CFA 2021 – Kategorie IPO

Börsengang mit nach­haltigem Glanz

Vantage Towers gelang 2021 nicht nur der größte Börsengang in Deutschland, sondern mit einem Kursplus von aktuell rund 33% gegenüber dem Ausgabepreis auch ein IPO mit nachhaltigem Glanz – im Gegensatz zu vielen anderen Börsenneulingen des vergangenen Jahres.

Börsengang mit nach­haltigem Glanz

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Mit einem Platzierungsvolumen von 2,2 Mrd. Euro war das IPO von Vantage Towers der größte Börsengang des Jahres 2021 in Frankfurt. Von dieser Glanzleistung abgesehen erstrahlt dieses Going Public auch in nachhaltigem Glanz, denn die Investoren konnten sich im Jahresverlauf an einem deutlichen Kursplus freuen. Dies überzeugte auch die Jury des Corporate Finance Award der Börsen-Zeitung, die Vantage zum Sieger in der Kategorie IPO kürte.

Mit einem Kursgewinn von aktuell rund 33 % kann sich der Mobilfunkturmbetreiber im Kreise der anderen Börsenneulinge wirklich sehen lassen; denn nicht wenige unter ihnen notieren dramatisch unter dem Ausgabekurs, darunter Auto1 oder Mister Spex. Vantage kann für ihren Erfolg nicht nur auf eine solide Geschäftsentwicklung und verlässliche Prognosen verweisen. Das können andere auch.

Aber die Vodafone-Tochter, die noch zu gut 80 % dem britischen Mobilfunkriesen gehört, hat sich am Kapitalmarkt erfolgreich als wetterfester Infrastrukturwert und Dividendentitel positioniert, der trotzdem Wachstumsfantasien zulässt. Vantage Towers hatte nach drei Quartalen im Geschäftsjahr 2021/22 zuletzt ihr Umsatzwachstum be­schleunigt und die Jahresprognose bestätigt. Nach neun Monaten steht ein Erlösplus von 3,1 % auf 748 Mill. Euro zu Buche. Im Gesamtjahr werden Einnahmen von 995 Mill. bis 1,01 Mrd. Euro und eine stabile Marge erwartet. Jedoch hatte Finanzvorstand Thomas Reisten schon angedeutet, dass man im Hinblick auf die mittelfristigen Ziele „am oberen Rand der Prognosen“ landen dürfte. Das bedeute also vor Abschreibungen und nach Leasingkosten eine Rendite im höheren 50-Prozentbereich. Vom verlässlichen Cashflow, der durch langjährige Verträge, die teilweise auch die Inflation berücksichtigen, abgesichert wird, zahlt Vantage eine präzise avisierte Dividende. Für 2020/21 waren es 280 Mill. Euro.

Reisten zeigt sich sehr zufrieden mit dem Börsengang in Frankfurt, mit dem der Mutterkonzern die Heimatbörse London brüskiert hatte. „In ganz Europa waren wir der erfolgreichste Börsengang in 2021.“ Zudem erfreulich sei, „dass die Aktien inzwischen in MDax, TecDax, Stoxx Europe600 und FTSE Global Equities Mid-Cap Index notieren“. Im Gegensatz zu anderen Börsenneulingen, die gewissermaßen als lupenreine Wachstumswerte mit absehbar längerer Verlustphase angetreten waren und nun vor der Schwierigkeit stehen, die Investoren bei der Stange zu halten, ist es Vantage Towers gelungen, ein von Beginn an stabileres Aktionariat aufzubauen. „Wir haben viele langfristig orientierte Investoren aus aller Welt an Bord. Sie schätzen den stabilen Cashflow und unsere attraktive Dividendenpolitik. Die Wachstumschancen kommen dazu.“

Auch dafür ist das IPO in mehrfacher Hinsicht hilfreich. „Wir sind als gelistetes Unternehmen bekannter und präsenter geworden – an den Kapitalmärkten, was uns mehr Spielraum für unsere ehrgeizigen Wachstumspläne gibt“, betont der Manager. Und dabei denkt die Vodafone-Tochter durchaus groß. Reisten hat nicht nur wiederholt betont, dass der Mobilfunkturmbetreiber aktiv in das M&A-Geschehen in der Branche eingreifen will, sondern auch dass Van­tage Towers die Mittel dazu hat. Zum einen lässt die Bilanz eine weitere Aufnahme von Fremdkapital zu. Auch bei einer zusätzlichen Verschuldung von 1 Mrd. Euro bliebe nach Einschätzung von Reisten das Investmentgrade Rating erhalten. Im vergangenen Jahr hatte die Gesellschaft einen Leverage in Höhe des 3,8-Fachen der Nettoverschuldung, bezogen auf das bereinigte EbitdaAL (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach Leasingkosten).

Darüber hinaus besteht nach dem Börsengang nun auch die Möglichkeit, die eigene Aktie als Akquisitionswährung einzusetzen. Dies käme vor allem bei größeren Deals zum Tragen, und an solche denkt der Vorstand von Vantage Towers durchaus. Denn das Unternehmen favorisiert einen Zusammenschluss mit Deutsche Funkturm, den Tower-Aktivitäten der Deutschen Telekom, die diese ins Schaufenster gestellt hat. Dabei rechnet sie dem Vernehmen nach mit einer Bewertung von rund 18 Mrd. Euro. Vantage bringt es selbst derzeit auf knapp 17 Mrd. Dollar, was einen der berüchtigten „Merger of Equals“ nahelegen würde. Während die Deutsche Funkturm mit knapp 34000 Standorten hierzulande mit Abstand Marktführer ist, vor Vantage mit knapp 20000, verfügt das Düsseldorfer Unternehmen über ein deutlich breiteres europäisches Portfolio von insgesamt 82000 Mobilfunktürmen und ist damit die Nummer 2 hinter der spanischen Cellnex. Cellnex selbst ist ebenfalls an dem Funkturmportfolio der Telekom interessiert, ebenso wie Konkurrent American Towers und zahlreiche Finanzinvestoren. Von Bewertungsfragen abgesehen dürften einem Deal von Telekom und Vodafone bei ihren Funkturmtöchtern indes auch hohe kartellrechtliche Hürden im Weg stehen. Dies erklärt, warum eine Transaktion augenscheinlich viel Zeit braucht, wie auch Reisten zuletzt betonte. Vantage muss sich wohl auch nach Alternativen umschauen.

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