Valerie Schüler, DWS

„Viele interessante Opportunitäten“

Die erfolgreiche Fondsmanagerin des DWS German Small/Mid Cap zu den besonderen Gelegenheiten bei Nebenwerten.

„Viele interessante Opportunitäten“

Frau Schüler, was macht Nebenwerte so interessant?

Im Gegensatz zu Blue Chips gibt es bei Nebenwerten höhere Informationsineffizienzen. So sind Small und Mid Caps meist weniger bekannt und werden von weniger Analysten durchleuchtet. Doch gibt es bei den Nebenwerten sehr viele interessante Geschäftsmodelle mit klarem Fokus und einer starken Position in Nischenmärkten. Auch finden neue Technologien häufig zunächst bei kleineren Unternehmen Anwendung, bevor diese dann vielleicht zu Blue Chips heranwachsen. Darüber hinaus sind in diesem Sektor sehr viele familiengeführte Firmen mit einer besonderen Unternehmenskultur tätig. Insgesamt bieten somit gerade Nebenwerte viele interessante Opportunitäten.

Wie wählen Sie für Ihren Fonds Einzelwerte aus, auf welche Kriterien achten Sie?

Bei Nebenwerten setzen wir ausschließlich auf Fundamentalanalyse. Dabei investieren wir in die Small und Mid Caps mit dem höchsten Wertsteigerungspotenzial. Wir setzen dabei zum einen auf Unternehmen, die von einem starken strukturellen Wachstum profitieren. Positive strukturelle Treiber können zum Beispiel die demografische oder auch die technische Entwicklung sein. Zum anderen wählen wir Unternehmen aus, bei denen sich ein positiver Wandel abzeichnet, der vom Markt noch unterschätzt oder nicht erkannt wird. Das kann zum Beispiel ein neues Managementteam, eine neue Struktur oder eine Akquisition sein.

Sie haben keinen Branchenfokus?

Wir schließen keine Branche aus, denn man kann praktisch in jeder Branche aussichtsreiche Titel finden. Gerade bei den Nebenwerten gibt es viele unterschiedliche interessante Geschäftsmodelle: zum Beispiel bei den Finanzwerten Fintechs, oder im Gesundheitswesen Biotech-Unternehmen sowie IT-Dienstleister mit Fokus auf die Gesundheitssparte.

Wie wichtig sind Kontakte zu den Unternehmen und Gespräche mit dem Management?

Sie sind eine Hauptquelle unserer Analyse. Wichtig ist es, die Aussagen von Managern einordnen zu können. Manche sind zum Beispiel sehr vorsichtig, andere eher optimistisch. Nicht zuletzt geht es um Glaubwürdigkeit. Wir sind ein erfahrenes Team von Investment-Profis, wir kennen viele Unternehmen sehr gut, etliche begleiten wir seit ihrem IPO, so dass wir auch schnell feststellen können, wenn sich etwas ändert. Wir gleichen die Aussagen des Managements zudem mit den frei zugänglichen Daten zum Unternehmen und zur Branche ab und ziehen darüber hinaus auch ausgewähltes Sell-Side-Research heran.

Ist die Indexzugehörigkeit eines Unternehmens oder ein möglicher Aufstieg in den Dax für Sie ein Thema?

Generell spielt die Indexzugehörigkeit für uns nur eine untergeordnete Rolle, wir treffen unsere Investitionsentscheidungen vor allem aus fundamentalen Gründen. Als Nebenwertefonds investieren wir nicht in Dax-Titel. Unsere Benchmark setzt sich zwar aus 50 % MDax und 50 % SDax zusammen, doch halten wir auch aussichtsreiche Nebenwerte, die nicht im MDax oder SDax vertreten sind. Dass sich ein Unternehmen in unserem Portfolio gut entwickelt und dann in den Dax aufsteigt, kommt natürlich öfters vor.

Wie gewichten Sie Titel und wie viele Werte haben Sie gewöhnlich im Portfolio?

Ich investiere breit gestreut in etwa 60 bis 70 Werte, während unsere Benchmark 110 Titel umfasst. Wir sind zwar aufgrund unserer Benchmark insbesondere auch in den großen MDax-Werten wie zum Beispiel einer Airbus investiert, was man auch an unseren Top-10-Holdings sieht. Doch nehmen wir dabei im Vergleich zur Benchmark ein deutliches Über- oder Untergewicht vor. Insgesamt sind wir sehr aktive Manager.

Warum war Ihr Fonds 2020 so erfolgreich?

Das vergangene Jahr war zweigeteilt. Im ersten Halbjahr waren strukturelle Gewinner gefragt, insbesondere die Digitalisierungsgewinner im Konsum- und Gesundheitsbereich. Da waren wir richtig positioniert. Zur Jahresmitte haben wir uns dann etwas stärker in Richtung bevorstehende wirtschaftliche Erholung eingestellt. Und tatsächlich hat der Markt in Richtung zyklische und Value-Titel gedreht.

Was sollten Anleger bei Investitionen in Nebenwerte beachten?

Wichtig ist der Zeithorizont. Nebenwerte entwickeln sich nicht auf Knopfdruck. Sie sind ein Sektor, in dem sich vor allem langfristiges Engagement auszahlt. Zudem sind eine breite Streuung und eine genaue Kenntnis der Unternehmen notwendig, um den Mangel an Informationen zu heben. Beides kann durch eine entsprechende Fondslösung gewährleistet werden.

Sind Sie selbst in Ihrem Fonds investiert?

Ja, bin ich. Ich beschäftige mich bereits seit vielen Jahren mit Nebenwerten und bin von meinem Ansatz überzeugt.

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