Furcht vor Kreditausfällen

US-Banken stocken Risikovorsorge auf

US-Großbanken fürchten steigende Konjunkturrisiken und bereiten sich zunehmend auf Zahlungsausfälle vor. J.P. Morgan legte im Schlussquartal 2022 über 1 Mrd. Dollar für die Risikovorsorge beiseite.

US-Banken stocken Risikovorsorge auf

xaw Frankfurt

Führende US-Banken haben zum Start in die Berichtssaison die Investoren verunsichert. So warnte Jamie Dimon, Vorstandschef des Branchenprimus J.P. Morgan, am Freitag vor zunehmenden Gefahren für die Weltwirtschaft, darunter geopolitische Spannungen und Versorgungsunsicherheiten bei Energie und Lebensmitteln.

Angesichts der grassierenden Re­zessionssorgen sowie der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve stellen sich die Finanzinstitute zunehmend auf steigende Zahlungsausfälle ein. Nachdem sie die Risikovorsorge bereits im dritten Quartal deutlich aufgestockt hatten, bildeten die Großbanken zwischen Oktober und Dezember weitere großvolumige Rückstellungen für faule Kredite. J.P. Morgan etwa legte 1,4 Mrd. Dollar beiseite, nachdem die Großbank im Vorjahreszeitraum noch 1,8 Mrd. Dollar an Reserven aufgelöst hatte.

Der wachsende Absicherungsbedarf hatte insbesondere für Citigroup negative Auswirkungen auf das Er­gebnis: Der Nettogewinn des Geldhauses brach um mehr als ein Fünftel auf 2,5 Mrd. Dollar ein. Dagegen übertrafen J.P. Morgan und Bank of America trotz des schwierigen Um­felds die Erwartungen der Wall Street. Der Branchenprimus vermeldete eine Gewinnsteigerung um 6% auf 11 Mrd. Dollar, beim zweitgrößten US-Kreditinstitut blieben unter dem Strich 7,1 Mrd. Dollar und damit 2% mehr als im Vorjahr hängen.

Allerdings befinden sich die Großbanken infolge des geldpolitischen Straffungskurses im Spannungsfeld zwischen steigenden Zinseinnahmen und einem eingetrübten Dealumfeld. Dies untermauerte die Erlösentwicklung im Investment Banking. Der Bruttoerlös von Citigroup aus diesem Bereich brach im Schlussquartal um 58% auf 645 Mill. Dollar ein, bei J.P. Morgan schlug ein Rückgang um 52% auf 700 Mill. Dollar zu Buche.

Abgefedert wurde die schwache Entwicklung im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen sowie Börsengängen indes durch deutlich steigende Trading-Einnahmen – die Geldhäuser profitierten dabei von der hohen Marktvolatilität. Dies galt indes vor allem für das Anleihesegment, dagegen beobachten Investoren die sogar leicht rückläufige Entwicklung im Aktienbereich, wie sie bei J.P. Morgan sichtbar wurde, durchaus mit Sorge.

Die führende US-Bank sorgte zudem mit ihrem Ausblick für die eigentlich als wichtige Stütze eingeplanten Zinseinnahmen für Unruhe. So rechnet J.P. Morgan 2023 lediglich mit Netto-Zinserträgen von 73 Mrd. Dollar, Analysten erwarteten im Konsens zuvor 74,4 Mrd. Dollar.

In der neuen Woche öffnen auch Morgan Stanley und Goldman Sachs ihre Bücher. Letztere Investmentbank legte aber bereits Zahlen zur Entwicklung ihrer einst mit hochfliegenden Ambitionen gestarteten Privatkundensparte in den ersten neun Monaten 2022 vor. In diesem Zeitraum kam im Geschäftsbereich ein Vorsteuerverlust von 1,2 Mrd. Dollar zustande.

Bericht Seite 5

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