Bahntechnik

Vossloh schreibt wieder schwarze Zahlen

Nach einer sieben Jahre dauernden Transformation zu einem Bahninfrastrukturkonzern rechnet Vossloh-Chef Oliver Schuster nun mit Jahren des Wachstums und steigender Margen. Vossloh werde angesichts der Klimadebatte von der Renaissance des Schienenverkehrs im digitalen Zeitalter profitieren.

Vossloh schreibt wieder schwarze Zahlen

md Frankfurt

Der Verkehrstechnikkonzern Vossloh hat seine Transformation mit dem Ende Mai 2020 vollzogenen Verkauf von Vossloh Locomotives an die chinesische CRRC ZELC abgeschlossen. Die erheblichen und langjährigen finanziellen Belastungen aus dem ehemaligen Geschäftsbereich Transportation hätten damit ein Ende, sagte Vorstandschef Oliver Schuster in der Bilanzpressekonferenz. Nun sei Vossloh ein ausschließlich auf Bahninfrastruktur fokussiertes Unternehmen. Schuster machte deutlich, dass eine Zeit des Wachstums und der Margenausweitungen bevorstehe.

Im letzten Jahr lag der Umsatz den Angaben zufolge bei 870 (i.V. 916) Mill. Euro. Das entspricht dem Wert, den Vossloh nach einer Senkung der Prognose im Oktober in Aussicht gestellt hatte. Ohne Berücksichtigung der Erlöse aus den Ende 2019 veräußerten US-Weichenaktivitäten hätte der Umsatz 2019 nur bei 861,5 Mill. gelegen; danach hätte 2020 ein kleines Umsatzplus gebracht.

Laut Schuster kam es 2020 zu pandemiebedingten Erlösverschiebungen von etwa 90 Mill. Euro; er betonte, dass es zu keinen nennenswerten Auftragsstornierungen gekommen sei. Für diesen Turnus rechne Vossloh mit Erlösen zwischen 850 und 925 Mill. Euro. Mittelfristig erwarte man ein im Vergleich zur Branche überdurchschnittliches Wachstum.

Für den Geschäftsbereich Core Components – die Serienproduktion von Standardprodukten für die Bahninfrastruktur, etwa Schienenbefestigungen – werden leicht höhere Umsätze avisiert; 2020 lagen sie bei 375 (352) Mill. Euro. In den Bereichen Customized Modules (402 nach bereinigten 418 Mill.) – hier werden auf Kunden angepasste Komplettlösungen nebst Einbau und Wartung angeboten – und Lifecycle Solutions (104 nach 106 Mill.) sollen die Erlöse den Planungen zufolge jeweils auf Vorjahreshöhe landen.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie das Ebit liegen den Angaben nach signifikant über den Vergleichswerten des Vorjahres, „trotz einer pandemiebedingten Ergebnisbelastung von etwa 25 Mill. Euro“. Die Zuwächse seien durch Einsparungen erzielt worden, zudem habe ein einmaliger Effekt aus der Übergangskonsolidierung einer Gesellschaft mit 16 Mill. Euro positiv gewirkt. Das bereinigte Ebit kletterte von 56 auf 73 Mill. Euro; die Marge stieg von 6,1% auf 8,4 %. Ohne den Einmaleffekt liege die Marge bei 6,6%. Auf dieser Basis wird für 2021 eine Zielspanne von 7 bis 8% genannt. Die Ebitda-Marge (12,4%) soll auf 13 bis 14% steigen.

Im Vorjahr wuchs das Ebit in allen drei Geschäftsbereichen. Die Margen betrugen 7,5% (Customized Modules), 8,4% (Lifecycle Solutions) und 13,7% (Core Components). Auch für 2021 werde mit einer Erhöhung in den Bereichen gerechnet. „Mittelfristig“, so Schuster, „werden zweistellige Ebit-Margen in allen Geschäftsbereichen angestrebt, längerfristig auch für den Gesamtkonzern.“

Das Nettoergebnis nach Anteilen Dritter wird mit 17 (– 140) Mill. Euro angegeben. Nachdem im Vorjahr keine Dividende gezahlt wurde, soll für 2020 ein Euro je Aktie ausgeschüttet werden, was einer Quote bezogen auf das Ergebnis je Aktie aus fortgeführten Aktivitäten (2,47 Euro) von etwa 40% entspreche. Die im SDax enthaltene Aktie schloss gestern 5,5 % fester mit 43,40 Euro.

Der freie Cash-flow im Kerngeschäft ist im Vergleich zum Vorjahr signifikant auf 54 Mill. Euro gestiegen (siehe Grafik); auch der Free Cash-flow inklusive der nicht fortgeführten Aktivitäten sei positiv – trotz einer Belastung von 54 Mill. durch Locomotives. Die Nettofinanzschulden seien auf 307 (321) Mill. Euro gesunken; inklusive der Leasingverbindlichkeiten betrug die Nettofinanzschuld 351 (370) Mill. Euro.

Zum Tod des Hauptaktionärs (50,1%) und ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Heinz Hermann Thiele, der am 23. Februar im Alter von 79 Jahren gestorben war, drückte CEO Schuster nochmals seine Betroffenheit aus und sagte im Hinblick auf Vossloh, es gebe „keinerlei Indikationen“ der Familie Thiele dafür, dass sich an der Zusammenarbeit etwas ändern werde.

Vossloh
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Auftragseingang916867
Auftragsbestand595549
Umsatz870862
Ebitda1231061
Ebit-Marge (%)8,46,11
Nettoergebnis17– 140
Ergebnis je Aktie (Euro)0,98– 8,32
  aus fortgeführten   Aktivitäten  2,47  – 4,13
Dividende je Aktie (Euro)1,00
Operativer Cash-flow5612
Investitionen (Capex)6960
Nettofinanzschulden2307321
Eigenkapitalquote (%)34,130,3
Roce (%)8,4– 4,2
Wertbeitrag12– 105
1) bereinigt; 2) ohne Leasingverbindlichkeiten Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.