Wohnimmobilien

Vonovia bringt sich bei Adler ins Spiel

Vonovia nutzt die Gunst der Stunde und sichert sich eine Kaufoption für ein 13-prozentiges Aktienpaket an der Adler Group. Die Immobiliengesellschaft ist zum Spielball von Leerverkäufern geworden.

Vonovia bringt sich bei Adler ins Spiel

ab/Reuters/Bloomberg Düsseldorf/München –  Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia mischt nun auch bei der Adler Group mit. Die Bochumer übernahmen von Banken einen Kredit im niedrigen dreistelligen Millionenbetrag, der an Adler-Großaktionär Aggregate Holdings ausgereicht ist, wie Vonovia mitteilte. Der Kredit ist mit dem Aktienpaket an der Adler Group in Höhe von 26,6% besichert. Im Gegenzug für den Kredit erhält Vonovia neben der vereinbarten Verzinsung auch eine Option für den Kauf von 13,3% an Adler zum Preis von 14 Euro je Aktie; in Summe wären das 220 Mill. Euro. Die Option hat ebenso wie das Darlehen eine Laufzeit von 18 Monaten.

Vonovia schaffe sich mit der Transaktion Optionalitäten, sagte ein Sprecher. Ein Risiko gebe es nicht, denn selbst wenn der Kreditnehmer das Darlehen in 18 Monaten nicht tilgen könne, bekäme Vonovia das gesamte Aktienpaket. Werde der Kredit fristgerecht bedient, bleibe immer noch die Option auf die 13,3% zu 14 Euro, entsprechend 220 Mill. Euro.

„Wir können nun in den nächsten eineinhalb Jahren das Immobilien-Portfolio sorgfältig prüfen und ohne Zeitdruck entscheiden, ob sich ein Engagement lohnt“, teilte Vonovia mit. Als Wettbewerber mit hoher M&A-Aktivität glaubt Vonovia, den Wert des Adler-Portfolios gut einschätzen zu können.

Die Adler Group gebietet über ein Wohnportfolio mit grob 70000 Wohnungen in Berlin und Norddeutschland, ist aber auch mit mehr als 8 Mrd. Euro verschuldet. Selbst nach Abzug der Schulden „fühlen wir uns mit der Bewertung wohl“, heißt es bei Vonovia.

Die Aktie der aus einer umstrittenen Dreierfusion entstandenen Gruppe befindet sich seit Tagen unter starkem Druck; sie ist zum Spielball von Leerverkäufern geworden. Der Short Seller Fraser Perring hat über seine Investmenfirma Viceroy in einem Researchbericht schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben. In der Spitze stürzte das Papier in der abgelaufenen Woche auf 9,03 Euro ab.

Der Einstieg von Vonovia sorgte am Freitag nur vorübergehend für Entspannung. Nach einem zweistelligen Kurssprung am Morgen auf 13 Euro ging der SDax-Wert anschließend wieder auf Talfahrt. Aus dem Handel ging das Papier mit 12 Euro (+3,9%). Die Marktkapitalisierung beläuft sich nur noch auf 1,4 Mrd. Euro. Der Verkehrswert der Immobilien wurde per 30. Juni mit 12,6 Mrd. Euro beziffert.

Erst am Montag hatte Adler erklärt, man könne sich vorstellen, einen Großteil der Wohnungen zu verkaufen, um den milliardenschweren Schuldenberg zu senken. Investoren hätten bereits Interesse angemeldet. Ob Vonovia schon darunter war oder erst im Nachhinein die Gelegenheit genutzt hat, einen Fuß in die Tür zu bekommen, blieb zunächst unklar.

Perring wirft Adler unter anderem vor, die Bilanz künstlich aufgebläht zu haben. Das Immobilienunternehmen weist den Bericht als „irreführend und nicht korrekt“ zurück. Die Transaktionen und Bewertungsprozesse seien von unabhängigen Prüfern durchgeführt worden. Dessen ungeachtet werde ein Gutachten zur umfassenden Prüfung der Vorwürfe in Auftrag gegeben. Aggregate erklärte, man habe dank des Kredits von Vonovia ein Bankdarlehen abgelöst, das mit den Adler-Aktien besichert war. Hinter Aggregate steht der österreichische Investor Günther Walcher. „Mit dieser Vereinbarung hat Aggregate den Rückhalt der größten Wohnungsgesellschaft in Europa, um die Entwicklung von Adler fortzusetzen“, sagte Aggregate-Finanzchef Benjamin Lee. Sie sei ein Zeichen für die Stärke von Adler.

Einige Analysten haben im Zuge der Vorwürfe des Leerverkäufers an die Adler Group ihre Aktienempfehlungen ausgesetzt. Analyst Tim Leckie von J.P. Morgan Chase & Co. hat seine Übergewichten-Empfehlung ausgesetzt aufgrund „rechtlicher, regulatorischer oder politischer Gründe oder aufgrund fehlender fundamentaler Grundlagen“.

Kreisen zufolge interessiert sich Vonovia nicht zum ersten Mal für die Adler Group. Ende 2020 habe der Konzern informell bei großen Anteilseignern vorgefühlt, inwiefern Transaktionen möglich seien, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der Vorstoß sei aber schnell auf dem Abstellgleis gelandet, weil Großaktionär Aggregate von den gebotenen rund 28 Euro je Aktie nicht angetan gewesen sei.

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