Stahlindustrie

Verfall der Stahlpreise setzt KlöCo zu

Der Preisverfall für Stahl hat sich im zweiten Quartal beschleunigt. Das bekommt der Stahlhändler Klöckner & Co zu spüren.

Verfall der Stahlpreise setzt KlöCo zu

Preisverfall bremst Stahlhändler KlöCo aus

Vorstandschef Kerkhoff: Tal der Tränen liegt hinter uns – Übernahme in Mexiko perfekt

ab Düsseldorf

Der Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo) musste dem schwierigen konjunkturellen Umfeld auch im zweiten Quartal Tribut zollen. Hauptgrund war der anhaltende Preisverfall, der zu einem Umsatzrückgang um fast 24% führte, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Der Absatz gab dabei lediglich um 5,5% nach. Entsprechend brach das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im Konzern um über 70% auf 63 Mill. Euro ein. Unter dem Strich blieben im Berichtsquartal 12 (i.V. 151) Mill. Euro hängen.

Dennoch sprach Vorstandschef Guido Kerkhoff von einem “sehr ordentlichen Quartal” und verwies darauf, dass das Unternehmen trotz der widrigen Umstände das zweite Quartal in Folge operativ schwarze Zahlen geschrieben habe. Zugleich ist Kerkhoff überzeugt, dass “das Tal der Tränen hinter uns liegt”. Für das dritte Quartal wird ein operatives Ergebnis zwischen 40 und 80 (16) Mill. Euro in Aussicht gestellt. Im Gesamtjahr sollen vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und wesentlichen Sonderfaktoren 220 bis 280 (417) Mill. Euro verdient werden. Zudem wird ein signifikant positiver Cashflow aus der betrieblichen Tätigkeit erwartet.

Mit Blick auf die Konzernstrategie sei KlöCo ein gutes Stück weiter gekommen. Die Nachfrage nach der Technologie-Lösung Nexigen Data Services sei hoch. Mit Nexigen können sich Kunden des Stahlhändlers für alle Produkte die CO2-Belastung (inklusive Scope 3) ausweisen lassen, und zwar mit TÜV-Zertifikat. KlöCo will den kostenpflichtigen Service dahingehend weiterentwickeln, dass Kunden demnächst auch Lösungsvorschläge für nachhaltigere Produkte erhalten.

Hoher Leverage

Ein weiterer Meilenstein ist aus Sicht des Managements die Übernahme von National Material of Mexico, die am Vortag abgeschlossen wurde. Damit stärke KlöCo nicht nur die regionale Aufstellung, sondern erweitere auch das Produktportfolio in Nordamerika. Denn das mexikanische Stahlhandelsunternehmen sei ein starker Partner für die Autoindustrie, in der Kloeckner Metals US derzeit noch unterrepräsentiert sei. Allerdings wird mit dem Closing auch der Kaufpreis von 340 Mill. Dollar fällig, den KlöCo nach früheren Angaben aus der bestehenden Liquidität finanzieren will. Dass sich damit auch der Leverage erhöht – zum 30. Juni belief sich das Verhältnis der Nettoschulden zum operativen Ergebnis auf 4,8 –, hält Kerkhoff für unproblematisch. Das spiele in dem zyklischen Geschäft keine Rolle, sagte er.

KlöCo hat früh auf den Handel mit nachhaltigem Stahl gesetzt und schon im vorigen Jahr eine Bewertungsskala für Stahl verschiedener Nachhaltigkeitsklassen eingeführt. Insgesamt gibt es fünf Kategorien, die sich in der Höhe der CO2-Emissionen unterscheiden. Die Nachfrage nach CO2-reduziertem Stahl wachse stetig, wenngleich es zwischen Europa und den USA noch ein deutliches Gefälle gebe.

Von Firmengröße abhängig

Allerdings falle die Nachfrage in Abhängigkeit von der Branche und der Unternehmensgröße sehr unterschiedlich aus. In der Automobilindustrie und bei großen Unternehmen sei die Nachfrage am größten, sagte Kerkhoff. Im Mittelstand sei das Bewusstsein noch nicht so stark ausgeprägt. Im Laufe der Zeit werde sich das jedoch ändern, hält die Nachhaltigkeitsthematik doch zunehmend Einzug in Berichterstattung und Finanzierung.

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