Wohnimmobilien

Vonovia macht den Sack zu

Die größte Übernahme am europäischen Markt für Wohnimmobilien ist perfekt. Nach Ablauf der ersten Annahmefrist hält Vonovia 60,3% der Stimmrechte am Berliner Rivalen Deutsche Wohnen.

Vonovia macht den Sack zu

ab Köln – Die größte Immobilientransaktion in Europa ist letztlich doch noch geglückt. Vonovia besitzt nach Ablauf der ersten Annahmefrist im Rahmen der freiwilligen Offerte 60,3% der Stimmrechte am Rivalen Deutsche Wohnen (DW), wie Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern mitteilte. Damit ist die freundliche Übernahme im zweiten Anlauf gelungen. Aus dem Zusammenschluss geht der mit weitem Abstand größte Wohnimmobilienkonzern der Bundesrepublik hervor. Zusammen gebieten die Vermieter über mehr als 500000 Wohnungen im Wert von über 80 Mrd. Euro.

Im ersten Übernahmeangebot, das im Frühsommer lanciert worden war, war Vonovia noch an der Mindestannahmeschwelle von 50% gescheitert. Daraus hatten die fusionswilligen Unternehmen ihre Lehren gezogen und im zweiten Anlauf für alle Eventualitäten vorgesorgt. Mit dem Streichen der Mindestannahmeschwelle Mitte September hatte Vonovia den DW-Aktionären die letzte Möglichkeit genommen, die Transaktion noch zum Scheitern zu bringen. Letztlich war der Verzicht auf die Mindestannahmeschwelle jedoch gar nicht erforderlich. Das erleichtert nach vorne geblickt den Prozess, hatten sich die beiden Unternehmen doch die Option eingeräumt, Vonovia weitere Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie die von Deutsche Wohnen gehaltenen eigenen Aktien zuzuschustern, sollte die 50-%-Schwelle auch nach Ablauf der erweiterten Annahmefrist nicht erreicht sein.

Hedgefonds gibt klein bei

Dagegen hatte der Hedgefonds Davidson Kempner aufbegehrt und eine einstweilige Verfügung beantragt, um die direkte Übertragung von Aktien von Deutsche Wohnen an Vonovia zu verhindern. Der Vorwurf: Mit dem Vorgehen würden die Aktionärsrechte ausgehöhlt. Das juristische Scharmützel erübrigt sich nun, ist eine Kapitalerhöhung doch gar nicht nötig, um den Deal perfekt zu machen. Der Antrag wurde mittlerweile zurückgezogen.

„Es geht uns nicht primär um einen höheren Preis“, hatte sich der Anwalt des Hedgefonds im „Handelsblatt“ noch zitieren lassen. Nach Informationen der Börsen-Zeitung soll es aber genau darum gegangen sein. Denn Davidson Kempner hatte seine DW-Aktien in der ersten Übernahmeofferte außerhalb des Angebots an Vonovia für 52 Euro verkauft. Anders als andere DW-Aktionäre hatte der Investor jedoch keine Besserungsklausel abgeschlossen, für den Fall, dass Vonovia preislich noch einmal nachlege. Nachdem die Offerte gescheitert war, soll der Fonds wieder DW-Aktien in großem Umfang nachgekauft haben, in der Hoffnung, dass die neue Offerte deutlich über dem vorherigen Angebotspreis liegt. Nach eigenen Angaben hält Davidson Kempner ein Paket von 3,2% an Deutsche Wohnen. Zwar besserte Vonovia den preislich nach, doch fiel die Erhöhung um knapp 2% auf 53 Euro je Aktie für den Geschmack einiger Investoren (zu) dürftig aus.

Die erweiterte Annahmefrist hat am 8. Oktober begonnen und endet am 21. Oktober um Mitternacht. Im Rahmen der sogenannten Zaunkönigfrist dürften noch einige Aktien hinzukommen, sind jetzt doch auch die passiven Indexfonds in der Lage, ihre Aktien anzudienen. Die Fonds können nämlich erst agieren, wenn der Erfolg der Transaktion gesichert ist und Deutsche Wohnen mithin die Zugehörigkeit zum Dax verliert. Nach früheren Angaben schätzt Vonovia, dass sich etwa 20% des DW-Grundkapitals in Händen von Indexfonds befinden.