Die türkischen Verbraucherpreise sind im April so stark gestiegen wie seit rund anderthalb Jahren nicht mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 69,8% mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt mitteilte. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 70,33% gerechnet, nachdem die Teuerungsrate im März noch bei 68,5% gelegen hatte. Allein von März auf April zogen die Preise um rund 3,2% an. Besonders für Bildung, Hotels, Cafés und Restaurants, Gesundheit, Verkehr sowie alkoholische Getränke und Tabak mussten Türken tiefer in die Taschen greifen.

Die Zentralbank hat ihren Leitzins zuletzt trotz der hartnäckig hohen Inflation nicht weiter erhöht. Sie beließ ihn vergangenen Woche bei 50%, nachdem er im März noch unerwartet von 45 auf 50% angehoben worden war. Wegen der verzögerten Wirkungen dieser geldpolitischen Straffung sei beschlossen worden, den Leitzins unverändert zu belassen, hieß es. Die Währungshüter erwarten, dass die Teuerungsrate im Mai mit 73 bis 75% ihren Höhepunkt erreichen könnte. Am Jahresende soll sie bei 36% liegen. Die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten gelten als ein Grund für die Niederlage der AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei den Kommunalwahlen.