Wirtschaftsfaktor Karneval

Ausgiebige Feiern tun allen gut

Wenn die Narren los sind, holen sie sich nicht nur eine Portion Optimismus, sondern stützen auch die Wirtschaft.

Ausgiebige Feiern tun allen gut

Ausgiebige Feiern tun allen gut

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Wenn die Narren los sind, holen sie sich nicht nur eine Portion Optimismus, sondern stützen auch die Wirtschaft.

Die närrische Zeit ist für viele ein Grund, ausgelassen zu feiern. Und zwar nicht nur für die Narren, Jecken und wie sie sonst noch so heißen, die da dieser Tage verkleidet durch Gassen und Straßen ziehen. Denn egal, ob es nun um Karneval, Fastnacht, Fassenacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching, Fastabend, Fastelovend, Fasteleer oder die fünfte Jahreszeit geht: Es wird Geld dafür ausgegeben. Viel Geld. Und dies, obwohl die hohe Inflation an der Kaufkraft der Verbraucher zehrt, vor allem an Lebensmitteln – insbesondere frischem Obst und Gemüse – gespart wird und die Konsumlaune im Keller verharrt.

Mehr als 1,7 Milliarden Euro

Mehr als 1,7 Mrd. Euro könnten in diesem Jahr an jene fließen, die Kostüme, Getränke, Essen, Transport, Hotels und Veranstaltungen feilbieten. Obwohl die Session in diesem Jahr mit 95 Tagen ungewöhnlich kurz ist, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in seiner Studie zum Wirtschaftsfaktor Karneval feststellt. So kurz war sie zuletzt 2016 – 2011 hingegen erstreckte sie sich über 118 Tage.  

Den größten Spaß werden zwar die Jecken haben, den größten Reibach dürften hingegen hauptsächlich die Gastronomen machen: 770 Mill. Euro an Umsatz, so prophezeit das IW, dürften für Kölsch, Altbier und närrische Leckereien über die Theken und Tresen der Bundesrepublik gehen. Kostüme und Kamelle veranschlagen die Wirtschaftsforscher mit einem Umsatz von 360 Mill. Euro.

Allein in Köln dürfte auf der 8,5 km langen Zugstrecke so einiges an Süßkram fliegen: Laut dem Veranstalter werden es 300 Tonnen. Dazu kommen noch Strüßje, Stoffpuppen und kleine Präsente. Die von den Zugteilnehmern privat finanziert sind.

Auch Hotels und Transportwesen profitieren

Löblich auch, dass für Übernachtungen in Hotels rund 190 Mill. Euro vorausgesagt werden und weitere 260 Mill. Euro für den Transport, also unter anderem für Bahntickets für die Anreise oder Taxifahrten. Denn auch wenn es etwas übertrieben klingt, dass Millionen Menschen aus aller Welt vom Straßenkarneval angezogen würden, wie das IW ebenfalls schreibt – es lässt hoffen, dass viele Karnevalsgäste als Urlauber wiederkommen. Denn der Gastgewerbeumsatz lag 2023 immer noch real, also preisbereinigt, um 9,9% unter dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019. Und es lässt hoffen, dass viele der Jecken zwar auf der Straße feiern, aber nicht (mehr) am Straßenverkehr teilnehmen. Vor allem nicht alkoholisiert – 0,5 Promille sind die Grenze für Auto- und E-Scooter-Fahrer, die Grenze zur Strafbarkeit liegt für Radler bei 1,6 Promille – oder zu ausgiebig kostümiert, wie der ADAC Hessen mahnt.

Wenn also Hexenmaske und Monsterfüße den Fahrer erst am Ziel schmücken, steht den feuchtfröhlichen närrischen Tagen nichts mehr entgegen. Und sie könnten in der Tat ein Lichtblick für Gastronomie und Hotellerie sein und den Optimismus bei all den dicht aufeinanderfolgenden Krisen fördern. Oder wie das IW – ganz Lokalpatriot – seine Studie beschließt: „Et kütt, wie et kütt, und et hätt noch immer jood jejange.“

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