Pensions- und Stiftungsportfolios mit ETFs optimieren

Nachhaltigkeit, Stil-Faktoren und Anleihen sind lohnende Ansatzpunkte

Pensions- und Stiftungsportfolios mit ETFs optimieren

Dr. Stephanie LangLeiterin Portfoliostrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRockHamed MustafaLeiter Institutional Sales Deutschland ETF und Index Investing bei BlackRockDie strategische Vermögensallokation von Pensionskassen in Deutschland ist breit diversifiziert – auf den ersten Blick. Sie umfasst im Schnitt rund 45?% Investment-Grade-Unternehmensanleihen, knapp 20% Hochzinspapiere, gut 10% Immobilien sowie knapp 10% Cash und Staatsanleihen. Der Rest entfällt auf Aktien sowie Privatmarktanlagen, wie eine Analyse der Gesellschaft für Analyse und Consulting (GAC) zeigt. Eine tiefergehende Analyse im Hinblick auf die tatsächlichen Portfoliorisiken liefert ein anderes Bild: Es dominieren Spread- und Aktienrisiken.Demnach haben Portfolios von Pensionskassen ebenso wie von Stiftungen aus strategischer Sicht im neuen Marktumfeld nach Studien des BlackRock Portfolio Analysis & Solutions Teams (BPAS) Optimierungspotenzial. Unter Einbeziehung der langfristigen Markterwartungen und des veränderten Risiko- und Korrelationsverhaltens verschiedener Anlageklassen bieten sich vor allem vier Ansatzpunkte. Diese lassen sich mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) effizient umsetzen.Erstens die Integration von Umwelt- und Sozialkriterien sowie Aspekten guter Unternehmensführung (ESG). Diese wird erleichtert durch kostengünstigeren Zugang über ETFs, die zunehmende Qualität nachhaltiger ETFs und eine zunehmende Auswahl nachhaltiger Portfoliobausteine. BPAS-Studien zeigen, dass Portfolios mit überdurchschnittlichen ESG-Werten historisch betrachtet geringere Risiken aufweisen als traditionelle.Zweitens können wissenschaftlich fundierte Renditetreiber die Risikostreuung verbessern. Stil-Faktoren erklären Renditen und Risiken innerhalb von Anlageklassen. Durch Faktor-ETFs lässt sich dieses Potenzial effizient nutzen. Bislang geschieht dies vor allem in einzelnen Portfoliobereichen. Es besteht also Raum, Faktor-ETF-Strategien im Rahmen der strategischen Asset-Allokation auf das gesamte Portfolio auszudehnen.Drittens führt die Mandatsvergabe an viele aktive Portfoliomanager mitunter dazu, dass sich gute Ansätze gegenseitig neutralisieren. Insofern kann es sinnvoll sein, bestimmte Segmente stärker über ETFs abzudecken. Das dadurch frei werdende Budget lässt sich zur gezielteren Selektion Alpha-orientierter Manager verwenden, unter anderem im Bereich Privatmarktanlagen oder illiquiderer Investitionen.Viertens geht es um die Effizienz von Anleihen. Infolge anhaltend niedriger Zinsen haben Investoren etwa in Unternehmensanleihen umgeschichtet. Diese bergen höhere, möglicherweise unbeabsichtigte aktientypische Risiken. Gleichzeitig gilt es, neben der Rendite auch auf Diversifikationseigenschaften zu schauen – und die Kosten zu minimieren, etwa über ETFs. Pensionskassen und Stiftungen werden ihre Vermögensaufteilung im Hinblick auf die Marktverwerfungen in der Coronakrise überdenken. Wer sich dabei auf die genannten Punkte konzentriert, kann die Krise als Chance zu nutzen. Dass ETFs sich auch in der Krise erneut bewährt haben, dürfte sie dabei zunehmend zum Mittel der Wahl machen.