DatenraumBahn-Jahrhundertprojekt

Ein Tunnel für den Finanzplatz Frankfurt

Die Deutsche Bahn plant einen Fernbahntunnel, der den Dauerstau am Frankfurter Hauptbahnhof lindern soll. Die Umsetzung des 10 Mrd. Euro teuren Mammutprojekts wäre ein Glücksfall für die Stadt – und mit Stuttgart 21 nicht zu vergleichen.

Ein Tunnel für den Finanzplatz Frankfurt

Fernbahntunnel Frankfurt

Ein Jahrhundertvorhaben für den Finanzplatz

lee Frankfurt

„Aufgrund einer Verspätung eines voranfahrenden Zuges verzögert sich die Weiterfahrt um einige Minuten …“ So vertröstet die Deutsche Bahn tagtäglich ihre Kunden auf den letzten Metern vor der Einfahrt in Frankfurt. Der Grund dafür ist historisch und von hohem architektonischen Wert: Der 1888 eröffnete Hauptbahnhof, das erste Gebäude in Europa mit freiliegender Stahlkonstruktion, ist ein Kopfbahnhof. Ein Flaschenhals, auf einer der meistbefahrenen Bahnstrecken der Bundesrepublik.

Baukosten von 10 Mrd. Euro

Abhilfe schaffen soll ein Tunnel, der den Hauptbahnhof um vier neue Fernbahnsteige erweitert. Das in der Planung befindliche Bauprojekt wird nach Angaben der Deutschen Bahn frühestens 2040 fertiggestellt und wird mindestens 10 Mrd. Euro verschlingen.

Der Vergleich mit dem umstrittenen Mammutprojekt S21 liegt nahe, gehe aber fehl, wie Gerd-Dietrich Bolte, Leiter Infrastrukturprojekte Mitte bei der Deutschen Bahn, betont. Während in Stuttgart der ganze Bahnhof in den Untergrund gelegt wird, um Platz für Wohnungen zu schaffen, geht es in Frankfurt um eine Erweiterung, die den laufenden Betrieb weitgehend unbeeinträchtigt lassen soll.

Deutschlandtakt in Gefahr

Zwar hat die Bundesregierung laut Medienberichten zuletzt auch bei den Mitteln für den Ausbau der Bahn den Rotstift angesetzt. Dennoch hat der Fernbahntunnel wohl gute Chancen umgesetzt zu werden. Denn der Dauerstau in der Anfahrtsschneise ist mehr als ein Ärgernis für Pendler, Besucher und Durchreisende. Die Dysfunktionalität des Knotenpunkts der Nord-Süd- und Ost-West-Achsen droht die Umsetzung des „Deutschlandtakts“ zu unterminieren, mit dem Bund, Länder und die Deutsche Bahn die Schiene wieder konkurrenzfähig machen wollen – auch wegen ihrer vergleichsweise günstigen CO2-Bilanz im Fernverkehr.

Glücksfall für die Stadt

Für die Stadt Frankfurt ist das ein Glücksfall, wie Heiko Nickel vom Dezernat für Mobilität herausstellt. Das Tunnelprojekt, dem die Erweiterung der oberirdischen Anlage um ein Gleis vorangehen soll, kostet die Stadt keinen Cent. Das schaffe finanziellen Spielraum, um auch den Nahverkehr des wachsenden Finanzplatzes und der Region auszubauen.

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