IPO

Vantage Towers will bis Ende März an die Börse

Vodafone gibt den Startschuss für das IPO von Vantage Towers. Angeboten werden zunächst nur Aktien aus dem Bestand

Vantage Towers will bis Ende März an die Börse

hei Frankfurt – Der Funkturmriese Vantage Towers will vor Ende des ersten Quartals in Frankfurt den Sprung aufs Parkett wagen. Die Tochtergesellschaft des britischen Vodafone-Konzerns, die erst im vergangenen Jahr aus der Muttergesellschaft ausgegliedert wurde, dürfte hierzulande das größte IPO des Jahres werden. Überraschenderweise sollen zunächst nur Aktien aus dem Besitz von Vodafone umplatziert werden. Eine Kapitalerhöhung ist nicht geplant.

Volumen offen

Nun heißt es, es solle ein „bedeutender Minderheitsanteil“ in den Streubesitz gebracht werden, um einen „liquiden Markt“ für die Aktien von Vantage Towers zu schaffen. Das genaue Volumen ist noch offen. 20% dürften es mindestens sein. In Finanzkreisen ist von 30% die Rede. Der Emissionserlös wird auf bis zu 3 Mrd. Euro taxiert. Der Börsengang wird federführend von Morgan Stanley, UBS und Bank of America begleitet. Barclays, Berenberg, BNP Paribas, Deutsche Bank, Goldman Sachs und Jefferies sind als Joint Bookrunners an Bord. Das IPO nutzt die aktuell sehr gute Stimmung am Markt. Anfang Februar debütierte der Berliner Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 und wurde mit knapp 12 Mrd. Euro bewertet. Vantage Towers soll dem Vernehmen nach schwerer sein. Die Rede ist von rund 18 Mrd. Euro. Die Deutsche Börse wertet die Ankündigung des IPO als Vertrauensbeweis für Frankfurt. Renata Bandov, Head of Capital Markets, sagte, die Pipeline sei „vielversprechend“. Mit der Ankündigung „einer der größten Börsennotierungen in ganz Europa erwarten wir weitere Börsengänge in Milliardenhöhe“.

Vantage-CEO Vivek Badrinath erklärte im Pressegespräch, dass das Unternehmen nach dem IPO jederzeit die Möglichkeit habe, zusätzliches Kapital auch am Aktienmarkt aufzunehmen. Er unterstrich aber zugleich bestehende Spielräume bei der Verschuldung. Dadurch habe Vantage 1 Mrd. Euro für Zukäufe in der Hinterhand. Aktuell sei „nichts auf dem Tisch“. Allerdings bewege sich der Markt für Funkturm-Assets derzeit sehr schnell. Der spanische Branchenprimus Cellnex hat in einem Akquisitionsfeldzug quer durch Europa bereits Tausende von Mobilfunktürmen eingesammelt, darunter zuletzt 10500 Standorte in Frankreich für rund 7 Mrd. Euro sowie das europäische Portfolio von rund 30000 Funktürmen von Hutchison Whampoa für 10 Mrd. Euro. Auch das globale Schwergewicht American Towers hat sich mit dem Erwerb von Telxius-Aktivitäten in Europa positioniert. Vantage selbst hat sich zuletzt die Hälfte am britischen Funkmastbetreiber Cornerstone einverleibt.

Dennoch verwies Badrinath darauf, dass noch rund 170000 Mobilfunkstandorte in Europa nicht kommerziell verwertet würden, da sie sich im Besitz von Telekomnetzbetreibern befinden. Hier sei Vantage „aktiv dabei“, das Gespräch mit den Unternehmen zu suchen. M&A-Aktivitäten seien somit „später im Jahr absehbar.“ Zunächst gehe es darum, eine „breite Investorenbasis“ für die Gesellschaft zu erschließen. Dafür sei Vantage sehr gut aufgestellt. Die bisherige Vodafone-Tochter bezeichnet sich als führendes Funkturmunternehmen in Europa mit 82000 Makrostandorten in zehn Ländern und will von einem wachsenden Bedarf nach Funkturmstandorten profitieren, der durch den explodierenden Datenverkehr und die Verdichtungsanforderungen an Telekominfrastruktur durch 5G getrieben wird. Vantage verfüge somit über „organische Wachstumschancen“ und außerdem einen sehr verlässlichen Cash-flow, da das Gros der Vertragspartner sowie der Ankermieter Vodafone ein Investment-Grade-Rating hätte. Sie stehen für 95% der Pro-forma-Erlöse im Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende März). Dies soll den Funkturmriesen überdies in die Lage versetzen, regelmäßige Dividenden zu zahlen. Für den laufenden Turnus bekräftigte Badrinath die geplante Ausschüttung von 280 Mill. Euro. Dafür soll der freie Mittelzufluss zwischen 375 und 385 Mill. Euro landen. Vantage hatte zuletzt für die ersten neun Monate über einen Umsatz von 723 Mill. Euro berichtet. Das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen und nach Leasingkosten (bereinigtes Ebitda AL) stellte sich auf 395 Mill. Euro. Leasingverpflichtungen sind der größte Kostenblock für Funkturmgesellschaften. Badrinath sagte, dass Vantage dabei sei, diese Kosten zu optimieren, um die Profitabilität weiter zu steigern. 2021/22 strebt er ein bereinigtes Ebitda AL von 520 bis 530 Mill. Euro an.

Vodafone selbst plant, die Einnahmen aus dem Börsengang primär für den Schuldenabbau zu nutzen. Funkturm-Assets sind bei Investoren begehrt. Wettbewerber von Vantage Towers wie Cellnex oder American Towers werden mit dem etwa 20-fachen operativen Ergebnis bewertet.