Nagel fordert Vereinfachungen in der Bankenregulierung
Nagel will Regulierung vereinfachen
Bundesbank-Chef setzt bei Zahl der Eigenmittelanforderungen an
Reuters Frankfurt
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel setzt sich mit mehreren Vorschlägen für eine Vereinfachung der Kapitalregeln für Finanzinstitute ein. Die Vielzahl an Kapitalanforderungen bereite Banken, Aufsehern und Marktteilnehmern Schwierigkeiten, jederzeit zu erkennen, welche Anforderung gerade gelte, sagte Nagel am 12. September in einer Rede auf einer Fachtagung zur Bankenregulierung in Frankfurt.
Zudem gebe es zahlreiche Neben- und Wechselwirkungen, die die eigentlichen Ziele der Vorgaben untergraben könnten. In den vergangenen Wochen waren bereits an die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) adressierte Vorschläge der Bankenaufseher von Bundesbank und BaFin an die Öffentlichkeit gedrungen, wie Regulierung vereinfacht werden könnte. Beide haben ein Kleinbankenregime erdacht, das Abstand vom Prinzip der Risikogewichtung nimmt.
Fokus auf hartem Kernkapital
„Ein erster Ansatzpunkt wäre, die Zahl der Eigenmittelanforderungen zu verringern“, sagte der Bundesbank-Chef. So könnte im Kapitalrahmen nur noch das harte Kernkapital als anrechenbar zugelassen werden. Würde man konsequent auf hartes Kernkapital setzen, wäre die Verlusttragfähigkeit der Geldhäuser im laufenden Geschäft deutlich gestärkt. „Denn das harte Kernkapital deckt Verluste uneingeschränkt ab und ist nicht an Rückzahlungen oder Umwandlungen gebunden“, führte Nagel aus.
Er schlug zudem vor, Kapital- und Abwicklungsregeln klarer zu trennen. „Die Anforderungen würden sich nicht mehr überschneiden.“ Banken könnten dann ihre Kapitalpuffer jederzeit nutzen, ohne gleichzeitig eine Mindestanforderung zu verletzen. „Ein dritter Ansatzpunkt wäre, die verschiedenen Kapitalpuffer zu bündeln.“
Größe und Komplexität berücksichtigen
Nagel bekräftigte zudem die Forderung der Bundesbank, Größe und Komplexität der Institute bei den Regulierungsvorgaben stärker zu berücksichtigen. „Für Kleinbanken könnten die Eigenmittelanforderungen noch stärker vereinfacht werden“, sagte er. Es gehe darum, kleinere und weniger komplexe Geldhäuser nicht mit denselben umfangreichen Vorschriften zu belasten wie international aktive Großbanken. Die Denkanstöße müssten allerdings noch weiter untermauert und auf mögliche Nebeneffekte hin geprüft werden.
Die Bundesbank setzt sich schon seit einiger Zeit für eine Vereinfachung der Vorschriften für die Kapitalanforderungen der Geldhäuser ein. Und die Europäische Zentralbank (EZB) hatte nach früheren Äußerungen von Insidern eine Arbeitsgruppe einberufen, die eine Vereinfachung der Bankenregulierung prüfen soll.