Erholung

US-Arbeitsmarkt entwickelt sich überraschend positiv

Die Zahl neuer Stellen ist in den USA doppelt so stark gewachsen als von Analysten angenommen. Allerdings sind nach wie vor Millionen Menschen ohne Arbeit.

US-Arbeitsmarkt entwickelt sich überraschend positiv

det Washington

Zum ersten Mal scheinen Impfstoffe gegen das Coronavirus und die Aufhebung von Lockdowns, die weite Teile der Wirtschaft lahmgelegt hatten, in den USA auch auf den Arbeitsmarkt durchzuschlagen. Gestützt insbesondere vom Gast- und Freizeitgewerbe, die am stärksten unter der Pandemie gelitten hatten, entstanden laut Arbeitsministerium im Februar außerhalb der Landwirtschaft 379 000 neue Stellen. Das waren fast doppelt so viele als Bankvolkswirte vorausgesagt hatten. Die Arbeitslosenquote ging von 6,3 auf 6,2% zurück.

Nicht nur das Gastgewerbe baute fleißig Stellen auf. Auch Fachdienstleister, das Gesundheitswesen, der Einzelhandel und das verarbeitende Gewerbe legten zu. Einbußen wurden lediglich im öffentlichen Dienst, beim Bergbau und in der Bauindustrie gemessen. Letztere litt unter dem ungewöhnlich harten Winterwetter etwa in Texas. Da das Tempo der Impfungen weiter zunimmt und einige Staaten die Kontaktbeschränkungen inzwischen komplett aufgehoben haben, rechnen Experten damit, dass sich der positive Trend in den kommenden Monaten fortsetzen wird.

Die Zahl der Arbeitslosen bliebt allerdings zunächst unverändert bei 10 Millionen. Mehr als 13 Millionen Personen im erwerbsfähigen Alter waren im Februar ohne Beschäftigung, weil ihre Arbeitgeber starke Umsatzverluste erlitten hatten oder Konkurs anmelden mussten. Vor diesem Hintergrund ist kaum anzunehmen, dass die Beschäftigung in absehbarer Zeit wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird. Einige Ökonomen befürchten, dass das nie wieder der Fall sein wird. Denn selbst in Branchen, die sich nun zu erholen beginnen, liegen die Beschäftigungszahlen deutlich unter dem Vorjahresniveau. Die besten Chancen für neue Arbeitsplätze werden in strukturellen Veränderungen gesehen, etwa in den erneuerbaren Energien und der Informationstechnologie, in die Präsident Joe Bidens Regierung verstärkt investieren will.

Auch stellt sich nun die Frage, welchen Einfluss solides Wirtschaftswachstum und die Erholung, die am Arbeitsmarkt einsetzt, auf die Geldpolitik der US-Notenbank haben werden. Kürzlich hatte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell gesagt, dass er nun mit einer vorübergehend höheren Inflation rechne. Diese werde aber aller Voraussicht nach zu keinen Zinserhöhungen führen. Bisher waren Analysten davon ausgegangen, dass die Fed nicht vor 2023 wieder die Zügel straffer ziehen würde. Angesichts höherer Preise und des kräftigen Anstiegs des durchschnittlichen Wochenlohns, der im Vorjahresvergleich um mehr als 5% kletterte, wird nicht mehr von allen Analysten ausgeschlossen, dass die Notenbank früher als erwartet an der Geldschraube drehen wird.