Nach dem Tod Giorgio Armanis

Wie geht es nach dem Tod von Giorgio Armani mit dem italienischen Modekonzern weitergeht

Nach dem Tod von Giorgio Armani ist es noch unklar wie es mit seinem Unternehmen weiter geht. Mit Spannung wird auf die Testamentseröffnung gewartet.

Wie geht es nach dem Tod von Giorgio Armani mit dem italienischen Modekonzern weitergeht

Giorgio Armani ist tot, die Marke lebt weiter

Warten auf die Testamentseröffnung: Noch ist unklar, wie es nach dem Tod des Firmengründers und CEO weiter geht

bl Mailand

Nach den Trauerfeierlichkeiten für den Modeschöpfer Giorgio Armani rückt die Frage in den Vordergrund, wie es mit seinem Modekonzern weitergeht. Klarheit soll die Testamentseröffnung schaffen. Bis dahin wuchern die Spekulationen ins Kraut: Ein Verkauf, ein Börsengang oder ein Zusammenschluss mit einem anderen Unternehmen.

Als wahrscheinlich gilt, dass Armani erst einmal ohne „König“ Giorgio Armani in seinem Sinne allein weitermacht. Der Maestro selbst, der das Unternehmen bis zuletzt kontrollierte, hat dafür die Weichen gestellt: Das Unternehmen, dessen Umsatz 2024 gegenüber dem Vorjahr um 100 Mill. Euro auf 2,3 Mrd. Euro zurückgegangen ist, verfügt über eine komfortable Liquidität von 2 Mrd. Euro, ist damit gut aufgestellt und unabhängig. Das gilt auch angesichts eines deutlichen Rückgangs des Nettogewinns auf 51 Mill. Euro, nach 163 Mill. Euro 2023. Darin sind aber Lizenzeinnahmen etwa aus dem Brillen- und Parfüm-Geschäft nicht enthalten. Armani hat in den letzten Jahren zudem in die Sektoren Restaurants, Luxushotels, Möbel, Blumenläden und vieles mehr expandiert.

Investitionen verdoppelt

Auf die Herausforderungen eines Luxusmarktes, der sich aufgrund von Wirtschaftskrise, Handelszöllen, Kriegen und eines veränderten Verbraucherverhaltens in der Krise befindet, hatte Armani mit einer Verdoppelung der Investitionen auf 332 Mill. Euro reagiert. Dass der Stil des Hauses, das für zeitlose Eleganz, weiche und fließende Linien und Modernität steht, erhalten bleibt, dafür hatte Armani selbst gesorgt. An den Schlüsselstellen sitzen langjährige Vertraute und Mitarbeiter. Da sind vor allem Leo Dell`Orco, Lebensgefährte und Berater, diverse andere Manager, aber auch seine Schwester Rosanna, zwei Nichten und ein Neffe. Letztere sitzen, zusammen mit Dell`Orco, auch im Verwaltungsrat.

Für Armani standen stets die Wahrung der Unabhängigkeit und finanzielle Disziplin an erster Stelle. Mit der Einführung diverser Aktienkategorien mit verschiedenen Stimmrechten schuf er 2023 aber zumindest die theoretische Möglichkeit auch für den Einstieg von Finanzinvestoren.

Sehr diszipliniert

Armani selbst führte einen sehr disziplinierten Lebensstil, etwa im Hinblick auf seine Ernährung und Arbeit. Allerdings hatte er eine Vielzahl von Wohnsitzen, neben Mailand vor allem auf den Inseln Pantelleria und Skorpios, im toskanischen Forte dei Marmi, in Sankt-Moritz und in Antigua. Sein persönliches Vermögen schätzt Forbes auf 12 Mrd. Euro. Doch das ist schwer nachprüfbar, denn das Unternehmen ist nicht sehr transparent. Der Marktwert des Unternehmens, das zu 99,9% von der Giorgio Armani SpA und zu 0,1% von Armanis Stiftung kontrolliert wird, wird auf 13 Mrd. Euro geschätzt. Zu den Beteiligungen gehört ein Anteil von 2% an dem Brillenriesen EssilorLuxottica.

Italianità

Armani war ein Kontrollfreak, der bis in seine letzten Tage jedes Detail selbst prüfte. Die „Italianità“ lag dem Mann, der etwa die Trikots der Fußballnationalmannschaft und der italienischen Mannschaft für die Olympischen Winterspiele 2026 gestaltete, stets besonders am Herzen. Er verfügte, dass der Firmensitz in Italien bleiben muss. Mit dem von dem japanischen Architekten Tadao Ando gestalteten Museum Armani Silos im Mailänder Kreativviertel um die Porta Genova, in dem seine Kollektionen ausgestellt werden, schuf er sich schon zu Lebzeiten ein Monument.

Ausschließlich in Italien

Auf Kritik, dass Teile der Arbeiten von chinesischen Subunternehmern in Italien ausgeführt wurden, deren Mitarbeiter zu Hungerlöhnen schuften, reagierte Armani und bemühte sich, die Missstände abzuschaffen. Ob Armani einst Teil eines Konglomerats etwa der von der früheren Fiat-Eignerfamilie Elkann/Agnelli kontrollierten Holding Exor, zu der Ferrari gehört, wird, oder etwa mit der französischen Hermès zusammengeht, ist offen. Armani kontrolliert einige Zulieferer und legt Wert darauf, nur in Italien, zwischen Turin und Venedig, zu produzieren.