Milliardengeschäft

US-Spac übernimmt Signa Sports United

Es ist die bisher größte Übernahme eines deutschen Unternehmens durch einen Spac (Special Purpose Acquisition Company) aus den USA: Der Online-Sporteinzelhändler Signa Sports United des österreichischen Investors René Benko fusioniert mit dem Spac Yucaipa des Investment-Milliardärs Ron Burkle.

US-Spac übernimmt Signa Sports United

cru Frankfurt

Der deutsche Online-Sporteinzelhändler Signa Sports United wird in einem milliardenschweren Deal – die drittgrößte deutsche M&A-Transaktion in diesem Jahr – vom US-Spac (Special Purpose Acquisition Company) Yucaipa Acquisition Corp. des US-amerikanischen Investors Ronald Burkle übernommen. Das haben beide Unternehmen mitgeteilt. Signa Sports, das derzeit noch zu drei Vierteln dem österreichischen Karstadt-Investor René Benko gehört, wird bei der Transaktion mit 3,2 Mrd. Dollar inklusive überschaubarer Schulden bewertet – mehr als das 40Fache des Gewinns.

Der von den Investmentbankern der Citigroup eingestielte Deal ist die vierte und zugleich auch bisher größte Übernahme eines deutschen Unternehmens durch einen US-Spac. Mehr als 400 Spacs aus den USA, die insgesamt 130 Mrd. Dollar Eigenkapital eingesammelt haben, sind derzeit verzweifelt auf der Suche nach einem lohnenden Übernahmeziel. In Deutschland wurden sie schon dreimal fündig: Im Juli 2020 wurde die kleine Biotechfirma Immatics aus Tübingen von einem US-Spac übernommen – und kürzlich kündigten die beiden deutschen Flugtaxianbieter Lilium und Volocopter an, denselben Weg zu gehen.

Im gleichen Zug mit der Spac-Fusion übernimmt Signa Sports United vom britischen Finanzinvestor Bridgepoint den Online-Fahrradhandels-Konkurrenten WiggleCRC mit rund 500 Mill. Dollar Umsatz und steigt damit zum weltweit größten Online-Fahrradhändler auf – in Deutschland unter der Marke Fahrrad.de. Das dürfte auch der Bewertung des deutschen Online-Fahrradhändlers Bike24, der gerade in Frankfurt an die Börse geht und nur ein Viertel so groß ist, weiteren Auftrieb verleihen.

Ehrgeizige Wachstumsziele

„Unser Ziel wird es weiterhin sein, in den kommenden Jahren beim Umsatz um jährlich etwa 25% zulegen. Die Marge dürfte auf deutlich über 10% steigen wie heute schon in unseren Kernmärkten“, sagte Signa-Sports-Vorstandschef Stephan Zoll, der zuvor jahrelang Ebay-Deutschlandchef war, der Börsen-Zeitung. Signa Sports erwartet im laufenden Geschäftsjahr, das bis September geht, einen Umsatz von 1,6 Mrd. Dollar (inklusive Wiggle) und eine Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 4,1%. Das entspricht einem Ebitda von 70 Mill. Dollar. Rund zwei Drittel vom Geschäft in den 80 Web-Shops in 17 Ländern entfallen auf den Fahrradhandel.

Weitere Schwerpunkte sind Tennis-Zubehör, Outdoor-Produkte und Fußballausrüstung. Seit 2018 hat sich der Umsatz verdreifacht. Weiter wachsen soll das Unternehmen durch Marktanteilsgewinne in Europa und die Expansion in den USA sowie durch weitere Zukäufe in der kleinteiligen Branche und das Geschäft mit der von Signa Sports entwickelten Ecommerce-Plattform mit Drittparteien – dazu zählen mehrere hundert stationäre Fachhändler und Sportturniere wie die „French Open“.

Für die Expansion – insbesondere in den USA – erhält Signa Sports United auch rund 650 Mill. Dollar frisches Eigenkapital bei der Fusion samt Börsennotierung. Gut die Hälfte davon bringt der Spac Yucaipa ein. Der Rest stammt von neuen Investoren, die sich zusätzlich beteiligen. „Alle alten Eigentümer bleiben an Bord“, sagte Signa-Sports-Chef Zoll. Rund 78% der Anteile an Signa Sports United gehörten bisher der Signa Holding von Rene Benko, deren Anteil jetzt auf 50% sinkt. Weitere Miteigentümer sind der japanische Konzern Aeon und die thailändische Central Group sowie die R+V Versicherung. Als neuer Miteigentümer kommt der britische WiggleCRC-Investor Bridgepoint hinzu. Denn die Übernahme von Wiggle bezahlt Signa Sports zum Teil mit eigenen Aktien.

Ermahnung der SEC

Der Spac Yucaipa war kürzlich – wie viele andere Spacs auch – von der US-Börsenaufsicht SEC wegen eines Verstoßes gegen die Vorschriften abgemahnt worden. Die Behörde bemängelte eine verspätete Vorlage der Bilanz, die sich verzögert hatte, weil Spacs neuerdings die Optionen, die sie neben gewöhnlichen Aktien beim Börsengang ausgeben, als Verpflichtungen ausweisen müssen.

Dass Radsportmarken wie Fahrrad.de aufgekauft werden, während die Branche weiter floriert, entwickelt sich zum Trend. Andere Beispiele aus jüngster Zeit sind der französische Milliardär Bernard Arnault und die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft Groupe Bruxelles Lambert, die eine Mehrheitsbeteiligung am deutschen Fahrradhändler und -hersteller Canyon erwarb, und Whyte Bikes, das sich eine Investition von Cairngorm Capital sicherte.

Experten zufolge ist die Fahrradbranche nicht nur aufgrund der Zunahme des aktiven Lebensstils während der Covid-19-Pandemie derzeit für Investoren profitabel, sondern bietet auch zukünftige Chancen in den Bereichen Umwelt, Mikromobilität und technologische Integration. Die Branche hat sich auch in wirtschaftlichen Abschwüngen als widerstandsfähig erwiesen, was ihren Wert für Investoren weiter erhöht.