Fondsabsatz im Startquartal

DWS tritt im aktiven Management auf der Stelle

Während Anleger viel Geld in ETFs der DWS anlegen, machen sie um andere Anlagesegmente häufig einen Bogen. Die Wachstumsziele für das Alternatives-Segment wird die Gesellschaft voraussichtlich verfehlen. Auch das Gewinn- und Kostenziel liegt noch in der Ferne.

DWS tritt im aktiven Management auf der Stelle

DWS tritt im aktiven Management auf der Stelle

ETFs gefragt, aber Alternatives und Aktienfonds schwach

jsc Frankfurt

Die börsennotierte Fondstochter der Deutschen Bank kommt in mehreren Fondssegmenten kaum vom Fleck: Während die Passiv-Sparte mit der ETF-Marke Xtrackers im Startquartal netto 9,3 Mrd. Euro einsammelte und darüber hinaus auch Rentenfonds, automatisierte („quantitative“) Strategien und Beratungsmandate positiv abschnitten, zogen Anleger netto jeweils niedrige Milliardenwerte aus klassischen Aktienfonds, aus Mischfonds und aus alternativen Anlageprodukten ab, wie die DWS am Donnerstag festhielt. Unterm Strich steht ein Mittelaufkommen von 7,8 Mrd. Euro.

Im aktiven Management von Aktienfonds der DWS liege der Schwerpunkt auf deutschen Titeln, auf Werthaltigkeit (Value) von Unternehmen sowie auf Dividendenstärke, wie DWS-Chef Stefan Hoops im Gespräch mit Analysten hervorhob. Der Boom von US-Technologiekonzernen habe die Aufmerksamkeit verschoben und den Verkauf der DWS-Produkte erschwert. Künftig werde sich der Aktienmarkt wieder zugunsten der DWS-Strategien entwickeln, erklärte Hoops. Die Deutsche-Bank-Tochter ist etwa für den „DWS Top Dividende“ (Fondsvolumen: 20,1 Mrd. Euro), „DWS Concept Kaldemorgen“ (14,1 Mrd. Euro) und den „ESG Akkumula“ (9,2 Mrd. Euro) bekannt.

Wachstumsziel rückt in die Ferne

Im Alternative-Segment, wo Immobilienfonds, aber auch Fonds für Infrastruktur, Private Equity oder liquide Sachwerte aufgehängt sind, wird die DWS ihr Wachstumsziel absehbar verfehlen: Hatte die Gesellschaft Ende 2022 erklärt, bis 2025 im Durchschnitt um jährlich mehr als 10% zu wachsen, schrumpfte das Volumen in dem Segment seit Ende 2022 von damals 118 Mrd. Euro auf mittlerweile 109 Mrd. Euro. So verzeichnen etwa Immobilienfonds wie der „Grundbesitz Europa“ seit Monaten Wertverluste. „We are behind“, sagte Hoops in der englischsprachigen Konferenz über das Alternative-Segment.

Im Passiv-Segment wird die DWS das damalige Wachstumsziel von 12% pro Jahr absehbar erreichen. Seit Ende 2022 stieg das Volumen von 199 Mrd. Euro auf heute 275 Mrd. Euro. Nicht nur klassische Indexfonds, sondern auch Themen-ETFs mit etwas höheren Gebühren seien gefragt, betonte Hoops.

An der Börse unter Druck

Der Trend sinkender Gebührenmargen setzt sich allerdings fort: Der Wert liegt über alle Anlageklassen hinweg bei 0,26% nach 0,27% im Jahr zuvor. Das verwaltete Vermögen der DWS erreicht unterdessen mit 941 Mrd. Euro einen Rekordwert. Die Aktienmärkte sind von Ende Oktober bis Ende März weltweit deutlich gestiegen.

Die Erträge der Gesellschaft stiegen im Startquartal auf 653 Mill. Euro, ein Plus von 5% im Vergleich zum Jahresauftakt 2023. Die Kosten erreichten 444 Mill. Euro (plus 4%), als Nettoergebnis weist die DWS 146 Mill. Euro (plus 6%) aus. An der Börse sank die Aktie am Donnerstag bis Handelsschluss um 4,5% auf 39,14 Euro. Seit Ende Oktober hat die Gesellschaft allerdings, getrieben vom Börsenboom, deutlich an Wert gewonnen.

Wenn die Hauptversammlung am 6. Juni wie erwartet die geplante Sonderdividende von 4,00 Euro je Aktie durchwinkt, fließt das Geld voraussichtlich am 11. Juni, wie Finanzvorstand Markus Kobler sagte. Die DWS kehrt damit ungenutztes Kapital aus. Die reguläre Dividende von 2,10 Euro je Papier, also 420 Mill. Euro, kommt noch hinzu. Eine Zustimmung ist wahrscheinlich, da die Deutsche Bank 79,5% der Anteile hält.

Kostenziel noch fern

Das Kosten- und Gewinnziel der DWS erscheint derweil ambitioniert: Die Gesellschaft strebt eine „bereinigte“ Aufwand-Ertrag-Quote von weniger als 59% im Jahr 2025 an und ein Ergebnis von 4,50 Euro pro Aktie. Im vergangenen Jahr lag die Quote „bereinigt“ bei 64,0% und regulär bei 70,3%. Das Ergebnis pro Aktie erreichte 2,76 Euro. Um die Ziele zu erreichen, sollen die jährlichen Kosten um etwa 125 Mill. Euro sinken, die Performance-Gebühren um 100 Mill. Euro steigen und reguläre Gebühren um 250 Mill. Euro, wie die DWS grob skizziert.

Nach der Razzia im Mai 2022 steht das Ergebnis der Staatsanwaltschaft Frankfurt weiter aus. Die Ermittler gehen dem Verdacht auf vorsätzlich falsche Angaben zur Nachhaltigkeit („Greenwashing“) nach. Auch ein Vergleich mit der DWS erscheint möglich. Der Ball liege bei der Staatsanwaltschaft, sagte Hoops.

Rückzug aus Aufsichtsrat

Derweil zieht sich die Deutsche Bank aus dem DWS-Aufsichtsrat zurück: Finanzvorstand und Vizechef James von Moltke, der für die Bank das Assetmanagement verantwortet, strebe „nach reiflicher Überlegung“ keine Kandidatur im DWS-Aufsichtsrat an, teilte die Gesellschaft am Donnerstagabend mit. Die DWS verweist auf eine Richtlinie der Deutschen Bank, die eine Verringerung der Präsenz von Vorstandsmitgliedern in Aufsichtsräten von Konzerngesellschaften vorsieht. Technologievorstand Bernd Leukert, der für die Deutsche Bank noch im DWS-Aufsichtsrat sitzt, werde das Gremium zur Hauptversammlung am 6. Juni verlassen.

Der derzeitige Vorsitzende Karl von Rohr, der sich im Oktober aus dem Vorstand der Deutschen Bank in den Ruhestand verabschiedet hatte, gibt sein Amt planmäßig wie im November angekündigt an Oliver Behrens ab, aktuell Chef von Morgan Stanley Europe. Von Rohr bleibt aber einfaches Mitglied im Aufsichtsrat.

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