KommentarHSBC

Das Spiel der Bilder

HSBC will heraus aus der China-Ecke, in die sie sich hineinmanövriert hat. Das legt zumindest die Ikonographie der Geschäftsberichte nahe.

Das Spiel der Bilder

HSBC

Heraus aus der China-Ecke

Von Andreas Hippin

HSBC hat eine Milliardenabschreibung auf ihre Beteiligung an der chinesischen Bank of Communications vorgenommen. Vom Börsenwert ist der Buchwert des Anteils auch weiterhin meilenwert entfernt. Erholt sich die Volksrepublik in den kommenden Monaten nicht nennenswert, die nächste Wertberichtigung ist nur eine Frage der Zeit. Natürlich äußert sich Chief Executive Noel Quinn wohlwollend zu den wirtschaftlichen Perspektiven des Reichs der Mitte. Doch das müssen wohl alle, die dort weiterhin Geschäfte machen wollen.

Heraus aus der Chinaecke

Schon 2004 war der Einstieg bei dem Institut aus Schanghai keine Liebesheirat. Doch nur mit Hilfe solcher Partner konnten westliche Banken Zugang zum chinesischen Markt bekommen. Die Volksrepublik galt damals noch als Wirtschaftswunderland. Doch unter der Führung von Xi Jinping kehrte die Kommandowirtschaft zurück. Ein bisschen Ikonografie hilft, um zu verstehen, was sich derzeit bei der britischen Großbank ändert. Den Geschäftsbericht ziert dieses Jahr kein fernöstliches Motiv. Der Umschlag zeigt ein Bild der Erde aus dem All. Auf dem Planeten prangt das Logo des Instituts wie ein Brandzeichen. Man will heraus aus der Chinaecke, in die Quinns Vorgänger den Supertanker HSBC mit voller Kraft hineinmanövriert haben.

Im vergangenen Jahr war noch eine schwarzhaarige Schönheit auf dem Titel zu sehen, die ihre Hand hoffnungsvoll auf die Tatze einer überlebensgroßen Löwenstatue legt. Nun steht wieder der Ehrgeiz im Vordergrund, die Welthandelsbank zu sein. Quinn glaubt nach eigenem Bekunden nicht an eine Rückabwicklung der Globalisierung, auch wenn der Protektionismus rund um den Erdball zugenommen hat. Er hofft lieber auf eine Re-Globalisierung. Seine Bank kann Firmen dabei helfen, ihre Beschaffungsketten neu zu sortieren, denn sie ist nahezu überall vor Ort präsent.

Heimatmarkt brummt

Es ist kein Zufall, dass der HSBC-Chef die Diversität der Ertragsquellen des Instituts betont. Sein Geschäft wächst in Indien und Singapur, aber auch auf dem Heimatmarkt. Die UK Ring-Fenced Bank, deren Brandmauer das Retailgeschäft vor negativen Folgen riskanterer Deals schützen soll, zeigte 2023 eine Eigenkapitalrendite von 28,4%.

Der starke Rückgang der Teuerungsrate hat im Vereinigten Königreich Spielraum für eine schrittweise Lockerung der Geldpolitik geschaffen, auch wenn die Inflation noch lange nicht beim Zielwert der Bank of England angekommen ist. Damit sind aus Quinns Sicht die Voraussetzungen für eine Erholung in den kommenden Quartalen gegeben. Wer weiß, vielleicht ziert ja schon bald ein Black Cab oder ein roter Doppeldeckerbus den HSBC-Geschäftsbericht.

HSBC positioniert sich als Welthandelsbank. Jetzt fehlt nur noch die Re-Globalisierung.

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