Strafprozess

Wirecard-Kronzeuge Bellenhaus belastet Braun

Im Wirecard-Strafprozess hat der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft, Oliver Bellenhaus, Ex-Konzernchef Markus Braun abermals eine zentrale Rolle in dem Betrugsskandal zugeschrieben. Braun habe „entschieden, was passiert“.

Wirecard-Kronzeuge Bellenhaus belastet Braun

sck München

Der Kronzeuge im Wirecard-Strafprozess hat am siebten Verhandlungstag den ehemaligen Vorstandschef Markus Braun erneut schwer belastet. In einem engen Kreis, der den mutmaßlichen Bilanzbetrug koordinierte, habe „Braun entschieden, was passiert“, sagte der ehemalige Dubai-Konzernstatthalter Oliver Bellenhaus vor dem Landgericht München I in seiner Befragung durch den Vorsitzenden Richter. Der Anwalt des Hauptangeklagten Braun, Alfred Dierlamm, gab zuletzt bekannt, dass sich sein Mandant ebenfalls noch äußern wolle.

Der Kronzeuge bezeichnete Braun als „Spiritus Rector“ des Geschäfts. Im operativen Bereich habe „am Ende Jan Marsalek entschieden“. Der ehemalige Vorstand Marsalek befindet sich seit dem aufgeflogenen Be­trugsskandal im Frühsommer 2020 auf der Flucht.

Bellenhaus zufolge gehörten zum „Kernteam“ der kriminellen Machenschaften Braun, Marsalek, Burkhard Ley, Stephan von Erffa und er selbst. Es habe sich um ein „konspiratives System“ gehandelt, um die Wirtschaftsprüfer zu täuschen. Abschlussprüfer des mittlerweile insolventen Zahlungsabwicklers aus Aschheim bei München war jahrelang EY.

Der frühere Finanzvorstand Ley wird von der Staatsanwaltschaft München als Beschuldigter geführt. Der ehemalige Konzernchefbuchhalter von Erffa sitzt wie Braun und Bellenhaus auf der Anklagebank. Die Strafermittler werfen dem Trio unter anderem „gewerbsmäßigen Bandenbetrug“ vor.

Bellenhaus steuerte von Dubai aus das dubiose Drittpartnergeschäft (TPA), das sich 2020 als jahrelange umfangreiche Luftbuchung herausstellte. „Wir haben den Gap aufgefüllt zwischen den bereits gebuchten realen Zahlen und dem, was herauskommen sollte“, gab er vor der Vierten Wirtschaftsstrafkammer des Ge­richts zu Protokoll. „Die operative Seite des Betrugs waren Stephan von Erffa und ich. Wir hatten ganz klar und offen darüber kommuniziert“, sagte der Kronzeuge.

Er gab an, dass die genannten drei Ex-Vorstandsmitglieder „einen vollumfänglichen Einblick“ in die Dinge gehabt hätten. „Mit Jan Marsalek und Burkhard Ley habe ich über diese Themen gesprochen.“ Das Gericht setzt die am 8. Dezember begonnenen Hauptverhandlung am Mittwoch nächster Woche fort.

Bericht Seite 4

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.
Es wurden keine Inhalte gefunden, die den Filterkriterien entsprechen.