Trump kündigt 100-Prozent-Zoll auf Arznei-Importe an
US-Präsident Donald Trump hat Zölle von 100% auf Arzneimittelimporte in die Vereinigten Staaten ab 1. Oktober angekündigt. Sollten Arzneimittelhersteller eine Produktionsstätte in den USA bauen, könnten sie damit den Zoll umgehen, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Unternehmen, die entweder bereits einen Baubeginn festgelegt oder mit dem Bau angefangen hätten, seien von den geplanten Zöllen ausgenommen, hieß es weiter.
Gerade die deutsche Pharmaindustrie hatte Zölle gefürchtet: Die USA sind ihr wichtigster Exportmarkt, knapp ein Viertel der deutschen Pharma-Exporte gehen dahin. Aber die Zölle sind auch für Indien schmerzhaft: Das südasiatische Land importiert vor allem Arzneimittel in die USA.
Auch Indien unter den Leidtragenden
Zwischen den USA und der EU steht eigentlich seit Sommer ein Deal – dabei wurde für EU-Importe in die Vereinigten Staaten ein Basiszollsatz von 15% festgelegt. Für europäische Hersteller von Arzneimitteln, Halbleitern und Bauhölzern war dennoch bislang nicht ganz klar, ob die Zollobergrenze von 15% auch für sie gilt.
Auch Autohersteller hatten bis zuletzt Unklarheit – erst am Donnerstag war deutlich geworden, dass für aus der EU in die USA eingeführte Autos rückwirkend zum 1. August die Zölle von 27,5% auf dann 15% gesenkt werden.
Für die deutsche Pharmabranche mit ihren rund 130.000 Beschäftigten sind die USA das wichtigste Exportland. 2024 gingen dem Statistischen Bundesamt zufolge Waren im Wert von 27 Mrd. Euro und damit knapp ein Viertel der deutschen Pharmaexporte in die USA. Damit ist die deutsche Pharmabranche wesentlich stärker vom US-Markt abhängig als etwa der Maschinenbau und die Chemieindustrie. Besonders gefragt waren etwa Impfstoffe.
USA unverzichtbar für deutsche Pharmabranche
„Sollten die Pläne wie angekündigt ab dem 1. Oktober umgesetzt werden, wäre dies ein harter Rückschlag für den Pharmastandort Deutschland und Europa“, teilte der Verband forschender Pharmaunternehmen (VFA) mit. Die Ankündigung stehe im Widerspruch zu den bisherigen Handelsabsprachen zwischen den USA und der EU.
„Die angekündigten Importzölle von 100% hätten gravierende Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten, verteuerten die Produktion von Arzneimitteln und gefährdeten die Versorgung von Patientinnen und Patienten – sowohl in den USA als auch in Europa", sagte VFA-Präsident Han Steutel. „Wir sehen schon jetzt, dass Investitionen am Standort eingefroren werden.“
Wichtig sei es, nun schnelle Lösungen für Europa und Deutschland zu finden, fordert Steutel. Er betonte die Bedeutung des europäischen Binnenmarktes: „In den USA kann man auf einen Schlag 300 Millionen Menschen versorgen. In Europa sind es 450 Millionen Menschen – allerdings verteilt auf 27 Märkte. Wir nutzen unser Potenzial als Binnenmarkt nicht aus und werden so zum Spielball zwischen den großen Wirtschaftsräumen."
Roche baut Werk
Der Schweizer Pharmariese Roche hat jüngst mit dem Bau einer Produktionsanlage in Holly Springs im Bundesstaat North Carolina begonnen. Darauf wies ein Roche-Sprecher auf Anfrage hin. Roche habe insgesamt Investitionen von 50 Mrd. Dollar in den USA in Aussicht gestellt. Der Sprecher ging nicht direkt darauf ein, ob Roche von dem US-Importzoll auf Medikamente betroffen wäre.