Fresenius

Von Corona schwer getroffen

Fresenius Medical Care stellt für das laufende Jahr einen deutlichen Gewinnrückgang in Aussicht, weil immer mehr Dialysepatienten an Covid-19 sterben und damit die Auslastung der vom Konzern betriebenen Zentren mit Behandlungen zur Nierenwäsche zurückgeht. Die Nachricht löste einen Kurssturz aus,

Von Corona schwer getroffen

swa Frankfurt

Die Corona-Pandemie macht dem Gesundheitskonzern Fresenius zu schaffen. Im Dialysegeschäft zeichnet sich ein deutlicher Gewinnrückgang ab, weil immer mehr chronisch an der Niere erkrankte Patienten an Covid-19 sterben. Die Konzerngesellschaft Fresenius Medical Care (FMC) rechnet deshalb 2021 mit einem Rückgang des Konzernergebnisses von bis zu 25%. In der Prognose sind etwaige Restrukturierungsmaßnahmen nicht berücksichtigt, teilt das Unternehmen mit. Beim Umsatz wird 2021 höchstens ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet. Die mittelfristigen Ziele bis 2025 werden nicht revidiert. Die Zahlen für 2020 will FMC am 23. Februar präsentieren.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe FMC ihre Ziele erreicht, das Konzernergebnis sei sogar leicht oberhalb des Zielkorridors angekommen. Der Konzern wollte Umsatz und Ergebnis 2020 im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich steigern. Nicht berücksichtigt wird dabei nun eine Wertminderung von 195 Mill. Euro auf Firmenwert und Markenname im Lateinamerikageschäft. Dieses Impairment werde als Sondereffekt behandelt. Begründet wird die Bilanzkorrektur mit dem wirtschaftlichen Abschwung in mehreren Staaten der Region und dem damit verbundenen Anstieg der Risikoprämien. Das Lateinamerikageschäft war 2019 stark gewachsen, trägt aber bislang erst 4% zum Konzernumsatz bei.

Neben der hohen Sterblichkeit von Dialysepatienten in den großen Märkten Nordamerika sowie Europa, Mittlerer Osten und Afrika zeigten sich Belastungen durch zusätzliche Kosten für Schutzausrüstung in den Dialysezentren sowie eine höhere Bezahlung für das in Isolierstationen beschäftigte Personal, teilt FMC mit. Im vergangenen Jahr seien diese Aufwendungen weitgehend durch staatliche Unterstützung kompensiert worden. Dazu beigetragen hätten auch ein starkes Produktgeschäft sowie beschleunigte Maßnahmen zur Effizienzsteigerung – insbesondere in den USA, dem wichtigsten Markt.

An der Börse lösten die Nachrichten einen Kurssturz aus. Die FMC-Aktie brach zeitweise um mehr als 14% ein und ging in freundlichem Marktumfeld als Tagesverlierer im Dax mit einem Minus von 10,3% auf 57,94 Euro aus dem Xetra-Handel. Die ebenfalls im Dax geführte Konzernmutter Fresenius büßte im Handelsverlauf knapp 9% ein und schloss 3% leichter bei 34,95 Euro – die Aktie ist seit Monaten unter Druck.

Auch Fresenius hebt hervor, 2020 die gesteckten Ziele erreicht zu haben. Der Konzern hatte ein Umsatzwachstum von 3 bis 6% in Aussicht gestellt. Mit Blick auf die Gewinnentwicklung war zuletzt ein Rückgang des Konzernergebnisses von 4% signalisiert worden, womit das untere Ende der Spanne erreicht würde. Den Aktionären wird schon jetzt eine weitere Dividendenerhöhung versprochen, nachdem Fresenius zuletzt für 2019 von 80 auf 84 Cent je Aktie aufgestockt hatte. Die Dividendenpolitik sieht vor, die Ausschüttungsquote in einem Intervall von 20 bis 25% zu halten.

Im laufenden Jahr wagt sich Fresenius noch nicht an eine konkrete Prognose und unterstellt, dass es bei den Belastungen durch die Pandemie erst in der zweiten Hälfte zu Erleichterungen kommen wird. Auf dieser Basis werde ein „gesundes Umsatzwachstum“ und eine „mindestens in etwa stabile Entwicklung des Konzernergebnisses“ angepeilt. „Ich bin zuversichtlich, dass sich unser Unternehmen auch im laufenden Jahr trotz der bei Fresenius Medical Care erwarteten Ergebnisbelastungen solide entwickeln wird“, lässt sich CEO Stephan Sturm zitieren. Der Konzern will zusätzliche Initiativen zur Verbesserung der Profitabilität starten. An den mittelfristigen Wachstumszielen werde auf derzeitigem Informationsstand festgehalten.

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