Mietpreisdebatte

Vonovia gibt sich jovial

Die Corona-Pandemie bestimmte weite Teile der Agenda der zweiten virtuellen Hauptversammlung (HV) von Vonovia. Der Wohnungskonzern will Mietern entgegenkommen – auch nach dem Scheitern des Berliner Mietendeckels vor Gericht. Die Aktionäre erhalten eine auf 1,69 Euro je Aktie erhöhte Dividende.

Vonovia gibt sich jovial

dwo Düsseldorf

„An erster Stelle steht eben das Wohl der Menschen, die bei uns wohnen“, lautete eine der zentralen Botschaften, die Vonovia-Chef Rolf Buch am Freitag für die Aktionäre im Gepäck hatte. Die zweite Hauptversammlung unter Corona-Bedingungen stand beim größten deutschen Wohnungskonzern angesichts anhaltender Pandemie und Mietpreisdebatte erneut besonders im Zeichen gesellschaftlicher Akzeptanz und Verantwortung für die Mieter und die Umwelt. Klimaneutrales Wohnen müsse bezahlbar bleiben und Mieter dürften „keine Nachteile durch politische Verfehlungen“ haben, sagte Buch mit Blick auf den Krisenkurs der Bundesregierung sowie den gerade erst gekippten Berliner Mietendeckel.

Nach der entsprechenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts am Vortag hatte der Konzern umgehend erklärt, auf Mietnachforderungen in Höhe von bis zu 10 Mill. Euro zu verzichten. Vonovia besitzt in der Hauptstadt gut 43000 Wohnungen von insgesamt gut 355000 in Deutschland. Buch zeigte sich überzeugt, „dass der Verzicht auch im Interesse unserer Aktionäre ist. Wir alle brauchen gesellschaftliche Akzeptanz für unser Geschäftsmodell.“ Gleichzeitig mache er sich große Sorgen, wie es nun nach dem Aus für das aus seiner Sicht ungeeignete Regulierungsinstrument auf dem angespannten Berliner Wohnungsmarkt weitergehe.

Auch beim Thema Corona untermauerte der Vorstandsvorsitzende die Bemühungen von Vonovia, die Interessen seiner Stakeholder mit denen von Mietern mit Existenzsorgen möglichst in Einklang zu bringen und bei finanziellen Engpässen zu helfen. „Fast immer finden wir entsprechende Lösungen wie Stundungen, Teilverzichte oder Ratenzahlungen.“ Die meisten Kunden zahlten aber ganz normal weiter ihre Miete – nur mit rund 1% seien Härtefallregelungen getroffen worden.

Vonovia selbst ist bislang äußerst erfolgreich durch die Pandemie gekommen: ohne nennenswerte Einbußen, Nachfragerückgänge oder Kurzarbeit. Der Bochumer Dax-Konzern steigerte Erlöse und Ergebnis 2020 sogar deutlich – ebenso wie den Wert seines Portfolios.

Vorstand und Aufsichtsrat wurden in der Hauptversammlung mit großer Mehrheit der gültigen Stimmen von 99,9% beziehungsweise 97,8% entlastet; die vorgeschlagene Dividende von 1,69 Euro je berechtigte Aktie für das vergangene Geschäftsjahr segneten mit knapp 100% nahezu alle an der Wahl teilnehmenden Anteilseigner ab. Damit schüttet Vonovia im Mai eine um knapp 8% erhöhte Dividende und damit 95,6% des vorjährigen, zum Großteil aus Rücklagen bestehenden Bilanzgewinns aus. Bedenken einzelner Aktionäre und mehrere Gegenanträge mit Forderungen nach einer Erhöhung der Rücklagen hatten angesichts der positiven Krisen-Performance des Konzerns offenbar keine nachhallende Wirkung.

Das für 500000 Euro überarbeitete Vergütungssystem für Vorstände, erweitert um verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte, wurde mit einem deutlich geringeren Votum von 87,8% abgesegnet. Auch Satzungsänderungen zur Erneuerung des genehmigten Kapitals und zur Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen brachte die Konzernleitung durch, allerdings betrug die Zustimmung hier lediglich 78,4% beziehungsweise 79,5%. Eine Mehrheit von 75% war in beiden Fällen nötig.

Die Präsenz des Grundkapitals bei der Hauptversammlung betrug, unter Einbeziehung der Briefwahlbeteiligung, 76,7 % und lag damit leicht unter dem Vorjahreswert (78,7%).