Yakir Gabay

Der Schattenmann hinter Aroundtown

Der frühere Investmentbanker Yakir Gabay aus Israel ist mit Immobilien in Deutschland reich geworden. Seine Kerninvestments sind Aroundtown und ihre Tochter Grand City.

Der Schattenmann hinter Aroundtown

Der Schattenmann hinter Aroundtown

hek Frankfurt
Von Helmut Kipp, Frankfurt

Den öffentlichen Auftritt überlässt er anderen. Yakir Gabay agiert lieber im Stillen. Dabei spielen die Unternehmen, bei denen er mitmischt, eine gewichtige Rolle im europäischen Immobilienmarkt. Sein Kerninvestment ist Aroundtown, ein breit aufgestellter Konzern, der vor allem Büros, Hotels und Handelsobjekte besitzt und darüber hinaus mit der Tochter Grand City Properties im Wohnungssektor unterwegs ist. Beide Firmen sind börsennotiert und haben ihren Sitz in Luxemburg. Aroundtown gehört dem deutschen Mid-Cap-Index MDax an, Grand City dem SDax.

Gabay hält 15% an Aroundtown, und zwar vorzugsweise über seine in Zypern ansässige Holding Avisco. Bereinigt um den hohen Posten eigener Aktien (29%) ist der effektive Aroundtown-Anteil deutlich höher. Der Investor ist größter Aktionär vor Stumpf Capital mit 10%. Aroundtown kontrolliert ein Immobilienvermögen von 24,6 Mrd. Euro. An Grand City hält Aroundtown über ihre Tochter Edolaxia 61%. Gabays offizielle Funktionen beschränken sich auf den Beirat: Bei Aroundtown ist er stellvertretender, bei Grand City Vorsitzender des Gremiums.

Unternehmer, Investor, Philanthrop

Gabay, der sich als Unternehmer, Investor und Philanthrop sieht, stammt aus Israel. Seine Wahlheimat ist London. Sein Vermögen schätzt das Wirtschaftsmagazin Forbes auf 3,9 Mrd. Dollar. Geboren 1966 in Jerusalem, arbeitete er zunächst in der Wertpapierprospektabteilung der israelischen Finanzaufsicht und ging dann ins Investment Banking. Dort brachte es der Diplomatensohn an die Spitze des Investment Banking der größten Bank Israels, Leumi. Anschließend war er als Partner und Vorsitzender von Gmul Investments tätig, die damals für Pensionsfonds 30 Mrd. Dollar Immobilien und Wertpapiere verwaltete.

Schnäppchen in Berlin

Vor zwanzig Jahren begann Gabay mit dem Kauf von Immobilien in Berlin und Amsterdam. Damals waren gerade deutsche Wohnungen sehr günstig zu haben. Der SPD-geführte Berliner Senat und andere Kommunen verscherbelten große Bestände für kleines Geld, die heute als Wohnraum für sozial Schwache bitter fehlen. Gabay machte mit dem Erwerb spottbilliger deutscher Immobilien ein Vermögen. Und nicht nur er: Gabay unterstützte zahlreiche israelische Milliardäre bei ihren ersten Investments in Deutschland.

Es war einfach so billig, dass ich mir gesagt habe: Hier kannst du gar nichts falsch machen.

Yakir Gabay, Großaktionär von Aroundtown

Bald expandierte Gabay in andere Großstädte in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und weiteren Ländern und brachte schließlich seine Geschäfte an die Börse. Die Grand-City-Aktie steht seit 2012 auf dem Kurszettel, Aroundtown seit 2015. Vor allem Aroundtown nutzte die Jahre der ultratiefen Zinsen für ein Feuerwerk an Akquisitionen und Finanzierungstransaktionen. 2019 stieg der Konzern sogar groß ins Fußballsponsoring ein, und das ausgerechnet bei Union Berlin. Das aber stieß so manchem Fan des Arbeiter-Kultvereins übel auf.

Konsolidierung angesagt

Inzwischen ist die Zeit des schnellen Geldes Geschichte. Die Immobilienbewertungen fallen, höhere Zinsen verteuern die Finanzierung. Auch Aroundtown und Grand City verkaufen Bestände, um Liquidität für Schuldenrückzahlungen aufzubauen und Verbindlichkeiten in Schach zu halten. Beide Aktien notieren meilenweit unter dem ausgewiesenen inneren Wert – bei Aroundtown bewegt sich der Abstand bei 75%. Refinanzierungen über den Kapitalmarkt bleiben schwierig, auch wenn es jüngst gelungen ist, via Umtauschangebot neue Hybridanleihen zu platzieren.

In den Medien findet Gabay kaum statt, Pressegespräche mit ihm haben absoluten Seltenheitswert. Auch eine Anfrage der Börsen-Zeitung lief ins Leere. Eine Ausnahme ist das Interview mit dem „Manager Magazin“ im Jahr 2020, mit dem Gabay die Übernahme von TLG Immobilien, der früheren Treuhand Liegenschaftsgesellschaft, durch Aroundtown flankierte. Damals berichtete er von seinen Anfängen in Deutschland: „Es war einfach so billig, dass ich mir gesagt habe: Hier kannst du gar nichts falsch machen.“ Ein Banker habe ihn gefragt, ob er verrückt sei. „Weißt du nicht, dass die in Berlin Wohnhäuser abreißen, weil sie nichts mehr damit anfangen können?“ Bei seinen ersten Geschäften 2004 zahlte Gabay nach eigenem Bekunden 200 bis 300 Euro je Quadratmeter. Heute sind die Wohnungen ein Vielfaches wert. Kurz vor Ausbruch der Finanzkrise veräußerte er seine Immobilien, um bald darauf zu tiefen Preisen wieder in den Markt einzusteigen.

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