Warum sich Bodo Uebber von Daimler abwendet
ds Frankfurt – Das ist kein Zufall, das ist Absicht. Daimler-CEO Dieter Zetsche (65) kündigt im September seinen Abtritt im Jahr 2019 an, und CFO Bodo Uebber tut es ihm laut einer dürren Ad-hoc-Meldung an einem Oktobersonntag gleich. Koinzidenz oder Kausalität? Das ist schnell geklärt. Daimler selbst verlautbart in einer weiteren Mitteilung am Montag darauf, Uebber wolle Zetsche-Nachfolger Ola Källenius “die Möglichkeit eröffnen, ein neues langfristig ausgerichtetes Team aufzubauen”. So ist das, wenn eine lange Partnerschaft zu einem guten Ende kommt. Da trennt man sich auch, um dem anderen die Möglichkeit zu eröffnen, eine neue langfristig ausgerichtete Beziehung aufzubauen – und nicht etwa, weil man mit dem Partner nicht mehr kann, will oder muss.Dass Uebber völlig selbstlos den Weg freimacht, ist somit offiziell. Wie hoch der Druck auf ihn ist, den Schritt zu tun, soll das Bewertungsmodell Push-out Score des Forschungsdienstleisters Exechange (* siehe Anmerkung oben) näher beleuchten. Es ist ein Abgang mit Ecken und Kanten. Erstens bereitet sich Uebber im Alter von 59 auf die Abfahrt mit unbekanntem Ziel vor. Zweitens ist die Daimler-Aktie unter die Räder gekommen. Drittens lässt der offiziell gegebene Grund Raum für Spekulationen. Viertens befindet sich Daimler in Schwierigkeiten (Dieselskandal, Druck durch Wettbewerb in der E-Mobilität, trübere Konjunkturaussichten). Fünftens ist kein Nachfolger in Sicht. Sechstens und siebtens zeigen Form und Sprache der Mitteilung Auffälligkeiten. Aufsichtsratschef Manfred Bischoff verzichtet in einem 27-Worte-Statement darauf, Uebbers Schritt zu bedauern, sondern sagt, man werde dessen persönliche Entscheidung “respektieren”. Uebber selbst erklärt sich in 40 Worten, von denen die ersten sechs “Es ist mir nicht leicht gefallen” lauten. CEO Zetsche schweigt in der Mitteilung vornehm. Der Push-out Score von 4 zu Zetsches Abgang hatte ebenfalls Druck angezeigt.Wenn ein CFO im besten Alter kurz nach der Verkündung eines CEO-Wechsels seinen Abschied mit Paukenschlag ankündigt, liegt nahe, dass er ein “Succession Loser” ist, also ein selbstbewusster Topmanager, der sich professionell verhält und Konsequenzen zieht, wenn erhoffte Aufstiegschancen platzen. Der Push-out Score von 7 auf der Skala von 0 bis 10 spricht für starke Kräfte, die ihn fortdrängen. Kräfte, die ihn andernorts hinziehen, zum Beispiel neue Karrierechancen oder attraktive private Optionen, sind mit dem Analysemodell, das sich auf verifizierbare Primär- und Sekundärquellen stützt, nicht erkennbar.