NOTIERT IN NEW YORK

Zweite Chancen im Silicon Alley

Der Aufstieg von New York City zum Silicon Valley der Ostküste ist in den vergangenen Jahren vielfach besungen worden. In Anlehnung an Kaliforniens Technologiehochburg hat ein Teil Manhattans bereits vor ein paar Jahren den Beinamen "Silicon Alley"...

Zweite Chancen im Silicon Alley

Der Aufstieg von New York City zum Silicon Valley der Ostküste ist in den vergangenen Jahren vielfach besungen worden. In Anlehnung an Kaliforniens Technologiehochburg hat ein Teil Manhattans bereits vor ein paar Jahren den Beinamen “Silicon Alley” verpasst bekommen. Tatsächlich haben vornehmlich Internet-Start-ups im Big Apple an Bedeutung gewonnen. Venture-Capital-Gesellschaften (VC) pumpen jährlich mehrere Milliarden Dollar in aufstrebende New Yorker Unternehmen.Allerdings legen VC im Silicon Valley nach wie vor etwa das Vierfache dessen an, was in der Ostküstenmetropole investiert wird. Was den New Yorkern bislang fehlte, ist eine Erfolgsgeschichte ûá la Facebook, Google oder wenigstens einige lukrative Verkäufe. Mit der Übernahme der Blog-Plattform Tumblr durch Yahoo für 1,1 Mrd. Dollar ist Letzteres nach jahrelanger Pause endlich geglückt. Der zuvor einzige Milliardendeal war 2005 die Übernahme der Onlinewerbefirma Doubleclick durch Private Equity – im Gründungsjahr von Tumblr. Wie damals erwarten Branchenkenner auch heute, dass bald eine Vielzahl ähnlich großer Deals folgen wird. Nach der Doubleclick-Übernahme erwiesen sich diese Hoffnungen allerdings als haltlos. Kevin Ryan, ehemaliger CEO von Doubleclick und Gründer der Edel-Onlinehandelsgruppe Gilt Groupe, glaubt derweil, dass die Situation 2013 eine andere ist. “Die Tiefe ist heute wesentlich größer als zur damaligen Zeit”, betont er. 2012 haben Technologieübernahmen im Großraum New York mit 8,6 Mrd. Dollar erstmals mehr eingespielt als die Region Boston, die mit dem renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) bislang die Start- up-Hochburg der Ostküste war.Mit der Gilt Groupe, dem Kunsthandwerksvertrieb Etsy, dem Datenbankspezialisten 10gen und dem ortsbasierten sozialen Netzwerk Foursquare sind laut Branchenkennern mehrere New Yorker Gesellschaften auf dem Sprung zu einem großen Deal oder einem Börsengang. Gerade die Gilt Groupe zeigt allerdings, dass der Weg nicht immer gerade verläuft. Das Unternehmen, in das seit 2007 mehr als 200 Mill. Dollar Wagniskapital geflossen sind, hat erst im Dezember mit Michelle Peluso eine neue Chefin angeheuert. Gründer Ryan zog sich auf den Posten des Chairman zurück, nachdem einige Unternehmungen wie der Online-Delikatessen-Shop Gilt Taste enttäuscht hatten. Ziel des Unternehmens ist derzeit, die Profitabilität zu steigern. Gerade das sei der Unterschied im Vergleich zum ersten Internetboom, erklärt Ryan. “Damals wollte jeder so schnell wie möglich an die Börse, heute ist das eher so spät wie möglich das Ziel.” *So spät wie möglich hat sich auch Anthony Weiner für eine Kandidatur zum New Yorker Bürgermeister entschieden. Der Ex-Kongressabgeordnete, der 2011 zurückgetreten war, als bekannt wurde, dass er Frauen über das Internet Nacktfotos und anzügliche Nachrichten geschickt hatte, sieht nun offenbar Comeback-Chancen. In einer aktuellen Umfrage kommt er bei der demokratischen Vorwahl zwar nur auf 15%. Damit liegt er nach Stadtratssprecherin Christine Quinn aber gleich zum Beginn seiner Wahlkampagne bereits auf Rang 2. Quinn kommt auf 25%, so dass sich eine Stichwahl andeutet. Im Februar kam die Favoritin noch auf 37%. Weiners Hauptproblem bleibt, dass ihm fast die Hälfte der New Yorker Demokraten auch zwei Jahre nach seinem peinlichen Skandal kein Comeback gönnt. Helfen könnten ihm ausgerechnet die Konkurrenten, die beim Werben um Stimmen mit eigenen Geständnissen für Aufmerksamkeit sorgen. So erklärte Quinn, trockene Alkoholikerin zu sein und eine Bulimie-Erkrankung durchgestanden zu haben. Bill de Blasio ließ die Wählerschaft wissen, seine Frau sei lesbisch gewesen – bis sie ihn kennenlernte. Der abgeschlagene John Liu hatte es derweil schon in frühester Kindheit schwer. Angeblich musste er sich an der Seite seiner Mutter in einem “Ausbeuterbetrieb” verdingen, um die aus Taiwan eingewanderte Familie über die Runden zu bringen – eine traurige Geschichte, die von Lius eigener Familie vehement bestritten wird. Im Umfeld dieser redseligen Kandidaten wirkt selbst der Nacktbilder verschickende Weiner nicht mehr allzu absonderlich.