Natixis plädiert für Mindesthaltefristen für Privatmarktfonds
Im Podcast: Michael Jäger
Natixis plädiert für Mindesthaltefristen für Privatmarktfonds
Experte für Private Assets über das komplexe Liquiditätsmanagement der semi-liquiden Produkte für Privatanleger
phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Der Neobroker Trade Republic steigt ins Geschäft mit Privatmarktfonds ein und möchte die illiquide Anlageklasse für seine 10 Millionen Privatkunden über einen internen Marktplatz liquider machen. Assetmanager reagieren positiv auf den Vorstoß: Wenn sich diese Plattform etabliere, könne sie einen der größten Kritikpunkte an den Produkten für Privatanleger entkräften, sagt Michael Jäger von Natixis Investment Managers.
Manager von Privatmarktfonds haben das Problem, dass Anlageklassen wie Private Equity oder Private Credit illiquide sind. Das ist für institutionelle Profi-Investoren kein Thema, doch Privatanleger würden nach der bisherigen Vertriebserfahrung großen Wert auf eine Liquiditätskomponente legen, sagt Jäger im Private-Markets-Podcast „Beyond Billions“.
Kritik der Scheinliquidität
Die Asset-Management-Branche setzt im Vertrieb an Privatanleger deshalb stark auf semi-liquide Fondsstrukturen. Anleger haben dabei die Möglichkeit, ihre Fondsanteile unter bestimmten Bedingungen zurückzugeben. Bis das Geld jedoch zurück auf dem Konto landet, können Monate oder gar Quartale vergehen, weshalb Kritiker von einer „Scheinliquidität“ sprechen, die Privatanlegern suggeriert werde.
Für Jäger ist das ein valider Punkt. „Es ist eine Liquidität, die unter normalen Marktbedingungen gegeben ist“, sagt er. Doch wenn es zu Marktverwerfungen komme oder zu viele Anleger gleichzeitig ihr Geld zurückwollen, würden die Fonds geschlossen und die Rückgaben vorübergehend ausgesetzt. Das müsse von den Anbietern klar kommuniziert werden.
Komplexes Liquiditätsmanagement
Die Assetmanager selbst stellt das Liquiditätsversprechen ebenfalls vor Herausforderungen. Sie benötigen jederzeit genug Cash, um Kundenanfragen bedienen zu können, dürfen gleichzeitig aber auch nicht zu viel Cash vorhalten, um die Performance des Fonds nicht zu gefährden. Liquidität hat ihren Preis: Jäger zufolge würden die Semi-Liquidität verglichen mit den geschlossenen Fondsstrukturen pro Jahr 1,5 bis 2% Rendite kosten.
Jäger setzt bei Natixis auf ein dreistufiges Liquiditätsmanagement. Den Anfang mache eine 15-prozentige Cash-Quote, die der Privatanlegerfonds ständig vorhalte. Darüber hinaus seien Investments in den Fonds an eine fünfjährige Mindesthaltedauer geknüpft. Für diese Zeit seien Anleger an den Fonds gebunden. Erst danach könnten sie Fondsanteile quartalsweise verkaufen und auch nur unter Einhaltung einer 180-Tage-Frist.
Grenzen der Liquidität
„Selbst wenn ich heute sage, ich verkaufe, dann dauert es immer noch mal ein halbes Jahr, bis ich das Cash auf meinem Konto habe und dadurch können wir eben sicherstellen, dass wir auch die Liquidität parat haben“, sagt Jäger. Zuallerletzt würde Jäger dann versuchen, Liquidität über den Sekundärmarkt beschaffen. Das koste jedoch zum einen Zeit und zum anderen Rendite, da Assets dort nur gegen Abschläge gehandelt würden – weshalb Jäger diesen Schritt verhindern möchte.
Zusätzliches Fremdkapital würde Jäger nicht aufnehmen, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken. In diesem Fall plädiert er für Transparenz und würde den Fonds vorübergehend schließen.