Bis 2029 im Amt

IWF-Direktorin Georgiewa wiedergewählt

Kristalina Georgiewa bekommt eine zweite Amtszeit als IWF-Direktorin. Trotz Lobs für ihre Leistung in den ersten fünf Jahren an der Spitze der Organisation ist die Bulgarin nicht unumstritten.

IWF-Direktorin Georgiewa wiedergewählt

IWF-Direktorin Georgiewa wiedergewählt

mpi Frankfurt

Die neue Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist die alte. Die Organisation ernannte die Bulgarin Kristalina Georgiewa für weitere fünf Jahre zur geschäftsführenden Direktorin. Dies teilte der IWF am späten Freitagabend deutscher Zeit in Washington mit. Ihre zweite Amtszeit tritt die 70-Jährige am 1. Oktober 2024 an. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.

„Mit dieser Entscheidung würdigte der Vorstand die starke und agile Führung von Frau Georgiewa während ihrer Amtszeit, als eine Reihe großer globaler Schocks zu bewältigen waren“, teilte der IWF zur Begründung der Wiederwahl mit. Während der Pandemie habe sie Finanzierungen von über 360 Mrd. Dollar für 97 Länder organisiert sowie mit Schuldenerleichterungen die finanziell schwächsten Mitglieder des IWF gestützt.

Kampf für mehr Gerechtigkeit

In ihrer ersten Amtszeit legte Georgiewa unter anderem den Fokus auf die Bekämpfung von Armut, Ungleichheit und Geschlechterungerechtigkeit sowie auf die Folgen des Klimawandels. Allesamt Themen, die zu den Kernaufgaben der Weltbank zählen, für die die gelernte Umweltbiologin in verschiedenen Positionen von 1993 bis 2010 arbeitete. Für diese Ausrichtung erhielt Georgiewa nicht nur Lob, sondern auch Kritik. Etwa vom ehemaligen IWF-Chefökonomen Kenneth Rogoff. Dieser sagte, der IWF solle sich auf seine Kernaufgabe konzentrieren, die Finanzstabilität zu gewährleisten.

Grund für diese Schwerpunktthemen des IWF dürfte auch die Schwäche der Weltbank gewesen sein. Unter der Führung des Inders Ajay Banga, der im Juni 2023 sein Amt als Präsident der Weltbank antrat, soll die Zusammenarbeit und Abgrenzung zwischen beiden internationalen Organisationen jedoch besser geworden sein.

Zweite Frau an der Spitze des IWF

Anerkennung erhält Georgiewa dafür, wie sie es geschafft hat, den IWF mit ruhiger Hand durch die zahlreichen globalen Krisen wie Pandemie, Krieg in der Ukraine und weltweit hohe Inflation 2022 zu führen. Sie habe die Organisation erfolgreich durch diese schwierigen Zeiten manövriert, sagt etwa Bundesfinanzminister Christian Lindner über Georgiewa. Deutschland hatte sich für eine Wiederwahl der Bulgarin ausgesprochen. Die Spitze des IWF bekleidet traditionell ein Europäer. Georgiewa ist nach der jetzigen EZB-Präsidentin Christine Lagarde die zweite Frau, die die internationale Organisation leitet.

Zu chinafreundlich?

Unumstritten ist die Führungsarbeit der ehemaligen EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe und Krisenschutz nicht. So verlange sie ihren Mitarbeitern sehr viel ab und sei zudem im Tonfall mitunter harsch, heißt es aus ihrem Umfeld.

Auch ihr Umgang mit China stand wiederholt in der Kritik. Im März forderten Republikaner die US-Finanzministerin Janet Yellen auf, sich gegen die Wiederwahl Georgiewas auszusprechen. Die IWF-Direktorin sei zu chinafreundlich und gehe nicht gegen die Versuche Pekings vor, die Landeswährung künstlich niedrig zu halten.

Zudem stand Georgiewa 2021 unter Druck, als Vorwürfe aufkamen, sie habe 2017 Mitarbeiter der Weltbank unter Druck gesetzt, damit diese ein Ranking zum internationalen Geschäftsklima zugunsten Chinas schönen. Hintergrund soll gewesen sein, dass sich Georgiewa davon die Unterstützung Pekings für eine Kapitalerhöhung beim IWF versprochen hatte. Sie stritt diese Anschuldigungen stets ab. Eine unabhängige Untersuchung konnte die Vorwürfe nicht erhärten, sodass Georgiewa im Amt bleiben konnte – das sie nun wohl bis 2029 ausüben wird.

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