Vonovia rutscht in rote Zahlen
Vonovia rutscht in rote Zahlen
hek Frankfurt
Der Wohnimmobilienkonzern Vonovia hat im abgelaufenen GeschĂ€ftsjahr rote Zahlen geschrieben. Unter dem Strich steht nach Angaben des Bochumer Dax-Konzerns ein Periodenverlust von 669,4 Mill. Euro. Im Turnus 2021 wurde noch ein Ăberschuss von 2,44 Mrd. Euro erzielt. Der operative Gewinn (Funds from Operations, FFO) kam allerdings um ein FĂŒnftel auf 2,04 Mrd. Euro voran.
Der Nettoverlust geht vor allem auf die Wende in der Portfoliobewertung zurĂŒck. Verbuchte Deutschlands gröĂter Vermieter, der von einem Korruptionsfall erschĂŒttert wird, 2021 noch 7,39 Mrd. Euro Bewertungsgewinn, schlagen nun 1,27 Mrd. Euro an Wertminderungen ins Kontor. Den um Ver- und ZukĂ€ufe sowie Neubau bereinigten Verkehrswert des Portfolios gibt Vonovia per Jahresende 2022 mit 94,7 (i.âV. 95,4) Mrd. Euro an.
Dem Wertanstieg im ersten Halbjahr folgte eine Abwertung um 3,9% im zweiten Semester. Aufgrund der Investitionen in die energetische Sanierung sei der Wert des Wohnportfolios im Gesamtjahr noch um 0,5% gestiegen. Der Nettovermögenswert, der Verkehrswert ohne Schulden, gab aber um 6% auf 45,7 Mrd. Euro nach. Je Aktie sind das 57,48 Euro.
Zur erwarteten Wertentwicklung im laufenden Jahr gibt Vonovia keine EinschĂ€tzung. Die strukturellen Werttreiber fĂŒr Wohnimmobilien seien intakt, ist Vorstandschef Rolf Buch ĂŒberzeugt. Er verweist auf die âeklatante Knappheitâ an bezahlbarem Wohnraum und das stagnierende Angebot: âWir können kaum noch freie Wohnungen anbieten.â Der Leerstand sei Ende 2022 mit 2,0% so niedrig gewesen wie nie. Die organische Mietsteigerung wird mit 3,3 (3,8)â% angegeben. Zum Jahresende verfĂŒgte der Konzern ĂŒber 549â000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Ăsterreich.
Die Dividende will Vonovia von 1,66 Euro je Aktie auf 0,85 Euro halbieren (vgl. BZ vom 17. MĂ€rz), wobei AktionĂ€re die Wahl haben zwischen BarausschĂŒttung und neuen Aktien. GrundsĂ€tzlich hĂ€lt Vonovia nach eigenen Angaben an der Strategie fest, 70% des FFO nach Minderheiten auszuschĂŒtten. Die Konkurrenten TAG Immobilien, Grand City Properties und LEG Immobilien haben die Dividende gleich ganz gestrichen. Die Vonovia-Aktie verlor am Freitag im Handelsverlauf 5%.
âĂber die Immobilienbranche ist ein Sturm aufgezogenâ, sagt Buch in der Pressekonferenz. Die Notenbanken hĂ€tten die Zinsen in nie dagewesenem Tempo erhöht. FĂŒr dieses Jahr stellt Vonovia zwischen 1,75 Mrd. und 1,95 Mrd. Euro FFO in Aussicht. Das sind, bezogen auf die Mitte der Range, gut 11% weniger als 2022, was Finanzvorstand Philip Grosse auf höhere Finanzierungskosten und steigende Steuern zurĂŒckfĂŒhrt.
Im abgelaufenen Jahr sind die durchschnittlichen Finanzierungskosten dank der gĂŒnstigen Altkredite lediglich um 0,4 Punkte auf 1,5% gestiegen. FĂŒr die im November 2022 platzierten Bonds im Volumen von 1,5 Mrd. Euro sind aber bereits Kupons von 4,75% bzw. 5,0% zu zahlen.
Bankkredite statt Bonds
Die FĂ€lligkeiten betragen 3,4 Mrd. Euro im laufenden Jahr und 2024 dann 3,1 Mrd. Euro. Unbesicherte Anleihen wĂŒrden durch besicherte Bankfinanzierungen ersetzt, sagt Grosse. Denn Letztere seien einen Prozentpunkt gĂŒnstiger. GrundsĂ€tzlich stĂŒnden Vonovia alle Finanzierungswege offen: âLiquiditĂ€t ist fĂŒr uns kein Thema.â
Die Verschuldung liegt jetzt bei 45,1 (45,4)% des Immobilienvermögens (Loan-to-Value). Sie bewegt sich weiter knapp ĂŒber der eigenen Vorgabe von 40 bis 45%. Ziel ist laut Grosse das untere Ende des Korridors. Die AnalystenprĂ€sentation enthĂ€lt einen Stresstest, der das maximale Rating-Downgrade-Risiko auf eine Stufe veranschlagt. Das Investment Grade bleibe erhalten.
ZusĂ€tzlich zu den ĂŒblichen EinzelverkĂ€ufen (3000 bis 3500 Wohnungen) will Vonovia in diesem Jahr 2 Mrd. Euro aus VerĂ€uĂerungen im Wesentlichen an institutionelle Investoren hereinholen. Insgesamt wurden 65000 Wohnungen im Verkehrswert von 13 Mrd. Euro zum Verkauf gestellt. Im Dezember und Januar sei wenig Kaufinteresse zu sehen gewesen, aktuell gebe es mehr Nachfrage.
Die Investorensuche fĂŒr eine Minderheitsbeteiligung an einzelnen BestĂ€nden ist laut Buch weit fortgeschritten. Den 10-prozentigen Anteil an Vesta in Frankreich hat Vonovia abgestoĂen.
Im Neubau haben die Bochumer im abgelaufenen Jahr 3749 Wohnungen fertiggestellt (2200). 2023 sollen es 3450 werden. Aktuell befinden sich knapp 10000 Wohnungen im Bau. Neue Projekte hat Vonovia aber auf Eis gelegt, weil Finanzierungs- und Materialkosten stark gestiegen sind: âNeubau, der zu leistbaren Mieten fĂŒhrt, ist aktuell nicht möglichâ, bestĂ€tigt Buch frĂŒhere Aussagen.
Sanierungsquote gesunken
Auch in der Modernisierung tritt Vonovia auf die Bremse. DafĂŒr sind fĂŒr 2023 noch 0,5 Mrd. Euro budgetiert, deutlich weniger als 2022 mit 0,8 Mrd. Euro. In den Neubau sollen 0,35 Mrd. nach 0,6 Mrd. Euro flieĂen. Die Sanierungsquote ging bereits 2022 von 2,3 auf 1,9% zurĂŒck (ohne die ĂŒbernommene Deutsche Wohnen). Am Ziel eines nahezu klimaneutralen GebĂ€udebestands bis 2045 hĂ€lt Vonovia fest. In den vergangenen Jahren habe man einen Vorsprung in der energetischen Sanierung erarbeitet. Lediglich 5% der eigenen GebĂ€ude fielen in die schlechtesten Energieklassen G und H, im Bundesschnitt seien es 16%. Die CO2-IntensitĂ€t des Bestands in Deutschland sei 2022 um 14% auf 33 Kilogramm je Quadratmeter gesunken. Dahinter stehen der vermehrte Einsatz von WĂ€rmepumpen und der Ausbau der Fotovoltaik.
Die von den Korruptionsermittlungen betroffenen AuftrĂ€ge mit Drittunternehmen machen laut Buch 2022 weniger als 1% des Instandhaltungs- und Investitionsvolumens aus. FĂŒr die Vorjahre gelte Ăhnliches. Der tatsĂ€chliche Schaden betrage einen Bruchteil davon. Die VorwĂŒrfe hĂ€tten also keine wesentlichen wirtschaftlichen Auswirkungen. Vonovia sei GeschĂ€digter, gegen den Konzern wĂŒrden keine VorwĂŒrfe erhoben. Ermittlungsbehörden hatten im MĂ€rz GeschĂ€ftsrĂ€ume von Vonovia durchsucht.
| Vonovia | ||
| Konzernzahlen nach IFRS | ||
| in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
| Segmenterlöse | 6257 | 5217 |
| Ebitda | 2763 | 2254 |
| Funds from Operations | 2036 | 1694 |
| âje Aktie (Euro) | 2,56 | 2,18 |
| Periodenergebnis | â669 | 2441 |
| Dividende (Euro) | 0,85 | 1,66 |
| Investitionen1 | 2301 | 2186 |
| Verschuldungsgrad (%) | 45,1 | 45,4 |
| Immobilienwert | 94â695 | 97â845 |
| NTA2 je Aktie (Euro) | 57,48 | 62,63 |
| 1) Instandhaltung, Modernisierung und Neubau fĂŒr EigenÂbestand; 2) Net Tangible AssetsBörsen-Zeitung | ||
