Genossenschaftsbanken

Volksbank Stuttgart erwägt Negativzins für Privatleute

Die Volksbank Stuttgart sieht sich gezwungen, die Möglichkeiten auszuloten, auch für vermögende Privatanleger Minuszinsen auf hohe Einlagen zu erheben. Wie der Vorstandsvorsitzende des Instituts, Stefan Zeidler, bei der Vorstellung der Jahreszahlen...

Volksbank Stuttgart erwägt Negativzins für Privatleute

spe Stuttgart

– Die Volksbank Stuttgart sieht sich gezwungen, die Möglichkeiten auszuloten, auch für vermögende Privatanleger Minuszinsen auf hohe Einlagen zu erheben. Wie der Vorstandsvorsitzende des Instituts, Stefan Zeidler, bei der Vorstellung der Jahreszahlen für 2020 sagte, nimmt bei diesem Thema der Druck durch andere Banken, aber auch Institutionen wie die Bundesbank stark zu. „Wir müssen uns allein aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit etwas einfallen lassen“, sagte er. Bekanntlich müssen Kreditinstitute selbst 0,5% für Gelder bezahlen, die sie über Nacht bei der EZB parken.

Zeidler versicherte, dass bei einer Einführung von Minuszinsen die individuellen Kundenbeziehungen mitberücksichtigt würden. Er deutete an, dass rund 5% der Kunden, die hohe Einlagenbestände halten, von einer solchen Maßnahme betroffen sein dürften. Ob es eine Schwelle von Einlagen über 100000 Euro geben wird, ließ er offen. Den aktuellen Ergebniseffekt, den die Volksbank durch einen Verzicht auf Minuszinsen bei Privatkunden zu verkraften habe, bezifferte der Vorstandschef auf 10 Mill. Euro.

Verschärft wird die Ergebnissituation 2020 für die Bank durch eine wahre Einlagenflut, der aber rückläufige Kreditvolumina gegenüberstanden. Während die Kunden mit einem Plus von 8,3% auf 6,6 Mrd. Euro ihr Geld zur Bank trugen, reduzierte sich das Kreditvolumen leicht um 0,6% auf 4,5 Mrd. Euro. Zeidler führte diesen Effekt insbesondere auf Sondertilgungen von Privatkunden zurück, die auch in der Pandemie dazu in der Lage waren. Indessen hat die Volksbank im Zuge der Coronakrise ihre Risikovorsorge auf rund 14,9 Mill. Euro verdreifacht – ein Wert, der gegebenenfalls 2021 und 2022 noch einmal aufgestockt werden müsse. „Wir sind aber in der Lage, diese Risiken zu beherrschen“, versicherte Zeidler. Ohnehin sei keine echte Pleitewelle am Markt zu erkennen. Vielmehr rechne er mit einem nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung spätestens im zweiten Halbjahr 2021, der auch von Nachholeffekten getragen werde.

Mit Blick auf die Eigenmittel der Bank verbannte Zeidler Unkenrufer am Kapitalmarkt, die eine Pleitewelle unter Volksbanken und Sparkassen vorhersagten, ins Reich der Märchen. Mit 780 Mill. Euro Eigenkapital übererfülle sein Institut die von der Aufsicht geforderten 495 Mill. Euro. Zeidler gestand zu, dass die auf 2% halbierte Dividende für 2019 ein Grund für die Stagnation der Mitglieder bei rund 177000 gewesen sein könnte.

Volksbank Stuttgart eG
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss121,6124,3
Provisionsüberschuss44,444,3
Verwaltungsaufwand104,7105,5
Ergebnis vor Risiko54,452,4
Bewertungsergebnis–14,9–4,7
Bilanzsumme81567496
Mitarbeiterzahl949986
Börsen-Zeitung