Weiter Flaute beim Wohnungsbau erwartet

Wohnungsmarkt belastet Mieter und Bauherren

Die Wende am Wohnungsmarkt für Bauherren und Mieter lässt weiter auf sich warten. Die EZB rechnet europaweit mit weiter sinkenden Investitionen, weil sich Neubauten nicht rechnen. Das ist für Mieter bitter, weil es das Wohnungsangebot verknappt und verteuert.

Wohnungsmarkt belastet Mieter und Bauherren

Mieter und Bauherren unter Druck

EZB-Studie rechnet weiter mit Flaute beim Wohnungsbau

lz Frankfurt

Steigende Wohnkosten und sinkende Wohnungsbauinvestitionen setzen die privaten Haushalte in der Eurozone auch auf absehbare Zeit weiter unter Druck. Davon geht die Europäische Zentralbank (EZB) aus, die im aktuellen Wirtschaftsbericht der Notenbank diesbezüglich zwei Studien veröffentlicht hat. Zu den steigenden Wohnkosten für Wohneigentümer und Mieter haben neben fehlendem Wohnungsangebot auch steigende Hypothekenzinsen und Nebenkosten beigetragen. Die Wohnungsbauinvestitionen wiederum gingen wegen des höheren Schuldendienstes und der gestiegenen Baukosten zurück. Sie lagen aber immer noch über den rechnerisch erwarteten Werten, was für einen weiteren Rückgang spricht, warnt die EZB.

Sorge vor Kapitalverlusten

Ende 2023 befanden sich die Wohnungsbauinvestitionen weiter über dem Niveau, das sich aus den Nutzungskosten für Wohneigentum ergibt. Allerdings gingen die Kapitalerträge zurück, was Investoren von Neubauten abhält. Hinzu komme ein Absinken der Wohnungspreise, was den Wiederverkaufswert drückt (Kapitalverluste). Letzteres war vor allem in Deutschland der Fall, diagnostiziert die EZB. Demgegenüber zeigte sich der Wohnungsmarkt in Italien robust, was laut EZB auf das Superbonus-Programm der Regierung, also Finanzhilfen für Bauherren, zurückzuführen sei.

Mieterhaushalte leiden

Diese problematische Entwicklung wirkt sich auf Mieter aus – und auf Eigentümer, die in der eigenen Immobilie wohnen. Die Gesamtwohnkosten pro Haushalt belaufen sich der EZB zufolge auf 765 Euro pro Monat (Miete, Nebenkosten, Instandhaltung, Hypothekenzahlungen). Sie sind zwischen Juli 2022, dem Beginn des Zinserhöhungszyklus, und Januar 2024 um kumuliert 10,2% gestiegen. Das ist deutlich mehr als der kumulierte Anstieg der allgemeinen Teuerung von 5,5%. Bei Eigentümern ohne Hypothek hätten die Kosten dabei nur um rund 6% zugelegt, bei Mieterhaushalten und Hypothekenschuldnern um 9% bzw. 12%.

Die Wohnkosten haben nach Darstellung der EZB die finanzielle Belastung der Haushalte dramatisch gesteigert. Sie machen bei Eigentümern ohne Hypothek rund 20% des verfügbaren Einkommens aus, bei Mietern sind es aber schon 40% – und einkommensschwache Haushalte kommen auf einen Anteil von 50%.

Immerhin tut sich jetzt für Deutschland ein kleiner Hoffnungsschimmer im Bausektor auf: Wie das Statistische Bundesamt meldet, erhöhten sich die Aufträge im deutschen Wohnungsbau im Februar um 0,8% zum Vorjahresmonat. Das ist der erste Zuwachs seit März 2022. Im Januar gingen die Orders noch um 17,5% zurück.

Kein Grund zur Entwarnung

„Wir sehen nach 22 Monaten zum ersten Mal kein Minus bei den Wohnungsbauordern“, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Baugewerbe. „Mit Blick auf die Baugenehmigungen ist das aber noch kein Wendepunkt.“ Die Bewilligungen als Voraussetzung für Aufträge seien im Februar weiter gesunken. Auch der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, verwies auf den Rückgang bei den Baugenehmigungen. Er sieht daher noch keinen Grund zur Entwarnung.

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