Lebensversicherungsbestände

Run-off-Spezialist Athora gibt Geschäft mit Axa auf

Athora, einer von zwei großen in Deutschland tätigen Abwicklungsspezialisten für Lebensversicherungsbestände, wird die im Juli 2022 vereinbarte Übernahme von Policen der früheren DBV-Winterthur (jetzt Axa) nicht vollziehen. Das hängt wohl mit der Zinswende zusammen.

Run-off-Spezialist Athora gibt Geschäft mit Axa auf

Abwickler Athora bläst Geschäft mit Axa ab

Run-off-Spezialist und Versicherer können sich bei Übernahme von Lebensversicherungsportfolio nicht über Konditionen einigen

Die Übernahme eines Lebensversicherungsportfolios von Axa Deutschland durch den Abwicklungsspezialisten Athora kommt nicht zustande. Die Vertragsparteien konnten sich nicht auf die Konditionen einigen. Bereits am Jahresanfang ist der Verkauf von Policen der Zurich Deutschland an Viridium geplatzt.

tl Frankfurt

Das Geschäft der Abwicklungsspezialisten von Lebensversicherungspolicen scheint in Deutschland ins Stocken zu geraten. Am Donnerstagabend berichtete die Athora Holding, dass die Tochter Athora Deutschland sich mit Axa Deutschland „einvernehmlich darauf geeinigt hat, die im Juli 2022 vereinbarte Transaktion zum Erwerb des für Neugeschäft geschlossenen Portfolios der ehemaligen DBV-Winterthur Leben nicht mehr weiterzuverfolgen“. Athora ist eine der beiden großen Run-off-Gesellschaften hierzulande.

Zinswende funkt dazwischen

Zur Begründung wird auf die „wesentlichen Veränderungen der Finanzmarktbedingungen“ seit Unterzeichnung des Kaufvertrages verwiesen. Damit dürfte die Zinswende gemeint sein, aus der die Vertragsparteien unterschiedliche Schlüsse in Bezug auf den Kaufpreis gezogen haben, die sich offenbar nicht überbrücken ließen. Athora betonte in einer Stellungnahme für die Börsen-Zeitung, „dass die gegenseitige Beendigung dieser Transaktion nicht auf regulatorische Bedenken zurückzuführen ist“.

Immerhin hatte die BaFin bereits im November der Übertragung der Bestände zugestimmt. Es handelte sich um rund 900.000 Policen der von der Axa übernommenen früheren DBV-Winterthur auf die neu gegründete Ager Lebensversicherung AG, eine 100-prozentige Lebensversicherungstochter im Axa-Konzern in Köln. Ursprünglich war geplant, dass die neu gegründete Gesellschaft dann von Athora Deutschland gekauft wird.

Die Axa betont nun auf Anfrage, dass der Bestand eben jetzt bei ihr verbleibe. Das Portfolio sei „sowohl gut kapitalisiert als auch mit einer Solvenzquote von 280% zu Q4 2023 sehr gut aufgestellt“.

Das könnte darauf hindeuten, dass die Axa den seit 2013 für das Neugeschäft geschlossenen Bestand an klassischen Garantien nun selbst abwickelt. Andererseits behält sich der Konzern vor, strategische Optionen „grundsätzlich und auch laufend“ zu prüfen, wie es heißt. Das habe man in der Vergangenheit regelmäßig gemacht und werde dies auch künftig tun.

In Bezug auf die jetzt gescheiterte Transaktion mit Athora erwartet die Axa-Gruppe „keine Auswirkungen auf die im Rahmen ihres neuen Strategieplans angekündigten Finanzziele“. Athora Deutschland wies darauf hin, dass es keine negativen Auswirkungen auf das Ergebnis der Athora Lebensversicherung gebe.

In der Mitteilung vom 2. Mai betonte die von Immo Querner als CEO geführte Athora, dass sie weiterhin auf dem deutschen Markt für Spar- und Altersvorsorgedienstleistungen wachsen wolle. Mit den 2,2 Mrd. Euro an bisher nicht abgerufenem Eigenkapital will das Unternehmen seine Präsenz in Europa weiter ausbauen. Dazu kommen laut Geschäftsbericht 2023 der Athora Holding 750 Mill. Euro einer bisher nicht gezogenen revolvierenden Kreditfazilität. Vertreten ist Athora bisher neben Deutschland in Belgien, Italien und den Niederlanden (Erstversicherung) sowie auf den Bermudas und in Irland (Rückversicherung).

Nach eigenen Angaben verwaltet die Athora Gruppe in Deutschland aktuell über 165.000 Lebensversicherungsverträge. Das Kapitalanlagevolumen (Buchwerte) wird mit rund 4,0 Mrd. Euro (Stand 31.12.2023) angegeben.

Wettbewerber mit Problemen

Erst Ende Januar dieses Jahres gab Athora-Wettbewerber Viridium bekannt, dass die im Juni 2022 vereinbarte Übernahme eines Altbestandes von 720.000 Lebensversicherungspolicen der Zurich Deutschland an den zweiten großen Run-off-Spezialisten in Deutschland, Viridium, aufgrund „unserer derzeitigen Eigentümerstruktur“ nicht durchgeführt werden kann. Viridium-Großaktionär Cinven hat sich durch die von ihm nicht verhinderte Schieflage der italienischen Tochter Eurovita bei den Aufsichtsbehörden in die Nesseln gesetzt.

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