"Konjunktureller Rückenwind fehlt"

Nur flaue Frühjahrsbelebung am deutschen Jobmarkt

Die Konjunkturschwäche schlägt nicht nur auf den deutschen Arbeitsmarkt, sondern auch auf den Haushalt der Arbeitsagentur durch. Es gibt aber Grund für verhaltenen Optimismus.

Nur flaue Frühjahrsbelebung am deutschen Jobmarkt

Nur flaue Frühjahrsbelebung am deutschen Jobmarkt

Konjunkturschwäche belastet Haushalt der Arbeitsagentur

ba Frankfurt

Die sonst übliche Frühjahrsbelebung am deutschen Arbeitsmarkt lässt in diesem Jahr auf sich warten. Zwar ist die Zahl der Arbeitslosen im April um 20.000 auf 2,75 Millionen gesunken. Damit fällt der Rückgang allerdings nur halb so kräftig aus als in diesem Monat sonst üblich. Die Arbeitslosenquote stagnierte bei 6,0%. „Dem Arbeitsmarkt fehlt nach wie vor der konjunkturelle Rückenwind“, kommentierte dies Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA). „Obwohl die deutsche Wirtschaft seit zwei Jahren nicht in Tritt kommt, ist die Situation am Arbeitsmarkt aber weiterhin robust.“

Die schwächere Konjunktur dürfte Terzenbach zufolge auch den Haushalt der BA belasten. Beim Arbeitslosengeld geht er von Mehrausgaben in diesem Jahr von 1,6 Mill. Euro aus, beim konjunkturellen Kurzarbeitergeld dürften es 200 bis 300 Mill. Euro mehr werden und das Plus beim Insolvenzgeld beziffert Terzenbach auf 500 Mill. Euro. Denn sowohl die Zahl der Insolvenzen als auch die Forderungen der Gläubiger seien höher als im vergangenen Jahr. Die Rücklage für Krisen, etwa die Corona-Pandemie, könne daher nicht wie geplant auf 5 Mrd. Euro in diesem Jahr steigen, sondern nur auf 3,7 Mrd. Euro.

Rückgang bei offenen Stellen

Bei der Kurzarbeit sei „das Niveau der Inanspruchnahme zwar moderat, aber im langfristigen Vergleich erhöht“, erklärte Terzenbach. Vom 1. bis einschließlich 24. April wurde für 61.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, dies ist laut BA „ein gutes Viertel mehr als zum vergleichbaren Zeitpunkt im Vormonat“. Tatsächlich in Anspruch genommen wurde den aktuellsten Daten zufolge im Februar konjunkturelles Kurzarbeitergeld für 204.000 Beschäftigte. Im Januar waren es 190.000 und 146.000 im Dezember.

Seit zwei Jahren verzeichnet die BA zudem einen Rückgang bei den offenen Stellen. Diese seien im langjährigen Vergleich zwar weiter hoch, „aber der Zenit ist überschritten“, mahnte Terzenbach. Im April waren 701.000 Arbeitsstellen bei der BA gemeldet, das sind 72.000 weniger als vor einem Jahr.

Positiv aber wertet der BA-Vorstand, dass die Beschäftigung weiter wachse, wenn auch nur moderat. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung habe im Februar nach BA-Hochrechnungen im Jahresvergleich um 164.000 auf 34,77 Millionen Beschäftigte zugenommen. Allerdings beruht dieser Anstieg allein auf ausländischen Staatsangehörigen. Den verhaltenen Optimismus, dass sich der Jobmarkt Richtung Sommer und auch im Herbst belebe, teilt Terzenbach. Denn es gebe weiter Arbeits- und Fachkräftebedarf. Die Demografie führe dazu, dass in den nächsten Jahren mehr Menschen den Arbeitsmarkt verließen als hinzukämen. Das Forschungsinstitut der BA, das IAB, erwartet zwar eine Erholung des Jobmarktes im weiteren Jahresverlauf, im Gesamtjahr dürfte die Arbeitslosenzahl dennoch um 120.000 auf 2,73 Millionen steigen.

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