Klimajahr 2021

Wird 2021 das Jahr des Klimaschutzes?

Wegen der Corona-Pandemie rückte der Klimaschutz in den Hintergrund. Doch für dieses und die kommenden Jahre haben nicht nur die EU, die USA und China große Pläne.

Wird 2021 das Jahr des Klimaschutzes?

Von Anna Steiner, Frankfurt

Das vergangene Jahr stand gezwungenermaßen im Zeichen der Corona-Pandemie. Regierungen und Institutionen schnürten milliardenschwere Hilfspakete, um die wirtschaftlichen Folgen der Gesundheitskrise zu lindern. Doch der Klimawandel lässt sich von einer Viruspandemie nicht beeindrucken. Einige Länder und Institutionen haben den Klimaschutz daher wieder auf ihre Prioritätenliste genommen. Die beiden größten Emittenten von klimaschädlichen Treibhausgasen, die Vereinigten Staaten und die Volksrepublik China, gehören dazu. Auch die Europäische Union hat viel vor. 2021 hat daher gute Chancen, das Jahr des Klimaschutzes zu werden. Nicht zuletzt soll 2021 im November wieder eine echte Klimakonferenz stattfinden. Die für 2020 in Glasgow geplante Versammlung wurde ebenso wie der neueste Klimabericht des Weltklimarates (IPCC) auf dieses Jahr vertagt.

Durch Corona verlor der Klimawandel an Brisanz. Jedoch nur scheinbar. Ein Blick nach Deutschland zeigt: 2020 war eines der heißesten und trockensten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Zwar blieb ein erneuter Jahrhundertsommer aus. Doch sie Weltorganisation für Meteorologie schätzt, dass die Durchschnittstemperatur 2020 weltweit um 1,2 Grad höher lag als im vorindustriellen Zeitalter. Auch 2020 war geprägt von Naturkatastrophen, deren Ursachen im Klimawandel zu suchen sind – wie etwa die verheerenden Waldbrände in Australien im Frühjahr.

Die Coronakrise jedoch überlagerte diese Entwicklung, ist sie doch eine akute Krise mit direkten Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Menschen. Veränderungen des Klimas hingegen wirken sich erst auf viele Jahre gesehen aus. Diese unterschiedliche Herangehensweise kritisiert der dänische Statistiker und Klimaforscher Bjorn Lomborg (siehe nebenstehendes Interview). Ihm zufolge ist es durchaus möglich, mehrere Krisen gleichzeitig zu managen. Nötig wäre dafür jedoch eine effiziente und kluge Politik und weniger Aktionismus, der viel Geld kostet, aber verhältnismäßig geringe Verbesserungen bewirkt.

Eine grüne Revolution?

China, das 2019 der größte Emittent von Kohlenstoffdioxid war, hat im vergangenen Herbst im Zuge der Veröffentlichung des neuen Fünfjahresplans ein Programm präsentiert, das den Klimaschutz vorantreiben soll. Noch bevor die Europäische Union ihr neues Klimaziel präsentieren konnte, legte der chinesische Staatspräsident Xi Jinping vor. In einer Rede vor den Vereinten Nationen forderte er eine „grüne Revolution“. Dafür wolle auch China seine Klimaziele aufstocken. Sein Land wolle noch „vor 2060“ klimaneutral werden. Allerdings müsste das Land seine Wirtschaft komplett umstellen, und ob das in dem knappen Zeitrahmen gelingt, ist fraglich (siehe Text auf dieser Seite).

Einen anderen Hoffnungsschimmer für den Klimaschutz in diesem Jahr sendet die Amtsübernahme des neuen demokratischen US-Präsidenten Joe Biden. Eine seiner ersten Amtshandlungen war der Wiedereintritt in das Pariser Klimaschutzabkommen per Dekret. Sein Vorgänger, Ex-Präsident Donald Trump, hatte rasch nach der Unterzeichnung verkündet, dem Abkommen den Rücken kehren zu wollen. Der Vollzug des Austritts erfolgte gemäß den Regeln der Klimakonferenz erst am 1. De­zem­ber 2020. Joe Biden hat zudem ein umfassendes Klimaschutzprogramm mit ins Weiße Haus gebracht: 2 Bill. Dollar will er investieren, zehn Millionen neue Arbeitsplätze sollen geschaffen werden (siehe Text auf dieser Seite). Selbst wenn sein Programm so schnell nicht umgesetzt werden kann, ist es wichtig, dass in Washington kein Klimawandelleugner mehr die Amtsgeschäfte führt.

Auch die EU ist ambitioniert: 30% aus dem Wiederaufbaufonds nach der Coronakrise sollen in Klimaschutzmaßnahmen fließen. Der sogenannte Green New Deal, den die EU-Kommission unter Leitung von Ursula von der Leyen 2019 beschlossen hatte, wird unter Corona nicht leiden. Im Gegenteil: In ihrer ersten Rede zur Lage der Europäischen Union schlug die Kommissionspräsidentin noch im Herbst, also mitten in der Krise, eine Verschärfung des CO2-Ziels vor. Im Dezember einigten sich die Staats- und Regierungschefs auf eine Absenkung der Kohlendioxid-Emissionen um 55% gegenüber dem Jahr 1990. Die Auswirkungen wird nicht nur etwa die Industrie, insbesondere die Automobilindustrie, zu spüren bekommen. Auch die Haushalte müssen mit höheren Kosten rechnen. Bereits seit 1. Januar gilt in Deutschland eine CO2-Abgabe auf Kraftstoffe und Heizöl. Sie wird in Zukunft weiter steigen. Trotz der geplanten Entlastungen an anderer Stelle ist der Klimawandel nicht umsonst zu haben. Dass sich dennoch viele Staats- und Regierungschefs neuen Klimazielen verpflichtet sehen, lässt hoffen.