Analyse von Betrugsfällen

Warum Wirtschaftskriminelle zu Tätern werden

Viele Wirtschaftskriminelle sind schon lange im Unternehmen beschäftigt, bevor sie zur Tat schreiten, zeigt eine aktuelle Analyse. Häufig schlagen sie zu, weil die Umstände es ihnen leichtmachen.

Warum Wirtschaftskriminelle zu Tätern werden

Gelegenheit macht Wirtschaftskriminelle

KPMG-Analyse zeigt opportunistisches Verhalten bei Betrug in Unternehmen

sar Frankfurt

Gelegenheit macht Diebe – dieses Sprichwort greift offenbar auch bei Wirtschaftskriminellen. Opportunistisches Verhalten, frei nach dem Motto „Because I can“, lässt sich bei der Mehrzahl der Taten beobachten, zeigt eine Untersuchung von KPMG. Für die Studie wurden mehr als 250 Betrugsfälle untersucht, die in den vergangenen fünf Jahren von Ländergesellschaften des Wirtschaftsprüfungs- und Consulting-Hauses im Auftrag der betroffenen Firmen durch Fragebögen, Fallanalysen und Gespräche mit Tätern aufgearbeitet wurden.

Mehrzahl der Täter ist männlich

Da in den meisten Fällen mehrere Täter an einem Betrug beteiligt waren, sind über 660 Täterprofile eingeflossen. In 78% der Fälle war demnach opportunistisches Verhalten bei einer vermeintlich günstigen Gelegenheit der Ausgangspunkt für die Tat. In mehr als jedem zweiten Fall wollten die Wirtschaftskriminellen ihren Lebensstil finanzieren.

In 81% der Fälle wurden die Taten von Männern verübt, die meisten waren 36 bis 55 Jahre alt. „Wirtschaftskriminelle kommen selten mit Maske und Handschuhen – sie tragen Anzug, Namensschild, gelten als loyal und sind gut vernetzt“, sagt Alexander Geschonneck, Partner bei KPMG in Deutschland und Global Head of Forensic. Fast zwei Drittel der Betrüger waren der Studie zufolge schon länger als sechs Jahre im Betrieb tätig. An den meisten Taten waren zwei bis fünf Personen beteiligt, häufig aus zentralen Funktionen wie Einkauf, Finanzen oder Geschäftsführung.

Schwache interne Kontrollen begünstigen Taten

Klare interne Kontrollen könnten opportunistische Angriffe eindämmen, betont KPMG: In 76% der Fälle ermöglichten schwache interne Kontrollen die Taten erst. Mehr als die Hälfte der betroffenen Unternehmen nutzte überhaupt keine Anti-Betrugsmaßnahmen, in anderen Fällen zeigten diese keine Wirkung. Hilfreich sind dagegen Hinweisgebersysteme: 45% der Betrugsfälle kamen durch Whistleblower oder durch informelle Hinweise ans Licht. In immerhin 7% der Fälle war die Entdeckung schlichtweg Zufall.

Die finanziellen Schäden durch unterschlagene Gelder, manipulierte Einkäufe oder gefälschte Bilanzen bleiben bei dem Großteil der Fälle laut KPMG unter 200.000 Dollar. In Einzelfällen, insbesondere wenn ein Täter weitreichende Entscheidungsbefugnisse hat, seien aber auch Verluste von 5 Mill. Dollar und mehr zusammengekommen. Zudem litten die betroffenen Unternehmen unter Vertrauensverlust und Reputationsschäden.

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