Russlands Angriffskrieg in der Ukraine – verdeckt bereits seit 2014, massiv ausgeweitet seit 2022 – hat auch der wirtschaftlichen Globalisierung einen Dämpfer versetzt. Nicht nur Unternehmen, auch finanzierende Banken suchen, sofern es möglich ist, das Weite. Auch Deutschlands Banken zogen sich zurück. Ausstehende Forderungen belaufen sich in dem autoritär geführten Land auf nur noch 3,2 Mrd. Euro, wie die Bundesbank aufschlüsselt. Das entspricht lediglich noch etwa einem Viertel des Volumens, das vor der russischen Annexion der ukrainischen Krim üblich war.

Seit einigen Jahren ziehen sich Banken aber auch aus weiteren großen Ländern zurück, die im Index der US-amerikanischen Denkfabrik Freedom House als „unfrei“ geführt werden: Das betrifft China, das mit der Unterdrückung der Uiguren, der Zerschlagung der Demokratiebewegung in Hongkong, den Kriegsdrohungen gegen Taiwan und der Rückendeckung für Russland politische Risiken für westliche Firmen mit sich bringt. Und auch in der Türkei, die sich unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan als schwieriger Partner erweist, wenngleich nicht gleichermaßen autoritär und aggressiv agiert wie China und Russland, halten sich deutsche Banken neuerdings zurück.

Bezogen auf das gesamte Auslandsengagement deutscher Banken wiegt das Geschäft in autoritär geführten Staaten nur gering. Ohnehin sind etliche politisch unfreie Länder wie Nordkorea, Kuba, Venezuela und Myanmar wirtschaftlich abgeschottet und für hiesige Banken irrelevant. Deutschland ist hingegen wirtschaftlich in Europa verankert, was sich auch an der Bankstatistik ablesen lässt.

Das Engagement in unfreien Ländern muss nicht falsch sein: Wirtschaftliche Verflechtung mag auch den friedlichen Umgang begünstigen, wenngleich die Formel „Wandel durch Handel“ allzu oft wenig Wirkung gezeigt hat. Nüchtern betrachtet sind politische Risiken für Banken aber zugleich finanzielle Risiken. Ein teils steigendes Engagement deutscher Banken im arabischen und zentralasiatischen Raum, wo die meisten Länder politisch unfrei sind, dürfte manch Risikovorstand mit Sorge betrachten.