Vonovia übt den Spagat

Werben um gesellschaftliche Akzeptanz - Investitionen von 1,3 bis 1,6 Mrd. Euro - Weiteres FFO-Wachstum

Vonovia übt den Spagat

ab Düsseldorf – Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia steckt in Interessenkonflikten fest. Auf der einen Seite sorgen sich die Kunden um steigende Mieten und bezahlbaren Wohnraum, auf der anderen Seite muss die Wohnungswirtschaft ihren Beitrag zu den nationalen Klimaschutzzielen erbringen. Hinzu kommen die Aktionäre, die auf eine adäquate Verzinsung von Investitionen pochen.Für Vonovia-Chef Rolf Buch steht fest, dass die gesellschaftliche Akzeptanz des Geschäftsmodells auf der Prioritätenliste inzwischen ganz nach oben gerückt ist. Das mag auch damit zusammenhängen, dass der Kundenzufriedenheitsindex im abgelaufenen Turnus erneut um 8 % zurückgegangen ist, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Nach Einschätzung von Buch steht diese Entwicklung im Zusammenhang mit der Berichterstattung in den Medien.Die soziale Sprengkraft, die im Thema Wohnen steckt, sei inzwischen auch bei den Investoren angekommen, sagte Buch bei der Bilanzvorlage. Nicht nur Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, habe in einem Brief explizit auf die gesellschaftliche Verantwortung abgehoben. “Ich verstehe das als Ermunterung, unserer Verantwortung gerecht zu werden”, sagte Buch. BlackRock ist mit 7,4 % der größte Einzelaktionär des Bochumer Großvermieters.Als Marktführer in Deutschland komme Vonovia bei der Lösung der mit der Urbanisierung, der alternden Bevölkerung und dem Kampf gegen den Klimawandel einhergehenden Problemen eine besondere Rolle zu. Der Verantwortung mit Blick auf Neubau und Modernisierung gerecht zu werden gehe jedoch nur, weil Vonovia wirtschaftlich solide aufgestellt sei. Dividende angehobenDas belegen die Zahlen für den abgelaufenen Turnus: Demnach sind die Mieteinnahmen – nicht zuletzt akquisitionsbedingt – um fast 4 % auf 2,07 Mrd. Euro gestiegen. Dabei sei die Steigerung in den Bestandsmieten mit 0,8 % jedoch deutlich geringer ausgefallen. Der operative Ertrag (Group FFO), die in der Immobilienwirtschaft maßgebliche Größe, wuchs um 8 % auf 1,2 Mrd. Euro. Hier wird im neuen Turnus ein Wert von 1,275 bis 1,325 Mrd. Euro angestrebt bei Mieteinnahmen von etwa 2,3 Mrd. Euro. Da Vonovia den Bestand erneut um 5,3 Mrd. Euro hochgeschrieben hat, stieg der bereinigte Nettovermögenswert (NAV) auf 28,2 (i. V. 23,3) Mrd. Euro. An der guten wirtschaftlichen Entwicklung sollen die Aktionäre mit einer auf 1,57 (1,44) Euro erhöhten Dividende beteiligt werden.Staatliche Eingriffe auf dem Wohnungsmarkt hält Buch grundsätzlich für richtig, Maßnahmen wie der in Berlin eingeführte Mietendeckel gingen aber in die komplett falsche Richtung – unabhängig davon, dass Vonovia davon nur am Rande betroffen sei. Vom gesamten Wohnungsbestand der Bochumer von gut 400 000 Wohnungen befänden sich nur etwa 10 % in Berlin. Nur ein Drittel dieser Wohnungen seien von November an von der staatlich erzwungenen Mietpreissenkung betroffen.Obwohl Vonovia im Vorgriff auf die gesetzliche Regelung in Berlin schon im Vorjahr mit dem Umschichten von Modernisierungsausgaben reagiert hat, bauten die Bochumer die Investitionen in Modernisierung im abgelaufene Turnus um 10 % und in Instandhaltung um 12 % aus. Gleichwohl sank die Sanierungsquote auf 4 (i. V. 5) %. Hintergrund dafür war die Selbstverpflichtung des Konzerns, keine Modernisierungen mehr durchzuführen, die in einer Mieterhöhung von mehr als 2 Euro je Quadratmeter münden. Dessen ungeachtet halte Vonovia an der Zielsetzung fest, jährlich mindestens 3 % des Bestands energetisch zu sanieren, heißt es. Kauf eines Projektentwicklers Nachdem im abgelaufenen Turnus knapp 1,5 Mrd. Euro in Modernisierung und Neubau geflossen sind, sind 2020 erneut 1,3 bis 1,6 Mrd. Euro für Investitionen budgetiert. On top kommen Instandhaltungsinvestitionen auf dem Vorjahresniveau von 480 Mill. Euro. Nachdem im Vorjahr 2 100 Neubauten fertiggestellt wurden, davon 1 200 Wohnungen in Deutschland, strebt Buch mittelfristig den Neubau von 12 000 an.Dank des Erwerbs der österreichischen Buwog verfügt Vonovia über ein ansehnliches Development-Geschäft, das jetzt mit dem Erwerb der Bien-Ries AG gestärkt wird. Der Projektentwickler hat seinen Schwerpunkt in der Rhein-Main-Region und verfügt nach den Angaben aktuell über elf Projekte mit insgesamt 2 500 Wohnungen. 900 dieser neuen Wohneinheiten will Vonovia in den eigenen Bestand überführen.