Märkte am Abend

Neue Sanktionen verteuern Industriemetalle

Neue Sanktionen der USA und Großbritanniens gegen den börsennotierten Handel mit Industriemetallen haben deren Preis nach oben getrieben. Derweil reagierten die Märkte mit Gelassenheit auf den iranischen Vergeltungsschlag gegen Israel.

Neue Sanktionen verteuern Industriemetalle

Neue Sanktionen verteuern Industriemetalle

Märkte schütteln Eskalation im Nahen Osten ab – Ölpreis gibt nach

ku Frankfurt

Neue Sanktionen der USA und Großbritanniens gegen Industriemetalle aus Russland haben am Montag zeitweilig für Preissprünge gesorgt. Der Preis des Leichtmetalls Aluminium erreichte in London mit 2.728 Dollar je Tonne den höchsten Stand seit 22 Monaten. Später wurde das Metall dann zu 2.456 Dollar gehandelt, ein Anstieg von 2,1% gegenüber dem vorigen Handelstag. Im April hat sich Aluminium bereits um 9% verteuert, aufgrund von Angebotsengpässen. Nickel erreichte am Montag mit 19.355 Dollar das höchste Niveau seit sieben Monaten.

Die USA und Großbritannien haben beschlossen, dass neu produziertes Aluminium, Kupfer und Nickel aus Russland nicht mehr an Börsenplätzen unter ihrer Jurisdiktion gehandelt werden dürfen. Gleichzeitig wurde der Import dieser Metalle untersagt. Russland ist auf den Märkten für diese drei Metalle ein wichtiger Produzent. Von Seiten der britischen Regierung hieß es am Montag, sie erwarte, dass eventuelle Turbulenzen an den Märkten nur von kurzfristiger Natur seien. Betroffen sind in erster Linie die London Metal Exchange (LME) sowie die Chicago Mercantile Exchange (CME). Ziel der Maßnahmen soll es sein, die Einnahmen Russlands aus dem Export dieser Metalle zu minimieren. Nicht untersagt wird der bilaterale Handel von Firmen in diesen Metallen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Verweis auf Regierungsvertreter in Washington und London, es werde erwartet, dass es in solchen bilateralen Geschäften erhebliche Preisnachlässe zulasten Russlands geben wird. Mit einer Verknappung des Angebots sei nicht zu rechnen.

Allerdings waren zuletzt 91% der Lagerbestände an Aluminium in den bei der LME registrierten Lagerhäusern russischen Ursprungs. Der Anteil von aus Russland stammendem Kupfer in den LME-Lagerhäusern betrug im März 62% nach 52% im Februar, und bei Nickel waren es immerhin 36%.

Marktteilnehmer erwarten, dass es vor allem bei Aluminium nun zu Problemen kommen kann, aber weniger bei Kupfer und Nickel. Bei Nickel werde ein größeres Angebot des weltgrößten Produzenten Indonesien Preisanstiege deckeln. Bei Kupfer gebe es genügend Alternativen zu russischem Metall, hieß es.

Vor dem Wochenende hatte der Kupferpreis in Schanghai, wo russisches Aluminium weiter gehandelt werden darf, bereits den höchsten Stand seit fast zwei Jahren markiert. Am Markt hieß es, dass Investorengelder in das Metall gingen, weil Metalle als eine Möglichkeit der Absicherung gegen die wieder ansteigende Inflation gelten. Die Analysten der Bank of America betonen in einer Studie, die vor der Verhängung der neuen Sanktionen veröffentlicht wurde, sie erwarteten einen Anstieg des Aluminiumpreises bis 2025 auf 3.000 Dollar. Der Anstieg des Aluminiumangebots habe sich halbiert.

Für Kupfer sagen die Analysten der US-Großbank eine Krise des Angebots voraus. Es gebe ein eng begrenztes Angebot der Minen und zusätzlich Einschränkungen in der Kupferverarbeitung. „Der viel diskutierte Mangel an neuen Minenprojekten tut inzwischen weh“, schreiben sie. Für das wichtigste Industriemetall sagten die Experten der Bank of America – vor der Bekanntgabe der neuen Sanktionen – für 2025 einen Anstieg bis auf 10.750 Dollar voraus.

Trotz der deutlichen Eskalation der Konflikte im Nahen Osten durch den iranischen Vergeltungsschlag gegen Israel vom Wochenende zeigten sich die Märkte am Montag überwiegend entspannt. Der Dax kletterte um 0,4% auf 18.003 Punkte, der Euro Stoxx 50 um 0,5% auf 4.979 Zähler. Bislang gibt es keinerlei Anzeichen, dass Israel mit einem Angriff auf den Iran reagieren könnte. Die US-Regierung soll US-Medienberichten zufolge auf die israelische Regierung eingewirkt haben, dass es zu keiner weiteren Eskalation kommt. Dementsprechend gab es am Ölmarkt Entspannung, die Notiz der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude fiel unter die Marke von 90 Dollar. Am Abend wurde die Sorte zu 89,36 Dollar gehandelt, ein Minus von 1,3%. Die Rohstoffanalysten der australischen Großbank ANZ betonten, sie rechneten nicht mit einer unmittelbaren Reaktion des Ölpreises auf die Ereignisse im Nahen Osten. Kurzfristig gebe es freie Kapazitäten und die geopolitische Risikoprämie sei bereits hoch. Der Konflikt lasse sich begrenzen auf Israel sowie Iran und seine Verbündeten mit einer möglichen Einbeziehung der USA. Nur unter extremen Bedingungen sei realistischerweise mit einer Beeinflussung des Ölmarktes zu rechnen.

Fest zeigte sich auch die israelische Währung. Sie kletterte um 1% auf 3,73 Schekel je Dollar. Händler am Devisenmarkt sprachen von einer „Erleichterungsrally“, nachdem der Schekel in der vergangenen Woche in Erwartung eines iranischen Angriffs deutliche Schwäche gezeigt hatte.

Im Dax zeigten sich Adidas sehr fest mit einem Aufschlag von 4,2% auf 204,60 Euro. Die Analysten von Morgan Stanley verwiesen auf die steigende Wachstumsdynamik bei dem Sportartikelhersteller. Siemens kletterten nach einer Kaufempfehlung durch die Bank of America um 1,9% auf 175,90 Euro.

Fest zeigten sich die Aktien der Rüstungskonzerne. Rheinmetall befestigten sich um 1,6% auf 551,80 Euro, Hensoldt legten nur zeitweise zu.

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