Private Equity

Milliardär Křetínský bietet für französischen IT-Konzern Atos

Der angeschlagene französische IT-Konzern Atos hat gleich mehrere Kaufofferten erhalten. Eine kommt vom tschechischen Milliardär Daniel Křetínský. Er arbeitet mit dem Londoner Kreditfonds Attestor zusammen.

Milliardär Křetínský bietet für französischen IT-Konzern Atos

Milliardär Křetínský bietet für IT-Konzern Atos

Gemeinsame Offerte mit Kreditfonds Attestor – Cybersecurity wird zum begehrten Investment für Finanzinvestoren

cru Frankfurt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Gerade erst hat sich der tschechische Milliardär Daniel Křetínský an der Stahlsparte von Thyssenkrupp beteiligt. Jetzt bietet er für den französischen IT-Dienstleister Atos, der auch das Militär beliefert. Der Aktienkurs des Unternehmens, das kurzfristig 1,1 Mrd. Euro braucht, reagierte mit einem Plus von zeitweise 13% darauf. Unter anderem die Zeitung „Les Echos“, die ebenfalls Křetínský gehört, hatte vorab berichtet.

Der Vorstand von Atos hat insgesamt vier Angebote erhalten, die den Rahmen für die Diskussionen mit den Stakeholdern über eine Umstrukturierung bilden sollen. Dazu gehören David Layani, der Chef der Umstrukturierungsfirma Onepoint, die bereits der größte Anteilseigner ist, sowie die Private-Equity-Firma Bain Capital und Daniel Křetínský zusammen mit dem Londoner Kreditfonds Attestor, der von dem aus Wiesbaden stammenden deutschen Jan-Christoph Peters geführt wird und in den vergangenen Wochen bereits Schulden von Atos aufgekauft hat.

Zusammenarbeit bei Casino Guichard-Perrachon

Attestor und Křetínský haben bereits bei der Umstrukturierung des französischen Lebensmittelherstellers Casino Guichard-Perrachon zusammengearbeitet, bei der sie im März die Kontrolle über das Unternehmen übernahmen. Ihr Vorschlag umfasst laut Nachrichtenagentur Bloomberg, die sich auf Insider beruft, eine Eigenkapitalspritze in Höhe von 600 Mill. Euro sowie 500 Mill. Euro an neuen Schulden, die von den bestehenden Gläubigern bereitgestellt werden.

Die Offerten von Onepoint, Bain und Attestor/Křetínský kommen zu einem Angebot der Gläubiger hinzu, die etwa die Hälfte der Atos-Schulden repräsentieren. Banken und Anleihegläubiger haben einen gemeinsamen Vorschlag unterbreitet, wonach sie etwa 1,2 Mrd. Euro an neuen Mitteln bereitstellen und einen Teil der Schulden von Atos in Eigenkapital umwandeln würden, berichtete „La Tribune“ am Samstag.

Französischer Staat bietet Hilfe an

Alle diese Bieter hätten vergangene Woche Angebote eingereicht, teilte das Unternehmen am Montag mit. Atos hatte erklärt, es benötige 1,1 Mrd. Euro, um die Geschäfte über den Zeitraum 2024 bis 2025 zu finanzieren. Inzwischen ist von dem Doppelten die Rede. Auch der französische Staat hat seine Hilfe angeboten, weil Atos die Software in vielen kritischen Bereichen kontrolliert – etwa bei Atomtest oder in Panzern und Kampfflugzeugen.

Das Unternehmen hat beschlossen, die Gespräche mit Bain Capital nicht fortzusetzen. Bain hatte gerade erst von dem Vorhaben abgelassen, die Schweizer Softwarefirma Software One für rund 3 Mrd. sfr zu übernehmen. Bei der Darmstädter Software AG war Bain in einem Bieterkampf gegen Silver Lake unterlegen. Atos beabsichtigt, bis zum 31. Mai eine Restrukturierungsvereinbarung mit den Gläubigern und bis Juli 2024 eine endgültige Vereinbarung zu treffen.

Cybersecurity als Investment

Cybersecurity wird zurzeit zum begehrten Investment für Finanzinvestoren. Die auf große Softwarefirmen spezialisierte US-Private-Equity-Gesellschaft Thoma Bravo hat kürzlich eine Milliardenofferte für das börsennotierte britische Cybersecurity-Unternehmen Darktrace vorgelegt. Geplant ist ein Take-Private. Zudem sammelt der Konkurrent Permira Aktien des ebenfalls in Paris gelisteten Value-Added-Distributeurs Exclusive Networks ein, um ihn bald von der Börse zu nehmen.

Am 26. April hatte Darktrace bekannt gegeben, dass eine Einigung über die Bedingungen für den Verkauf an den Private-Equity-Fonds Thoma Bravo erzielt wurde. Das Unternehmen samt Vorstand empfiehlt den Aktionären, das Angebot anzunehmen, und erklärte, dass 14,4% der Anteile bereits vertraglich verpflichtend angedient worden seien. Darktrace bietet den Anlegern 6,20 Pfund pro Aktie in bar. Dies entspricht einem Aufschlag von 44,3% auf den volumengewichteten Drei-Monats-Durchschnittskurs und 19,9% auf den Kurs am Vortag der Offerte. Die Gesamtbewertung liegt damit bei rund 4 Mrd. Pfund bzw. 5 Mrd. Dollar.

„In den vergangenen Jahren gab es eine rege Aktivität bei den Fusionen und Übernahmen im Bereich der Cybersicherheit, wobei sowohl strategische Unternehmen als auch Private-Equity-Fonds um diese wertvollen Assets kämpfen“, konstatiert Aurélien Deside von der Investmentboutique Bryan, Garnier & Co. „Einerseits suchen große Cybersicherheitsanbieter nach Konsolidierung, um ihre Plattformen zu erweitern, ebenso wie ihre Total­ Addressable Markets (TAM) und ihren Marktanteil.“

Auf der anderen Seite kämpfen laut Bryan, Garnier & Co Private-Equity-Fonds um die Kontrolle über das „nächste große Ding“, weil sie wissen, dass strategische Investoren bereit sein werden, hohe Preise zu zahlen, sobald die Technologie ausreichend entwickelt ist. In der Cybersecurity erweise sich u.a. Thoma Bravo als aktiver Einkäufer – neben Insight Partners, Accel und Sequoia.

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