Mittelstandsanleihen

Bondgläubiger machen Front gegen Ekosem-Plan

Der angeschlagene Agrarkonzern Ekosem braucht die Hilfe der Anleiheinhaber. Der Beratungsgesellschaft Square One und der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger gehen die Forderungen aber zu weit.

Bondgläubiger machen Front gegen Ekosem-Plan

hek Frankfurt – Die Beratungsgesellschaft Square One Advisors und die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) halten den Plan des Agrarunternehmens Ekosem für unverhältnismäßig, die Laufzeit von zwei Mittelstandsanleihen um fünf Jahre zu verlängern und den Zinssatz drastisch zu senken. Sie stufen es zwar als verständlich ein, dass Ekosem die Hilfe der Anleihegläubiger braucht, um die Insolvenz zu verhindern.

Die geforderten Zugeständnisse gingen aber weit über das Ziel hinaus und schwächten die Position der Anleihegläubiger erheblich. Square One, die Bondhalter in Restrukturierungen und Insolvenzverfahren vertritt, und SdK verlangen, dass die Eigentümer die Ekosem-Finanzierung sicherstellen.

Ekosem-Agrar ist die deutsche Holding der Ekoniva-Gruppe, deren Geschäft in Russland stattfindet. Ekoniva ist nach eigenen Angaben größter Milchproduzent Russlands. Das ohnehin hoch verschuldete Ekosem ist durch den Angriff auf die Ukraine, die Sanktionen des Westens und die russischen Gegenmaßnahmen in große Bedrängnis geraten. Die im Dezember 2022 fällige Anleihe im Volumen von 78 Mill. Euro kann nach derzeitigem Stand nicht zurückgezahlt werden. Der im Dezember ablaufende Bond ist mit 8,5% zu verzinsen, der zweite im Volumen von 100 Mill. Euro, der bis 2024 läuft, mit 7,5%. Ekosem will nun den Zinssatz drastisch auf jährlich 2,5% senken. Beide Bonds notieren an der Börse bei nur etwa 10% des Nennwerts.

Die Hilfe der Anleiheinhaber nutze nichts, wenn Ekosem später doch ein Insolvenzverfahren eröffnen müsse, monieren Square One und SdK. Die laufenden Kosten des Geschäftsbetriebs müssten gesichert sein. Dazu gehörten beispielsweise Personalkosten der deutschen Holding, Beratungskosten und Mieten. Daher müssten die Ekosem-Eigentümer zusichern, die Gesellschaft zu finanzieren. Hauptaktionär ist Gründer und Vorstand Stefan Dürr, der seit gut 30 Jahren in der russischen Landwirtschaft unterwegs ist. Er besitzt laut Homepage 58,8% an Ekosem. Die restlichen 41,2% halten Manager, Mitarbeiter und Investoren.

Die Laufzeitverlängerung um fünf Jahre stößt auf Ablehnung. Square One und SdK fordern, dass die Bondgläubiger spätestens nach 18 Monaten neu entscheiden können: „Es kann nicht sein, dass in den kommenden fünf Jahren die Eigentümer den Stecker ziehen können, indem die laufenden Kosten nicht mehr finanziert werden, die Gläubiger aber keinerlei Mitspracherecht haben.“ Ausreichend sei, die Laufzeit der 2022 auslaufenden Anleihe bis Ende 2023 auszudehnen.

Leere Holding

Die dauerhafte Zinsreduktion auf 2,5% stößt ebenfalls auf Widerspruch. Sie sei nachteilig, falls es später doch zur Insolvenz komme. Stattdessen plädieren Square One und SdK für eine Stundung der Zinsen für einen bestimmten Zeitraum. Zudem sollten die Zinsen bei einem Insolvenzverfahren wieder aufleben.

Auch die Änderung der Change-of-Control-Klausel stößt auf Skepsis. Ekosem plant, dass die Anleihegläubiger bei einem Kontrollwechsel keine vorzeitige Rückzahlung mehr fordern können, falls die russischen Tochter- bzw. Enkelgesellschaften veräußert werden.

Dieser Verzicht lasse die Bondhalter mit Forderungen gegen eine leere Holdinggesellschaft ohne werthaltige Assets zurück, so die Befürchtung. Daher müssten die Verpflichtungen aus der Anleihe bei einem Verkauf in geeigneter Form übernommen oder abgesichert werden.

Ekosem begründet den geplanten Verzicht vor allem mit dem Risiko einer Enteignung durch den russischen Staat. Um das zu verhindern, könne ein Verkauf der Anteile an den operativen Firmen in Russland an eine russische Gesellschaft nötig werden. Die Anleihevertreter fragen sich aber, wie Ekosem dann einen Kaufpreis erzielen könne, der zumindest die volle Rückzahlung der Anleihen garantiere. Zudem sei unklar, wie man den Erlös von Russland nach Deutschland bekomme.