IPO-Kandidat

Vantage Towers löst sich mit Neukunden von Vodafone

Die Funkmastensparte von Vodafone baut ihre Verträge mit externen Kunden aus, um sich vor dem Börsengang auch geschäftlich stärker von der Mutter zu lösen. Nach neun Monaten werden die Jahresziele bestätigt.

Vantage Towers löst sich mit Neukunden von Vodafone

hei Frankfurt

– Vantage Towers nimmt mit geschäftlichem Rückenwind Kurs auf die Börse. Die Funkmastensparte von Vodafone, die nach Informationen aus Bankenkreisen „sehr bald“ ihr geplantes milliardenschweres IPO in Frankfurt ankündigen wird, unterstreicht nach den ersten neun Monaten des Fiskaljahres 2020/21 (per 31.3.) ihren Anspruch, das von der Mutter unabhängige Geschäft voranzubringen. CEO Vivek Badrinath erklärte im Pressegespräch, von 1400 neuen Mietern an den Standorten des Unternehmens seien 1100 Verträge mit Drittkunden. Das Ziel, mittelfristig über alle Mobilfunktürme eine Vermietungsquote von 1,5 zu erreichen, sei nun bereits zu einem Viertel erfüllt.

Zu den neuen Mietern zählen unter anderem die Mobilfunkanbieter Eir und Three in Irland. Außerdem wurde in Spanien ein Vertrag mit Aotec abgeschlossen, die rund 150 lokale Anbieter vertritt.

Hinzu kommt ein Vertrag mit dem französischen IoT-Start-up Sigfox in Deutschland, das mit seinem Kernprodukt, der Vernetzung von Maschinen, auch mit der entsprechenden Plattform von Vodafone selbst konkurriert. Zum Zeitpunkt des bevorstehenden IPO wollte der Unternehmenschef nichts sagen, ließ aber durchblicken, dass Vantage im Grunde startklar ist. Er verwies auf die „hohe Dynamik“ des Geschäfts und eine solide Finanzierungsstruktur mit einer Nettoverschuldung, die dem 4-Fachen des operativen Ertrags entspreche und von den Ratingagenturen mit „Investment Grade“ bewertet werde. Auch sei der Aufsichtsrat nach der Bestellung von drei unabhängigen Mitgliedern – Katja van Doren, Terry Rhodes und Chuck Green – nun vollständig. Vantage strebt dem Vernehmen nach nun einen Emissionserlös von rund 3 Mrd. Euro an. Finanzchef Thomas Reisten unterstrich überdies, dass bei der Verschuldung ein Spielraum von 1 Mrd. Euro bestehe, der für M&A-Aktivitäten oder sonstige Investitionen zur Verfügung stehe. Bei den sonstigen Investitionen denkt der Vorstand auch an Glasfaseranbindung von Standorten, etwa „falls entsprechende Infrastruktur in der Nähe verfügbar ist“. Grundsätzlich bleibe die Glasfaseranbindung allerdings den Mietern überlassen.

100 Neuverträge

Für den laufenden Turnus gibt Vantage die viel beachtete Vermietungsquote pro forma mit 1,39 an. Das Unternehmen kommt nach dem Einstieg (50%) beim Funkmastenbetreiber Cornerstone in Großbritannien insgesamt auf ein Portfolio von 82000 Standorten in zehn europäischen Märkten. Größter Einzelmarkt ist Deutschland mit 19400 Antennen, gefolgt von Großbritannien und Spanien. In Deutschland und Spanien wurden im laufenden Jahr 100 Neuverträge geschlossen, wie Badrinath sagte. Bei der Erschließung von 550 neuen Standorten bis Ende März liegt Vantage im Plan.

Nach drei Quartalen erzielte der Börsenkandidat einen Umsatz von 723 Mill. Euro (ohne die Beteiligungen an Cornerstone und Inwitt). Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird mit 620 Mill. Euro ausgewiesen, was einer rekordhohen Marge von 85% entspricht. Das bereinigte EbitdaAL (inklusive Leasingverpflichtungen) landete bei 395 Mill. Euro; Leasingkosten sind bei Tower Companies in der Regel ein substanzieller Posten. Reisten stellte für die Zukunft eine „Rendite im hohen fünfziger Bereich“ als Standard in Aussicht. Im Berichtszeitraum lag die Kennziffer bei 54,6%. Der wiederkehrende Free Cash-flow wird mit 291 Mill. Euro angegeben, mit einem Beitrag von 39 Mill. Euro von Cornerstone. Im Gesamtjahr soll der freie Mittelzufluss zwischen 375 und 385 Mill. Euro liegen.

Das Zahlenwerk ist aufgrund von Anpassungen in der Unternehmensstruktur schlecht mit dem Vorjahreszeitraum vergleichbar. Das Management bekräftigte die mittelfristigen Ziele, die ein Cash-flow-Wachstum im höheren einstelligen Prozentbereich und eine Ausschüttungsquote von 60% umfassen.

Kosten im Griff

Für den laufenden Turnus können die Investoren 280 Mill. Euro erwarten. 2021/22 strebt Vantage ein bereinigtes Ebitda AL von 520 bis 530 Mill. Euro an. Der Vorstand der in Düsseldorf ansässigen Gesellschaft hob Fortschritte bei der Kostenkontrolle hervor. Das „ Programm zur Kostenreduktion von Grundstücksmieten“ sei ausgeweitet worden. Inzwischen sind sechs Länder in der Pilotphase. Dabei seien insbesondere in Deutschland und Spanien bereits „erfreuliche Ergebnisse“ erzielt worden.