Im DatenraumStrukturierte Wertpapiere

Zertifikate kehren im Zinsgewand zurück

Nach der Finanzkrise waren Zertifikate verschrien, doch nach der Zinswende kehren sie in Gestalt weitgehend sicherer Anlageprodukte wieder zurück. Die Gewichte im Markt verschieben sich deutlich.

Zertifikate kehren im Zinsgewand zurück

Zertifikate kehren im Zinsgewand zurück

jsc Frankfurt

Zertifikate gewinnen als zinsnahe Finanzprodukte wieder an Fahrt. Instrumente wie Stufenzinsanleihen, Festzinsanleihen und Geldmarktfloater verkaufen sich rege, gerade LBBW und Helaba steigen damit im Vertrieb auf. Die Deka gab zum Jahresende 2023 die Marktführerschaft an die LBBW ab, wie der Bundesverband für strukturierte Wertpapiere (BSW) aufschlüsselt. Auch private Adressen wie die Deutsche Bank, die sich weitgehend zurückgezogen hatte, verkaufen wieder mehr Zertifikate.

Die gesamte Branche kommt auf ein Volumen von 112 Mrd. Euro nach 80 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Etwa die Hälfte des Marktvolumens entfällt heute auf verzinste strukturierte Anleihen.

Insgesamt bleibt das Marktsegment, das sich an private Sparer richtet, jedoch vielfältig. Zertifikate, die von der Branche gerne als strukturierte Wertpapiere bezeichnet werden, sind derivative Instrumente in diversen Varianten. Im Jahr 1995 brachte die Privatbank Trinkhaus & Burkhardt, die heute zu HSBC gehört, ein sogenanntes Discount-Zertifikat heraus. Das Prinzip: Man nehme einen Basiswert, etwa eine Aktie, und kombiniere diesen Wert mit dem Verkauf einer Call-Option. Neu verpackt ergab sich ein Produkt, das Verluste zwar zum Teil mindert, Kursgewinne nach oben hin aber begrenzt.

Vom Zins- bis zum Zockerpapier

Heute ist vom Zins- bis zum Zockerpapier alles dabei. Während im Vertrieb über Banken und Sparkassen die eher soliden Produkte gefragt sind, werden an der Börse gehebelte Instrumente wie Knock-out-Instrumente gehandelt. Die hochriskanten Produkte haben zwar kein großes Bestandsvolumen, prägen aber den Umsatz im Handel. Zwischen diesen Extremen finden aktienmarktnahe Instrumente ihren Platz, vorneweg Express-Zertifikate.

Einige Produkte sind auf dem Rückzug: Auf Druck der BaFin ließ sich die Branche Ende 2016 auf ein Regelkorsett für die riskanteren Bonitätsanleihen ein. Der Marktanteil brach seither ein. Der schlechte Ruf, der Zertifikaten seit der Finanzkrise anhaftet, hat sich gleichwohl verflüchtigt. Klassische Tages- und Festgeldangebote mögen für Anleger oft die bessere Wahl sein, doch stehen mit Zertifikaten solide Zinsprodukte bereit.

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