Stahlindustrie

„Wir können uns nicht totforschen“

ab Düsseldorf – Salzgitter ist mit seinem Projekt Salcos, mit dem der Stahlhersteller die Produktion klimafreundlich gestalten will, startklar. Bis 2050 soll komplett von konventioneller auf wasserstoffbasierte Erzeugung umgestellt werden, sagte...

„Wir können uns nicht totforschen“

ab Düsseldorf – Salzgitter ist mit seinem Projekt Salcos, mit dem der Stahlhersteller die Produktion klimafreundlich gestalten will, startklar. Bis 2050 soll komplett von konventioneller auf wasserstoffbasierte Erzeugung umgestellt werden, sagte Vorstandschef Heinz Jörg Fuhrmann vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf. Allerdings sind auf dem Weg zum grünen Stahl zahlreiche Hürden aufgestellt, die zu nehmen nicht allein in Händen des Unternehmens liege. Allen voran geht es um die Finanzierung der Direktreduktionsanlagen, bei denen der bislang notwendige Kohlenstoff durch Wasserstoff ersetzt wird. Es sei jetzt an der Zeit, Projekte in großindustriellem Maßstab anzupacken. „Wir können uns nicht totforschen“, mahnte Fuhrmann an, Worten auch Taten folgen zu lassen.

Bis 2030, rechnet der Salzgitter-CEO vor, seien für Salcos Investitionen von 1 Mrd. Euro nötig, bis 2050 von 3 Mrd. Euro. Investitionen, die keiner Wirtschaftlichkeitsrechnung standhielten, aber für den Erhalt der Stahlindustrie am Standort Deutschland unerlässlich seien. Der Staat müssen den Großteil der Investitionen stemmen. „Um einen Eigenanteil können wir uns nicht herumdrücken“, doch gelte das auch für Wettbewerber. Fusionen unter den deutschen Stahlherstellern helfen nach Einschätzung von Fuhrmann in diesem Kontext nicht weiter, denn an jedem Standort müsse investiert werden. Anders sehe es beim Thema Zusammenarbeit aus. „Dazu wären wir bereit, wenn es für alle Beteiligten eine Win-win-Situation ist.“ Konzepte, die sich nur im Wege der Zusammenarbeit realisieren ließen, habe er bis heute nicht gesehen.

Ohnehin hält der Salzgitter-Chef die Forderungen nach Konsolidierung in der Stahlindustrie für überzogen. Es sei keineswegs so, dass Europa unter Überkapazitäten ächze. Diese seien letztlich das Ergebnis von (staatlich subventionierten) Stahlimporten. Das Thema sei erst beendet, „wenn die letzte Tonne Stahlkapazität in der EU stillgelegt ist“.