KommentarVersäumte Entschuldung

Existenzkrise bei OQ Chemicals war vermeidbar

Die existenzielle Schuldenkrise von OQ Chemicals wäre vermeidbar gewesen. Doch der omanische Gesellschafter verpasste frühzeitige Refinanzierungschancen und hinterlässt nun verbrannte Erde.

Existenzkrise bei OQ Chemicals war vermeidbar

Der omanische Gesellschafter tritt den Rückzug an und lässt in der deutschen Gewerbesteueroase Monheim am Rhein fassungslose Manager, Banker und Berater zurück. Denn was dort über Ostern passiert ist, klingt wahrlich abenteuerlich. Der Rückzug der omanischen Gesellschafter muss für die Deutschen wie aus dem Nichts gekommen sein und hat das Chemieunternehmen OQ Chemicals vor ein existenzielles Schuldenproblem gestellt. Rund 1 Mrd. Euro Fremdkapital werden im Oktober fällig und können nun wohl nur noch gerettet werden, sofern die dahinterstehenden Investoren die Firma übernehmen.

Es sei denn, auf den letzten Metern kommt wie im Märchen doch ein Ritter in strahlend weißer Rüstung daher galoppiert und rettet das Unternehmen. Doch darauf zu hoffen, wäre bestenfalls spekulativ, vor allem aber leichtsinnig in Anbetracht der Lage des Unternehmens und der 1.400 Arbeitsplätze, die auf dem Spiel stehen. Besonders bitter ist dabei, dass diese Situation komplett zu vermeiden gewesen wäre. Die omanischen Gesellschafter hatten das Unternehmen 2013 von Advent übernommen und dabei auch die bei Private-Equity-Deals übliche Verschuldungsstruktur mit hohen Schulden.

OQ Chemicals hat die Entschuldung versäumt

Das ist zunächst nicht verwunderlich. Warum die Firma in den Jahren danach jedoch nicht entschuldet wurde, wirft schon Fragen auf – die nicht abschließend beantwortet werden können, da die Omanis eine Anfrage zur Stellungnahme bisher unbeantwortet lassen. 2021 war mit Blick auf das Ebitda ein Rekordjahr, und auch ein Jahr später machte OQ Chemicals noch Rekordumsätze. Die Voraussetzungen für eine problem- und geräuschlose Refinanzierung waren also da. Im vergangenen Jahr soll zudem die Möglichkeit bestanden haben, die Schulden über eine Hochzinsanleihe zu refinanzieren. Wie in Finanzkreisen zu hören ist, soll das den Gesellschaftern damals aber zu teuer gewesen sein.

Angesichts eines Anfang April veröffentlichten Nettogewinns von 970 Mill. omanischen Rial (rund 2,4 Mrd. Euro) dürfte der finanzielle Schaden in Deutschland für die omanische OQ-Gruppe zu verkraften sein. Die Gewinne sprudeln auch außerhalb der Monheimschen Steueroase prächtig. Doch der Image-Schaden hierzulande ist gewaltig. Natürlich steht es einem Gesellschafter frei, ein Unternehmen zu unterstützen oder sich zurückzuziehen. Auch andere Private-Equity-Investoren haben hierzulande in jüngster Vergangenheit schon die Schlüssel zum Unternehmen an die Fremdkapitalgeber weitergereicht. Es ist das Wie, das beim Rückzug der Omanis aus Monheim verbrannte Erde hinterlassen wird.

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