KommentarKlebstoffhersteller

Henkel hat ihr Pulver verschossen

Henkel hat die Umsatz- und Ergebnisprognose für 2024 erhöht. Damit dürfte der Waschmittel- und Klebstoffhersteller sein Pulver in diesem Jahr bereits verschossen haben.

Henkel hat ihr Pulver verschossen

Henkel

Pulver
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Von Martin Dunzendorfer

Die Geschäftsentwicklung von Henkel in den ersten vier Monaten hat offenbar sogar das Management überrascht. Anders ist es kaum erklärbar, warum nur zwei Monate nach der Anfang März veröffentlichten Prognose für das laufende Jahr diese sowohl hinsichtlich Umsatz als auch Profitabilität angehoben wird – was durchaus kritikwürdig ist, zumal die Anhebung der Schätzungen anhand der vorläufigen Quartalsumsätze nicht zwingend erscheint.

Eine wichtige Frage ist nun, ob das kommunizierte Wachstum im ersten Quartal mehr oder weniger ausschließlich auf Preisanhebungen zurückzuführen ist bzw. wie sich die verkaufte Menge entwickelt hat. Dies betrifft insbesondere den Geschäftsbereich Consumer Brands, der durch Zusammenlegung der Sparten Wasch- bzw. Reinigungsmittel und Kosmetik entstand. Im Gegensatz zum Geschäftsbereich Adhesive Technologies (Kleb- und Dichtstoffe), für den die Umsatzerwartung nur bestätigt wurde, wurde sie für das Konsumentengeschäft um einen Prozentpunkt angehoben. In diesem Bereich findet eine Transformation statt. Allein durch die Spartenfusion zu Consumer Brands rechnet Henkel bis Ende 2026 mit Einsparungen von 525 Mill. Euro.

Zudem wird das Portfolio aufgeräumt: Marken und Kategorien für insgesamt mehr als 1 Mrd. Euro sollten veräußert oder eingestellt werden; davon sind etwa 650 Mill. Euro schon abgearbeitet. Dafür wird akquiriert und in die Kernmarken und Innovationen sowie „auf erhöhtem Niveau“ ins Marketing investiert. Ob damit aber mehr erreicht wird, als nur die Akzeptanz von Preiserhöhungen durch Verbraucher zu steigern, ist fraglich. Man kurbelt in gesättigten Märkten nicht den Absatz an, indem man die Preise immer weiter anhebt. Ohnehin dürfte hinsichtlich der Preise die Toleranzgrenze der Konsumenten erreicht sein. Das zeigen Zahlen und Aussagen von reinen Konsumgüterherstellern aus der jüngsten Zeit. Demnach ist es inzwischen fast unmöglich, Preisanhebungen ohne spürbare Absatzeinbußen durchzusetzen. Insofern könnte Henkel, was positive Überraschungen angeht, ihr Pulver für dieses Jahr bereits verschossen haben.

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