber Verbindlichkeiten aus Verträgen. Der Cash-Pool mit der Muttergesellschaft wurde Ende September beendet. Die bisherigen Bankgarantien werden durch TKMS-eigene Banklinien ersetzt. Thyssenkrupp ist an dieser Stelle raus, stellt aber bis September 2028 eine 300 Mill. Euro schwere Kreditlinie.
