Schwedischer Autobauer

Volvo-Börsengang fällt kleiner aus als erhofft

Auch Volvo Cars fügt sich in die lange Reihe von IPO-Kandidaten ein, die in den vergangenen Wochen ihre Ambitionen beim IPO eindampfen mussten.

Volvo-Börsengang fällt kleiner aus als erhofft

cru Frankfurt

Der Börsengang von Volvo Cars an der Nasdaq Stockholm fällt um 20% kleiner aus als erhofft. Der Emissionserlös für die Aktien des schwedischen Autoherstellers reduziert sich auf 2 Mrd. Euro (20 Mrd. skr). Damit fügt sich das Unternehmen aus Göteborg, das dem chinesischen Autokonzern Geely gehört, in die lange Reihe von Börsenkandidaten ein, die in den vergangenen Wochen ihr IPO eingedampft oder sogar abgesagt haben, unter anderem, weil steigende Energiekosten der Wirtschaft zusetzen.

Für die Volvo-Aktien wurde nun ein Preis von 53 skr (5,30 Euro) festgelegt, der am unteren Ende der Spanne liegt, die bis 68 skr reichte. Zuvor hatten europäische Unternehmen wie der niederländische Einzelhändler für Unterhaltungselektronik Coolblue und der französische Gesundheitssektor-Immobilienentwickler Icade Sante SAS ihre Pläne für einen Börsengang auf Eis gelegt, da die Anleger inmitten einer Flut von IPOs wählerischer wurden. Auch die Aktienmärkte weltweit sind angesichts steigender Energiepreise unbeständiger geworden.

Volvo will von 2030 an nur noch vollelektrische Fahrzeuge verkaufen und ein Batteriewerk in Europa bauen. Mit den Mitteln aus dem Börsengang will das Unternehmen die Produktionskapazitäten erweitern, um den jährlichen Absatz bis 2025 auf 1,2 Millionen Fahrzeuge fast zu verdoppeln. „Die Erlöse aus dem Börsengang werden zusammen mit unserer starken Bilanz die Finanzierung unserer Strategie des schnellsten Transformators sicherstellen“, sagte Vorstandschef Hakan Samuelsson.

Eine Flut ähnlicher Börsengänge und die schwer zu bewertende Beteiligung von Volvo am Elektrosportwagenhersteller Polestar – eine Tochterfirma von Geely und Volvo, die per Spac-Fusion an die US-Börse kommt – haben die Investorennachfrage zu den ursprünglichen Bedingungen gedämpft, wie Banker berichten. Mit dem IPO beauftragt sind Goldman Sachs, SEB, BNP Paribas, HSBC, J.P. Morgan, Morgan Stanley und Nordea.Ursprünglich war mit einer Gesamtbewertung zwischen 19 Mrd. und 23 Mrd. Dollar gerechnet worden. Jetzt sollen es 18 Mrd. Dollar (15,5 Mrd. Euro) werden.

Wichtiger Stimmungstest

Der Börsengang von Volvo ist auch ein wichtiger Test für die Stimmung der Investoren gegenüber der Autoindustrie, da die Branche unter Druck steht, ihre Modellpalette zu elektrifizieren. Geely versucht zum zweiten Mal, Volvo an die Börse zu bringen, nachdem die Investoren beim früheren Versuch 2018 mit 30 Mrd. Dollar Bewertung nicht einverstanden waren.

Beim aktuellen Anlauf sträubten sich die Investoren auch dagegen, dass Geely alle Stimmrechte des Unternehmens behält, was am Freitag zu einer Änderung der Aktienstruktur führte, die das Ausmaß der Kontrolle leicht verringerte. Der reduzierte Börsenzulassungsplan sieht nun einen Streubesitz von bis zu 17,9% vor, wie Volvo mitteilt. Die Umklassifizierung der A-Aktien in B-Aktien und der Preis am unteren Ende der Spanne sollen nun genügend Nachfrage anlocken.

Das Unternehmen verschiebt den Handelsstart in Stockholm um einen Tag auf den kommenden Freitag (29. Oktober). Für Geely wäre die Transaktion auch so ein Erfolg: Die Chinesen hatten Volvo 2010 für 1,8 Mrd. Dollar von Ford übernommen.