Wenn Mumpitz zum Short Squeeze führt

Von Peter Olsen, Frankfurt Börsen-Zeitung, 18.1.2017 Wer an kursschwachen Tagen gegen die allgemeine Einschätzung von Hedgefonds Lufthansa-Aktien gekauft hat, der kann sich freuen. Gestern sorgten italienische Medienberichte, die Golf-Airline...

Wenn Mumpitz zum Short Squeeze führt

Von Peter Olsen, FrankfurtWer an kursschwachen Tagen gegen die allgemeine Einschätzung von Hedgefonds Lufthansa-Aktien gekauft hat, der kann sich freuen. Gestern sorgten italienische Medienberichte, die Golf-Airline Etihad wolle sich mit 30 bis 40 % an der deutschen Fluggesellschaft beteiligen, für zeitweise um mehr als 7 % steigende Kurse. Bei Xetra-Schluss notierte die Kranich-Aktie mit 11,81 Euro noch immer um 4,3 % fester. Dass der Kursanstieg so kräftig ausfiel, erklären Händler mit einem Short Squeeze, weil zuletzt vor allem Wetten gegen die Lufthansa-Aktie liefen.Zu Spekulationen am Markt äußert man sich bei der Deutschen Lufthansa naturgemäß nicht. Hinter vorgehaltener Hand spricht man aber in unternehmensnahen Kreisen von Mumpitz. Würde alles so eintreten, wie “Il Messaggero” immer wieder berichte, dann hätte die Lufthansa beispielsweise auch die sieche Alitalia mindestens schon fünf Mal übernommen. Verlustreiche FehlgriffeAlitalia gehört wie Air Berlin zu den Fehlgriffen von Etihad in Europa. Dass die Golfairline nach ihren mehrfach gesetzten Kapitalspritzen die Lust an ihren Engagements verloren hat und diese gerne bei der Lufthansa abladen würde, ist hinlänglich bekannt. Dass man dafür eine Beteiligung an der deutschen Airline selbst eintauschen möchte, war auch schon Ende vergangenen Jahres kolportiert worden (vgl. BZ vom 23. 12. 2016).Lufthansa hat zwar immer wieder betont, am Konsolidierungsprozess in der Branche aktiv teilnehmen zu wollen. Die volle Übernahme von Brussels und die anstehende Integration angemieteter Air-Berlin-Maschinen samt Besatzung dürften aber fürs Erste schon genug Kapazität binden. Mit Etihad wurden kürzlich nur Codeshare-Gemeinschaftsflüge auf ausgewählten Routen vereinbart. Viele HürdenEin direkter Einstieg von Etihad in der spekulierten Höhe würde einige Hürden zu nehmen haben. So wäre bei einer Beteiligung von mehr als 30 % automatisch ein Angebot auf alle Aktien fällig. Zudem müssten kartellrechtliche Hürden genommen werden, denn dass der Wettbewerb ausgerechnet am umkämpften europäischen Markt eine stärkere Positionierung der Lufthansa hinnehmen würde, darf bezweifelt werden, wie schon die Kritik an dem Lufthansa-Air-Berlin-Deal zeigt.Und dann gibt es noch das Luftverkehrsnachweissicherungsgesetz (LuftNaSiG), das zur Wahrung von bestimmten Luftverkehrsrechten bedingt, dass die Lufthansa mehrheitlich in Besitz europäischer bzw. deutscher Investoren bleiben muss. Dafür gibt es die vinkulierten Namensaktien. Ende Oktober war die Airline zu 68,8 % “deutsch”. ——–Etihad hätte gerne 30 bis 40% Anteil an Lufthansa – heißt es aus Italien.——-