Der Schweizer Assetmanager GAM versucht nach einem langen und dramatischen Niedergang ein Comeback. Auf der Generalversammlung vom 15. Mai sollen die Aktionäre eine Kapitalerhöhung im Umfang von 100 Mill. sfr beschließen und so die Umsetzung der neuen Strategie möglich machen.

Die GAM-Aktien werden an der Six Swiss Exchange aktuell zu einem Kurs von 28 Rappen gehandelt. Es dürften also um die 360 Millionen neue Aktien geschaffen werden, was mehr als eine Verdoppelung des bestehenden Kapitalkleides (160 Millionen Titel) bedeutet. Trotz dieser enormen Verwässerung ist am Erfolg der Transaktion nicht zu zweifeln. Rock Investments, das Beteiligungsvehikel des milliardenschweren französischen Investors Xavier Niel, der auch bei der größten GAM-Aktionärin, der Investorengruppe NewGAMe (27%), den Ton angibt, garantiert die Kapitalerhöhung.

Es geht um die Umwandlung eines Darlehens, das Rock Investments GAM bereits im vergangenen Jahr gewährt hatte, um die Übernahme von GAM durch den britischen Fondsmanager Liontrust zu verhindern. Von dem bis Ende Juni 2025 laufenden Darlehen hatte GAM per Ende des Jahres 36 Mill. sfr in Anspruch genommen.

Rock Investments bzw. NewGAMe dürfte im Zug der Kapitalerhöhung die Beteiligungsschwelle von 33% überschreiten, an der nach Schweizer Recht normalerweise ein Übernahmeangebot erfolgen muss. Aber die Schweizer Übernahmekommission hat Rock Investments eine Ausnahmebewilligung gewährt. Xavier Niel will GAM an der Börse halten. Die Veränderungen in deren Aktionärskreis, wie sie im Zuge der von Niel gewonnenen Übernahmeschlacht eingetreten sind, lassen vermuten, dass der Franzose die neuen Aktien nicht allein wird zeichnen müssen.

Obschon GAM 2023 mit einem abermaligen Verlust von 82 Mill. sfr (i.V. 290 Mill. sfr) beendet hat und die verwalteten Fondsvermögen im fortgeführten Geschäft im Berichtsjahr noch einmal um 8% auf 19,3 Mrd. sfr abgeschmolzen sind, sieht man bei GAM nun Licht am Ende des Tunnels. Der Geldabfluss habe sich im vierten Quartal markant verlangsamt, und seit Anfang des Jahres verzeichneten zwölf Strategien wieder Zuflüsse.