KommentarCO2-Speicherung

Richtiges Umdenken in der Klimapolitik

Das grüne Licht der Bundesregierung für die unterirdische CO₂-Speicherung kommt spät – ist aber für einige Branchen überlebenswichtig.

Richtiges Umdenken in der Klimapolitik

CO2-Speicherung

Umdenken in der Klimapolitik

Von Andreas Heitker

Das grüne Licht für die unterirdische CO2‑Speicherung kommt spät, ist aber für einige Branchen überlebenswichtig.

Es hat einen langen Weg gebraucht, bis Robert Habeck am Montag Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht hat, die Unternehmen das Abspalten von CO2 und anschließende Verpressen in den Boden möglich machen sollen. In den Nullerjahren war diese Technologie schon einmal en vogue bei den großen CO2-Emittenten gewesen. Kohleverstromer, Zementhersteller oder auch Stahlkocher hatten zeitweise große Hoffnungen in das sogenannte CCS (Carbon Capture and Storage) gesetzt, das dann aber nach politischen Bedenken und heftigen Protesten in der Bevölkerung nie grünes Licht erhielt.

Auch Habeck gehörte zu denen, die damals in Schleswig-Holstein gegen die angebliche Risikostrategie auf die Straßen gingen. Heute, rund zwei Dekaden später, in denen in anderen Ländern praktische Erfahrungen gesammelt wurden und die Technologie weiterentwickelt wurde, räumt der grüne Bundeswirtschaftsminister ein, dass eine Klimaneutralität bis 2045 ohne die Abspaltung, Nutzung und Einlagerung von CO2 nicht zu erreichen ist.

Breite Zustimmung

Er hat für diesen neuen Kurs nicht nur die Wirtschaft auf seiner Seite, sondern auch Wissenschaftler wie Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, den Weltklimarat IPCC und einige wichtige Umweltverbände. Es herrscht Einigkeit, dass es bei bestimmten industriellen Prozessen immer Emissionen geben wird, für die eine Lösung gefunden werden muss. Alternativen sind nicht absehbar. Der Schritt der Bundesregierung, den Weg für eine umstrittene Technologie freizumachen, ist daher richtig.

Deutschland ist bei diesem Thema kein Vorreiter. Nicht nur Norwegen treibt die Technologie schon lange voran. Auch in zahlreichen EU-Staaten wie Italien, den Niederlanden, Frankreich, Polen oder Dänemark gibt es schon CCS-Projekte. Die USA fördern das Abscheiden und Speichern von CO2 im Inflation Reduction Act. Und auch die EU-Kommission hat mit dem Net Zero Industry Act schon vorgelegt.

Nutznießer der neuen Carbon-Management-Strategie der Bundesregierung werden im Endeffekt nur wenige Branchen sein. Für die ist der Kurswechsel in der Politik aber langfristig überlebenswichtig – für Unternehmen der Grundstoffindustrie und der thermischen Abfallwirtschaft. Auch Gaskraftwerke sollten als Brückentechnologie noch profitieren können, selbst wenn dies noch zu öffentlichen Debatten führen dürfte. Die Bundesregierung muss ihre Strategie jetzt schnell umsetzen. Denn bis die CCS-Infrastruktur aufgebaut ist, dürfte noch einmal eine Dekade vergehen.

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